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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verstehen, und stellte ohne große Überraschung fest, dass ihm nun auch sein ansonsten so scharfes Gehör den Dienst versagte. Abu Dun redete noch einige Augenblicke lang weiter auf die beiden Tagelöhner ein und kam dann zurück. Er reichte ihm einen Kanten hartes Brot und ein Stück Käse, das aussah, als wäre es ein Jahr und roch, als wäre es drei Jahre alt. »Iss«, sagte er.
»Ich hätte dir nicht verraten dürfen, dass man mich doch vergiften kann«, maulte Andrej. »Jetzt versuchst du es auch schon.«
»Du isst das oder du fällst mit dem nächsten Fass Schießpulver auf der Schulter von der Planke«, antwortete Abu Dun grimmig. »Ich musste all meine Überredungskunst und einen nicht unbeträchtlichen Teil unserer Barschaft investieren, um dieses köstliche Mahl für Euch zu erstehen, Sahib.«
Andrej schluckte eine wütende Antwort herunter und versuchte ein dankbares Lächeln, während er die halb vergammelten Lebensmittelreste herunterwürgte. Abu Dun beobachtete ihn mit einem so strengen Blick, dass er es nicht wagte, auch nur einen Krümel übrig zu lassen. »Ich habe mich in dir getäuscht, Pirat«, sagte er. »Und meinen guten Ruf aufs Spiel gesetzt.«
»Ach?«, fragte Abu Dun. »Inwiefern?«
»Ich habe Colonel Rodriguez gegenüber behauptet, du wärst ein guter Händler«, antwortete Andrej. »Das stimmt nicht. Du bist miserabel.«
Abu Dun bedachte ihn mit einem Lächeln, so freudlos, wie Andrej es selten an ihm gesehen hatte. »Iss«, sagte er nur.
Andrej gehorchte und spülte mit einem gewaltigen Schluck Wasser nach.
»Zufrieden?«, nörgelte er.
»Deine Träume heute Nacht«, fragte Abu Dun, statt seine Frage zu beantworten. »Waren sie sehr schlimm?« »Träume?«, wiederholte Andrej. »Wie kommst du darauf, dass ich geträumt habe? Und noch dazu schlecht?«
»Du hast im Schlaf gesprochen.«
»Und was habe ich gesagt?«
»Wenn ich es verstanden hätte, dann müsste ich dich jetzt nicht fragen«, antwortete Abu Dun.
Träume? Andrej versuchte angestrengt, sich zu erinnern, aber es gelang ihm nicht. Er hob nur die Schultern.
Ungerührt trank Abu Dun einen weiteren Schluck Wasser. Bevor er weitersprechen konnte, tauchte Pedro hinter ihnen auf und begann sofort – wenn auch an die anderen Männer gewandt – loszupoltern. »Was fällt euch ein, hier herumzusitzen und Gott den Tag zu stehlen? Habt ihr euer königliches Mahl vertilgt? Dann auf die Beine und an die Arbeit!«
Das Ergebnis war ein allgemeines Murren und Grimassenschneiden, dessen ungeachtet die Männer aber sofort aufsprangen und zu ihren verschiedenen Tätigkeiten zurückgingen. Obwohl Abu Dun und er unschuldig an Pedros Tadel waren, trafen sie beinahe ebenso viele zornige Blicke wie den Hafenmeister. Und Pedro war kaum mit seiner Standpauke fertig, als er die beiden neuen Opfer gewahrte.
»Und was ist mit euch beiden?«, polterte er los. »Haltet ihr euch für etwas Besseres, oder braucht ihr prinzipiell eine besondere Einladung? Die Pause ist vorbei!« »Nicht für uns«, sagte Abu Dun ruhig.
Pedros Augen wurden schmal. »Wieso?«
»Immerhin arbeiten wir für vier.« Abu Dun blieb todernst. »Also steht uns auch die doppelte Pause zu – wenn ich´s mir recht überlege«, fügte er etwas leiser und in gespielt nachdenklichem Ton fort, »sogar die vierfache.«
Pedro nickte. »Ein Witzbold, ich sage es ja. Nun, das kommt mir gelegen, um ehrlich zu sein. Ich habe da gerade eine Aufgabe für zwei Männer, die Spaß verstehen.«
Andrej warf Abu Dun einen beinahe hasserfüllten Blick zu, bevor er sich mit unbewegtem Gesicht an Pedro wandte. »Und welche wäre das?«
»Versteht ihr etwas von Schiffen?«, fragte Pedro. »Wisst ihr, was die Bilge ist?«
»Der Teil des Schiffes, der schon vor dem ersten Sturm unter Wasser liegt?«, fragte Abu Dun.
»Nicht nur ein Witzbold, sondern auch noch ein weiser Mann«, sagte Pedro. »Und du hast sogar recht, es ist der Teil eines Schiffes, der über dem Kiel und somit unter der Wasserlinie liegt. Wie lange kannst du die Luft anhalten, Langer?«
»Warum?«, fragte Abu Dun misstrauisch.
»Weil diese junge Schönheit leckt«, antwortete Pedro unverhohlen schadenfroh. »Die Bilge steht schon knietief unter Wasser. Jemand muss da runter und nach dem Leck suchen, bevor die Pumpen es nicht mehr schaffen.« »Ein Leck?«, wunderte sich Andrej. »Hast du uns nicht gesagt, das Schiff wäre neu?«
»Vor einer Woche vom Stapel gelaufen«, bestätigte Pedro. »Aber das ist normal. Es dauert immer eine Weile, bis bei

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