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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jedenfalls keinerlei Notiz zu nehmen, noch immer lachend und von einem ganzen Rattenschwanz seiner Offiziere begleitet, die wie gebannt an seinen Lippen hingen und viel zu laut über seine Scherze lachten, ging er quer über das Deck, stützte sich vielleicht zwei Dutzend Schritte neben Andrej auf die Reling und sah zur Ninja hinunter.
    »Ihr seid die beiden, die Pedro schickt?«
Andrej fuhr erschrocken zusammen. Ein schlanker, noch überraschend junger Mann in einfachen Kleidern und mit kräftigen Händen, denen man ansah, dass sie schwere Arbeit gewohnt waren, hatte sich ihnen von hinten genähert, ohne dass er es gemerkt hatte. Das war ungewöhnlich und hätte nicht passieren dürfen. Ein weiterer und alles andere als beruhigender Hinweis darauf, wie es um ihn stand. Er nickte nur.
»Dann kommt mit«, sagte der Maat knapp. Er winkte Abu Dun zu, sich zu ihnen zu gesellen, und ging auf eine von zahlreichen Luken zu, die unter Deck führten. Die beiden Wachen schlossen sich ihnen unaufgefordert an, während sie über eine schmale Stiege nach unten gingen.
Andrej nickte zu der Gruppe von Offizieren hinter ihnen. »Wer ist das?«, fragte er.
»Seht nicht so auffällig dorthin«, zischte der junge Maat erschrocken.
»Warum?«, fragte Abu Dun.
»Weil solche wie ihr von Rechts wegen gar nicht hier sein dürften«, antwortete der Maat.
»Solche wie wir?« In Abu Dans Stimme schwang ein leiser Unterton mit, den man durchaus als Drohung auslegen konnte.
Jedenfalls schien der Maat es zu tun, denn er maß den nubischen Hünen mit einem nervösen Blick, sah dann schnell zu den Offizieren hinüber und senkte die Stimme noch mehr, als er antwortete: »Das sollte nicht gegen dich gehen. Fremde dürfen gar nicht hier an Bord sein.« »Warum sind wir es dann?«, fragte Abu Dun prompt. »Das müsst ihr den Hafenmeister fragen«, antwortete der Maat. »Vielleicht hat er sich ja auch die Erlaubnis geholt. Wahrscheinlich sogar. Wäre es anders, hätte Don de Castello euch wahrscheinlich schon festnehmen lassen.«
»Der schwarzhaarige Offizier?«, vermutete Andrej. »Offizier?« Der Maat lachte leise. »Nun ja, so kann man es auch nennen … jedenfalls ist er der Kapitän der EL CID. Oder wird es in ein paar Tagen sein, sobald das Schiff zum ersten Mal offiziell in See sticht.«
Sie hatten den Abstieg erreicht und gingen hintereinander nach unten. Andrej sah sich unverhohlen neugierig um. Sie befanden sich auf einem der drei übereinandergelegenen Geschützdecks des Schiffes, und der Raum erschien ihm nicht nur unerwartet weitläufig und hoch, sodass sogar Abu Dun samt seines halb meterhohen Turbans aufrecht darin stehen konnte, sondern auch erstaunlich hell. Sämtliche Stückpforten waren geöffnet worden, um Licht und Luft hereinzulassen, und da – zumindest auf diesem Deck – noch keine einzige Kanone eingebaut worden war, gab es von beidem reichlich. Dennoch war es hier drinnen merklich kühler als oben an Deck, und – viel wichtiger – sie waren vor der grausamen Sonne geschützt. Alles hier unten war sauber und neu. Von dem frisch gehobelten und lackierten Boden hätte Andrej ohne zu zögern gegessen, und das Schiff roch sogar frisch. Trotzdem wusste Andrej, wenn dieses Schiff erst einmal vollständig bemannt, bestückt und in See gestochen war, dann würden hier unten drückende Enge, Gestank und unbeschreibliche Hitze herrschen, und im Falle eines Gefechtes musste sich das Deck in eine Hölle verwandeln, die sich niemand auch nur vorzustellen vermochte, der sie nicht schon selbst erlebt hatte. Abu Dun und er hatten sie erlebt, und keiner von ihnen legte Wert darauf, sich daran zu erinnern.
»Das ist ein wirklich beeindruckendes Schiff«, sagte Abu Dun, nachdem sie eine Treppe hinuntergestiegen und ein zweites, gleichartiges Geschützdeck durchquert hatten. »Ich habe schon einige Kriegsschiffe gesehen. Aber noch niemals etwas Vergleichbares!«
»Niemand hat das«, antwortete der junge Maat. Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Sie ist das größte Schiff der Flotte … wenn nicht das größte der Welt. Nicht einmal die INVINCIBLE ist ihr gewachsen, glaubt mir. Sobald sie fertig ausgerüstet und bemannt ist, wird sie das Flaggschiff der Armada. Dieser verfluchte Hund Drake wird eine böse Überraschung erleben.« »Wenn sie vorher nicht untergeht«, sagte Abu Dun. Eisig musterte der Maat ihn, aber dann lachte er. »Ich sehe, Pedro hat wieder einmal hoffnungslos übertrieben.«
»Er hat uns nur gesagt, das

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