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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aus der sie gekommen waren. Über den Dächern der Stadt war noch immer der rote Widerschein der Flammen zu erkennen. Den Soldaten war es noch nicht gelungen, die Brände zu löschen. »Was glaubt Ihr, wie viele Menschen dort gestorben sind, Capitan?«, fragte er eisig.
»Dreißig?«, vermutete Gordon. Er tat so, als müsse er einen Moment lang nachdenken und verbesserte sich dann: »Vielleicht auch fünfzig. Wer weiß? Und wen interessiert es?«
»Mich«, antwortete Andrej gepresst.
»Wart Ihr es nicht, der mich gebeten hat, für ein wenig Ablenkung zu sorgen?«, fragte Gordon gelassen. »Ich habe damit nicht gemeint, dass Ihr die halbe Stadt in die Luft jagen sollt! Diese Leute waren unschuldig!« »Unschuldig?« Gordon lachte leise. »Niemand ist unschuldig in dieser Stadt, Andrej. Es ist Krieg.« »Hier in Cádiz?«
»Nein«, antwortete Gordon. »Die guten unschuldigen Leute hier haben mit diesem Krieg nichts zu schaffen, nicht wahr? Schade, dass Ihr die Parade nicht gesehen habt, Andrej. Vielleicht wärt Ihr erstaunt gewesen, wie sie den Krieg bejubeln, mit dem sie ja so gar nichts zu tun haben. Sie schicken nur ihre Männer und Brüder und Söhne in den Krieg und sind insgeheim froh, dass er so weit weg ist. Vielleicht tut es ihnen gut, wenigstens einen kleinen Appetithappen zu bekommen.«
Andrej setzte zu einer scharfen Antwort an, aber dann musste er an die Begeisterung denken, die er in den Augen der Menge gelesen hatte, und an die Blutgier, die ihm entgegengeschlagen war. Vielleicht hatte Gordon recht.
Aber vielleicht waren Menschen auch einfach so. »Vielleicht sollten wir diese Diskussion später führen, Señores«, mischte sich Rodriguez ein. »So interessant sie auch sein mag.«
Andrej musste sich beherrschen, um seinen Zorn nun nicht auf den Colonel zu entladen, als er überrascht feststellte, dass Rodriguez das Kunststück fertiggebracht hatte, nicht nur das Blut aus seinem Gesicht zu wischen, sondern auch seine Uniform zu reinigen und sein Haar zu säubern und zu einer Frisur zu arrangieren. Zu einem Empfang bei Hofe wäre er kaum vorgelassen worden, aber hier und bei den herrschenden Lichtverhältnissen sah man ihm nicht an, dass er noch vor kaum einer Stunde beinahe enthauptet, erschossen und in die Luft gesprengt worden wäre.
»Ja, da habt Ihr wohl recht, Colonel«, sagte er widerwillig. »Wo ist das Schiff?«
»Gleich hinter Euch, Señor«, antwortete Gordon amüsiert. »Macht einfach einen Schritt zurück. Aber gebt acht, dass Ihr nicht ins Wasser fallt.«
Andrej durchbohrte ihn mit Blicken, drehte sich aber doch vorsichtig auf dem Absatz herum und stellte fest, dass Gordon kaum übertrieben hatte. Der Wagen hatte zwei Meter von der Kaimauer entfernt angehalten, und Bresto und die drei Matrosen waren schon auf halbem Wege die schmale Planke zum Schiff hinunter. Irgendetwas am schlanken Umriss der Ninja und ihrer Umgebung hatte sich verändert. Aber er konnte nicht genau sagen, was. Etwas fehlte.
Dann verstand er. Es war der kolossale Schatten der EL CID, der fehlte, ebenso wie die der meisten anderen Linienschiffe. Die Galeere hatte offenbar abermals ihren Liegeplatz gewechselt und befand sich nun ganz am Ende des Piers, so weit entfernt von der schlafend daliegenden Flotte, wie es in dem hoffnungslos überfüllten Hafen überhaupt möglich war. Etwas sagte Andrej, dass das kein Zufall war, und ganz bestimmt nicht grundlos. Rodriguez und er waren die Letzten, die die schwankende Planke betraten, doch Andrej sah noch einmal zur El CID hin. Das gewaltige Kriegsschiff war zwar ein gutes Stück entfernt, dank seiner monströsen Größe jedoch trotzdem unübersehbar. Außerdem war es das einzige Schiff im Hafen, auf dessen Deck mehr als eine einzelne Laterne oder Fackel brannte. Es war nicht taghell erleuchtet, aber Andrej sah zahlreiche kleine und größere Lichter, huschende Schatten und eine allgemeine vage Bewegung, und seine feinen Sinne verrieten ihm darüber hinaus eine allgemeine Nervosität und Hektik, die von dem gewaltigen Kriegsschiff Besitz ergriffen hatte.
»Was geht dort vor?«, murmelte er.
Rodriguez, der ebenfalls stehen geblieben war und aus angestrengt zusammengepressten Augen zur EL CID hinsah, deutete nur ein Schulterzucken an, aber Andrej spürte seine Sorge. Was er sah, das gefiel ihm genauso wenig wie Andrej.
Andrej versuchte sich an die Worte des jungen Lieutenant zu erinnern. »Bresto sagte irgendetwas von einem Feuerwerk, als großen Abschluss der Parade … glaube

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