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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augenbraue hoch. »Etwas stimmt mit Rodriguez nicht«, fuhr Andrej mit einem bekräftigenden Kopfschütteln fort. »Vielleicht hätten wir ihm nicht vertrauen sollen.«
»Das verletzt mich jetzt ein wenig, Señor Delãny«, sagte eine Stimme hinter ihm – die allerdings eher amüsiert als tatsächlich verletzt klang. Abu Dun rührte sich nicht einmal, aber Andrej fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Rodriguez war nicht nur vollkommen lautlos hinter ihm aufgetaucht, sondern grinste unbeschadet seiner eigenen Worte wie ein Schuljunge, dem ein besonders guter Streich gelungen war.
Der Anblick versetzte Andrej in Wut; so sehr, dass er sich nur noch mit Mühe beherrschen konnte, Rodriguez nicht anzufahren oder ihn gleich zu packen und … Er kämpfte das Aufwallen dieser fremden Gefühle mit großer Anstrengung nieder und zwang sich zu einem verlegenen Lächeln.
»Oh, das muss Euch nicht peinlich sein, Señor Delãny«, fuhr Rodriguez fort. »Mir an Eurer Stelle erginge es vermutlich nicht anders. Es sind schlimme Zeiten, in denen auch die Gefühle manchmal schlimme Dinge tun, nicht wahr?« Er wedelte mit der Hand, um jede mögliche Antwort gleich im Keim zu ersticken. »Macht Euch nichts draus. Irgendwann ist dieser elende Krieg vorbei.« »Ja, und der nächste beginnt«, sagte Abu Dun, noch immer mit dem Rücken zu Rodriguez gewandt. Dieser sah eine halbe Sekunde lang ziemlich verdutzt aus. Dann lachte er. »Ja, so habe ich das noch gar nicht gesehen … aber in der Zeit zwischen beiden Kriegen werden die Menschen vielleicht wieder vernünftig.« Abu Dun warf ihm nun doch einen schrägen Blick zu, und Andrej seufzte leise. »Nichts für ungut, Colonel … aber für Märchen aus Tausendundeiner Nacht ist hier wohl eher Abu Dun zuständig.«
»Ihr seid ein Zyniker, Señor Del ãny«, sagte Rodriguez. »Was muss einem Mann zustoßen, damit er so wird?« »Das Leben?«
Rodriguez wirkte plötzlich sehr nachdenklich. Aber nur für einen kurzen Moment, dann lächelte er wieder. »Der Eindruck, den ich von Euch gewonnen habe, scheint zu stimmen. Ich würde gerne länger mit Euch philosophieren, aber ich fürchte, dass mir dazu wieder einmal die Zeit fehlt. Wir sollten das nachholen, am besten bei einem guten Glas Wein. Doch jetzt muss ich mich entschuldigen. Dringende Geschäfte. Mein Adjutant wird sich um Euch und Euren Freund kümmern. Lieutenant Bresto!«
Die beiden letzten Worte hatte er beinahe geschrien, obwohl es nicht nötig gewesen wäre. Nur den Bruchteil eines Atemzuges nämlich tauchte Bresto wie aus dem Nichts auf, und dasselbe galt auch für die vier Soldaten hinter ihm. Andrej konnte beim besten Willen nicht sagen, wer ihn feindseliger anstarrte: die Soldaten oder Rodriguez’ frisch gebackener Adjutant.
»Was soll das?«, fragte er scharf.
»Ich verstehe nicht …«, begann Rodriguez, dann hellten sich seine Züge auf, und er schüttelte hastig den Kopf. »Oh nein, das ist ein Missverständnis. Lieutenant Bresto soll Euch und Euren Freund lediglich eskortieren.« Er deutete auf eines der schmalbrüstigen, aber reich mit Stuckarbeiten und Ornamenten verzierten Gebäude, die den Marktplatz umrahmten. »Mein Adjutant wird Euch und Euren Freund zu einem Zimmer im ersten Stock eskortieren. Von dort aus habt ihr einen besseren Blick.« »Haben wir denn eine Wahl?«, fragte Abu Dun. »Selbstverständlich!« Rodriguez klang verletzt. »Aber ich bitte Euch, Señor! Ihr könnt gehen, wohin auch immer Ihr wollt! Oder auch hierbleiben, wenn Ihr lieber aus der Entfernung zusehen möchtet … allerdings habe ich oben einen guten spanischen Rotwein. Ein vorzüglicher Tropfen, der Euch sicher besser munden wird als das abgestandene Bier im Goldenen Eber.« »Ein verlockender Gedanke«, gestand Andrej. »Vor allem, wenn man bedenkt, wer uns diese fürstliche Unterkunft empfohlen hat«, fügte Abu Dun hinzu. Rodriguez machte ein Gesicht, als hätte er in einen Apfel gebissen und zu spät gemerkt, dass es in Wahrheit eine Zwiebel war.
»Ja, das tut mir aufrichtig leid. Aber die Stadt platzt aus den Nähten. Etwas anderes hättet Ihr schwerlich bekommen. Und wenn, dann wärt Ihr dort noch mehr über den Löffel balbiert worden.« Er machte eine unschlüssig wirkende Geste, die aber zugleich auch etwas von einem Befehl hatte, der keinen Widerspruch zuließ. »Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Geht mit dem Lieutenant oder bleibt hier, ganz wie es Euch beliebt. Aber ich würde mich freuen, Euch und Euren Freund gleich

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