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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jetzt keine Zeit«, sagte er. »Weiter! Nach unten, in den Keller! Bresto wartet auf Euch! Und macht schnell! Hier fliegt gleich alles in die Luft!«
Andrej hatte nicht vorgehabt, sich zu bedanken – ganz im Gegenteil –, aber er sah Gordon an, wie ernst seine Worte gemeint waren, und hätte das nicht gereicht, so hätte ihm spätestens der Anblick der brennenden Fackel in Gordons Hand klargemacht, dass er besser daran tat, seine Warnung ernst zu nehmen. Er ließ endlich Rodriguez’ Hand los und stürmte weiter. Als er die Kellertreppe erreichte, hörte er Gordon fluchen, und dann das Geräusch eines schweren Riegels, der vorgelegt wurde, und ihre Verfolger vermutlich nicht einmal so lange aufhalten würde, wie Gordon gebraucht hatte, um ihn vorzulegen.
Bresto erwartete sie am Fuß der schmalen Treppe, die in eines der üblichen Kellergewölbe hinabführte. Er hielt eine heftig rußende Fackel in der Hand, trat vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen und hatte frisches Blut im Gesicht, aber Andrej spürte auch, dass es nicht sein eigenes war. »Schnell!«, keuchte er. »Wir müssen weg!« Über ihnen vernahmen sie ein dumpfes Krachen, fast unmittelbar gefolgt vom Geräusch splitternden Holzes und einem Durcheinander brüllender Stimmen, und als Andrej herumfuhr, tauchte Gordon am oberen Ende der Treppe auf. Er hielt jetzt keine Fackel mehr in der Hand. »Lauft!«, brüllte er. »Sie sind gleich da!«
Aber trotz der Warnung ging alles schneller als Andrej gedacht hatte. Gordon war noch keine drei Stufen die Treppe hinab, als eine schattenhafte Gestalt in der Tür über ihm erschien und mit einer Muskete auf ihn zielte. Der Schuss krachte, noch bevor Andrej Zeit fand, zu erschrecken.
Doch es war kein Musketenschuss.
Die Tür hinter dem Soldaten füllte sich mit blendendem Weiß, dann mit Flammen und Rauch und fliegenden Trümmerstücken. Ein gewaltiger Ruck ging durch den Boden, und erst, als die Druckwelle den Soldaten erfasste und in Stücke riss, drang das gewaltige Krachen der Explosion an sein Ohr. Andrej wurde von den Füßen gehoben und quer durch den Keller geschleudert. Irgendwie gelang es ihm, auf den Füßen zu bleiben – wenigstens so lange, bis Gordon gegen ihn prallte und ihn mit sich zu Boden riss. Zuckender Flammenschein und Rauch erfüllten den Keller und machten nicht nur das Atmen fast unmöglich, sondern auch jede Orientierung. Der Boden schwankte, die ganze Welt schwankte, und Steine und Kalk regneten von der Decke. Jemand Warmes, der heftig blutete, lag auf ihm und wimmerte leise, und er roch verbranntes Fleisch.
Halb benommen wälzte er den stöhnenden Gordon von sich herunter, stemmte sich hoch und suchte mit tränenden Augen nach den anderen. Abu Dun stand bereits wieder auf den Beinen, und auch Bresto kam torkelnd wieder in die Höhe; Rodriguez allerdings lag gekrümmt auf der Seite und rührte sich nicht. Andrej torkelte zu ihm, drehte ihn auf den Rücken und lauschte gebannt in ihn hinein. Rodriguez war bewusstlos und blutete aus mehreren tiefen Schnittwunden im Gesicht und am Hals, aber sein Herz schlug langsam und regelmäßig; er war verletzt, aber nicht lebensgefährlich. »Sind alle … unverletzt?«, fragte Gordon hustend. Er klang nicht, als wäre er selbst unversehrt.
»Nein«, antwortete Andrej. »Aber am Leben … auch wenn das ganz bestimmt nicht Euer Verdienst ist, Capitan.« Er war mit zwei schnellen Schritten bei Gordon, sah, dass es ihn noch weit schlimmer erwischt hatte als Rodriguez, und riss ihn trotzdem mit einem derben Ruck auf die Füße. Gordon wimmerte vor Schmerz, aber das schürte Andrejs Zorn eher noch. »Seid Ihr wahnsinnig geworden?«, fuhr er ihn an. »Was habt Ihr Euch dabei gedacht, die halbe Stadt in die Luft zu jagen?«
»Dafür ist jetzt keine Zeit, Señor«, mischte sich Bresto ein. »Wir müssen weg. Das da wird sie nicht lange aufhalten!« Er deutete hustend auf den zusammengebrochenen Rest der Treppe, dann nach oben. Die Tür war verschwunden, und das ausgefranste Loch, in das sie sich verwandelt hatte, mit qualmenden Trümmern und Schutt verstopft. Aber Bresto hatte natürlich recht: Diese jämmerliche Barrikade würde ihre Verfolger kaum länger als ein paar Minuten aufhalten. »Ihr kennt einen Weg hier heraus?«, wandte er sich an Bresto.
Der junge Adjutant nickte. »Ja. Aber wir müssen uns beeilen. Und …« Er zögerte.
»Ja?«, fragte Andrej.
»Würdet Ihr mir einen Gefallen tun, Señor?«, fragte Bresto, nervös und ohne Andrej dabei

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