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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eingefangen hat.«
Bresto nickte. »Ja. Und … Colonel Rodriguez.« Andrej schwieg einen Moment. Dass Loki Abu Dun und ihn tot sehen wollte, überraschte ihn nicht – unbeschadet von allem, was der abtrünnige Gott gestern selbst zu ihm gesagt hatte –, aber die Art seines Vorgehens erstaunte ihn … und warum Rodriguez? Es gab unauffälligere Wege, sich eines lästigen Zeugen zu entledigen. »Das habe ich nie gesagt«, verteidigte sich Bresto. »De Castello hat mich gezwungen, die Anzeige zu unterschreiben.«
»Und nachdem Ihr es getan habt, hat er Euch ebenfalls einsperren lassen«, vermutete Andrej. »Nur zu Eurer Sicherheit, damit Euch nichts zustößt, bevor Ihr vor Gericht aussagen könnt.«
Bresto antwortete nicht. Er presste die flachen Hände so fest nebeneinander auf die Tischplatte, dass alles Blut aus seinen Fingern wich und sie so weiß wurden wie die eines Toten.
»Seid Ihr wirklich so naiv, Lieutenant?«, fragte Andrej sanft.
»Naiv?«
»Wie ich Castello einschätze, stehen auf dem Todesurteil vier Namen, du Dummkopf«, sagte Gordon. »Und wenn nicht, dann erleidest du spätestens morgen einen schrecklichen Unfall … oder findest dich auf dem ersten Schiff wieder, das in die Schlacht gegen Drakes Flotte zieht! Du hast nicht wirklich daran geglaubt, dass er dich davonkommen lässt, oder?«
Bresto antwortete auch darauf wieder nur mit nervösem Schweigen, aber Andrej sah ihm an, dass er in der Tat daran geglaubt hatte.
»Und warum seid Ihr dann geflohen?«, fragte er. »Weil … weil es nicht wahr ist«, stammelte Bresto. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid, oder Euer Freund. Vielleicht seid ihr Spione, vielleicht auch nicht, und vielleicht habt ihr den Henker und seine Familie getötet. Das geht mich nichts an. Aber der Colonel hat nichts mit alledem zu tun. Ihr habt recht. Er war gut zu mir. Ohne ihn wäre ich immer noch ein einfacher Soldat – oder schon auf dem Weg nach England. Ich will es ihm nicht auf diese Weise vergelten.«
Gordon schnaubte.
»Sie haben mich in eine der Zellen gebracht, unten in den Kellern, bei den anderen Gefangenen. Ich konnte entwischen, und meine Uniform hat mir geholfen, aus der Festung zu entkommen.«
»Aber nicht besonders weit«, spöttelte Gordon. »Ich kenne mich in diesem Teil der Stadt sehr gut aus«, antwortete Bresto überzeugt. »Ich bin hier aufgewachsen. Als Kinder haben wir oft dort gespielt. Sie hätten mich garantiert niemals gefunden!«
»Ach nein?«, fragte Gordon höhnisch. »Und wer war dann der Kerl, vor dem Andrej dich gerettet hat?« »Das war etwas anderes«, sagte Andrej rasch. »Ach?«, machte Gordon. »Warum?«
»Ihr habt es selbst gesagt, Capitan«, antwortete Andrej, der sich am liebsten auf die Zunge gebissen hätte. Er schrieb es seiner Müdigkeit zu, dass ihm diese Bemerkung entschlüpft war; dennoch war der Fehler unentschuldbar. »Der Mann war so etwas wie eine Legende. Ein unbesiegbarer Schwertkämpfer. Solche Leute sind auch sonst zumeist nicht dumm. Und sie haben feine Instinkte.«
Die Frage, ob er aus Erfahrung sprach, stand unübersehbar in Gordons Augen geschrieben, aber er verkniff es sich, sie laut auszusprechen.
In betont sanftem Ton wandte sich Andrej wieder an Bresto. »Habt Ihr gesehen, wohin sie Abu Dun gebracht haben?«
»Nein. Aber Ihr solltet Euch … keine zu großen Hoffnungen machen.«
»Wie meint Ihr das?«
»Colonel Rodriguez weiß, wie stark Euer Freund ist, und Castello auch. Sie haben ihn in Ketten gelegt, die nicht einmal ein Stier zerreißen könnte, und er wird streng bewacht.«
»Aber sie bringen ihn morgen zum Gericht?« »Wo sie zweifellos schon auf Euch warten, Andrej«, sagte Gordon.
»Ja, danke, Capitan«, seufzte Andrej. »Ihr habt wirklich eine herzerfrischende Art, einen aufzumuntern.« »Man tut, was man kann.«
»Er hat recht, Andrej«, sagte Bresto traurig. »Sie werden von einer ganzen Kompanie Soldaten bewacht, und de Castello rechnet damit, dass Ihr versucht, Euren Freund zu befreien.«
Vollkommen zu Recht, dachte Andrej. Und nicht nur das. Wäre de Castello einfach nur einer der üblichen Verrückten gewesen, mit denen Abu Dun und er sich seit Jahrhunderten herumschlugen, dann hätte er sicher die eine oder andere Überraschung für ihn parat gehabt. Doch das wusste de Castello und konnte selbst mit einigen womöglich noch größeren und ganz gewiss unangenehmeren Überraschungen aufwarten.
»Es ist gut, Lieutenant«, seufzte Andrej. »Ich muss … einen Moment nachdenken. Ruht Euch ein wenig aus.

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