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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wiederzusehen.« Er legte den Kopf in den Nacken, um in Abu Duns Gesicht hinaufzublicken. »Ich bin sicher, er weiß die eine oder andere interessante Geschichte aus seiner Heimat zu erzählen.«
»Sicher«, sagte Abu Dun. »Eine Menge sogar. Ich weiß nur nicht, ob sie Euch gefallen.«
Rodriguez blinzelte, lachte dann wieder – hörbar nervöser – und ging ohne ein weiteres Wort.
»Señores?« Brestos Stimme klang so freundlich, als habe er nicht übel Lust, den Soldaten hinter sich zu befehlen, auf Abu Dun und ihn zu schießen. Und dieser Ton (und der dazugehörige Blick) gab letzten Endes den Ausschlag.
Andrej signalisierte ihm mit einem stummen Nicken, dass er Rodriguez’ Einladung annehmen wollte, und Bresto bedeutete seinen Begleitern, eine Gasse für sich und die Gäste des Colonels zu bahnen … was sie unter Zuhilfenahme ihrer Gewehrkolben und Ellbogen und Fäuste auch mit sichtlichem Enthusiasmus taten. Brestos Beförderung mochte erst wenige Tage zurückliegen, aber gewisse Spielregeln hatte er offensichtlich schon gelernt. Vielleicht streifte man diese Attitüde aber auch zusammen mit der Uniform über.
Nicht zum ersten Mal gefolgt von einer Schleppe aus Flüchen, zornigen Blicken und hinter ihrem Rücken geschüttelten Fäusten überquerten sie den Marktplatz und betraten ein schmales Gebäude, dessen Erdgeschoss gerade Platz für ein winziges Zimmer und eine steile Treppe bot. Sie war so eng, dass Abu Dun schräg gehen musste, und sie ächzte zudem bedrohlich unter seinem Gewicht. Das Haus roch muffig, als wäre es schon vor langer Zeit von seinen Bewohnern aufgegeben worden, wimmelte aber nicht von Soldaten, wie Andrej insgeheim befürchtet hatte, sondern stand anscheinend leer. Selbst die vier Soldaten, die ihre Eskorte gebildet hatten, blieben am Fuße der Treppe zurück, während sie von Rodriguez’ Adjutanten nach oben geführt wurden. Vielleicht fürchteten sie auch, die Treppe würde ihr Gewicht nicht mehr tragen, nachdem Abu Dun sie hinaufgestiegen war.
Auch das Zimmer, in das sie gebracht wurden, entsprach ganz und gar nicht Andrejs Befürchtungen. Es war winzig und genauso spartanisch wie ärmlich möbliert, hatte aber ein großes Fenster, das auf den Marktplatz zeigte, und sogar einen kleinen Balkon. Er sah nicht so aus, als könne er Abu Duns oder auch nur Andrejs Gewicht tragen, doch auch ohne ihn zu betreten, hatten sie einen ausgezeichneten Blick auf das hölzerne Podest im Herzen der Menschenmenge.
Bresto deutete auf einen niedrigen Tisch, auf dem tatsächlich ein Weinkrug und drei einfache, aber saubere Trinkbecher aus Ton standen, und nach einer gemurmelten Entschuldigung hatte er es plötzlich sehr eilig, sich zu verabschieden. Andrej hörte seine Schritte so schnell die Treppe hinunterpolterten, dass er erstaunt war, dass er nicht stürzte und sich den Hals brach. Abu Dun ging zur Tür, öffnete und schloss sie wieder. »Kein Schloss«, sagte er und ging zum Tisch und ergriff den Weinkrug, um daran zu riechen.
»Kein Gift.« Abu Dun deutete auf das Fenster. »Und keine Gitterstäbe.«
»Und du glaubst, irgendetwas davon könnte uns aufhalten?«, erkundigte sich Andrej.
Abu Dun sah sich aufmerksam im Zimmer um, bevor er antwortete, als hätte er Angst, belauscht zu werden. »Nein«, sagte er. »Aber dein neuer Freund wird es sicher glauben.«
»Rodriguez?« Andrej schnaubte ärgerlich. »Er ist nicht mein Freund. Aber ich bin auch nicht sicher, dass er unser Feind ist.«
»Ich verstehe nicht, wieso du diesem Kerl vertraust«, sagte Abu Dun.
»Bisher hat er mir noch keinen Grund gegeben, ihm nicht zu trauen«, erwiderte Andrej.
Er sah, wie Abu Dun zu einer lautstarken Erwiderung ansetzte, die man vermutlich noch auf der anderen Seite des Marktplatzes hätte hören können, doch dann wandte er sich nur mit einem Ruck um und starrte wortlos aus dem Fenster.
Andrej war beinahe erleichtert, als nach einer Weile wieder Schritte draußen auf der Treppe laut wurden und Colonel Rodriguez eintrat. In dem kurzen Moment, bevor er die Tür hinter sich schloss, konnte Andrej sehen, dass er nicht allein gekommen war. Bresto war bei ihm, aber begnügte sich damit, Abu Dun und ihm einen zornigen Blick zuzuwerfen und draußen auf dem Treppenabsatz zu warten.
»Ich muss mich entschuldigen. Es hat länger gedauert, als ich erwartet habe. Verwaltungskram«, sagte Rodriguez, als spräche er über etwas Unanständiges, ging zum Tisch und verteilte den Inhalt des Kruges pedantisch genau auf die drei

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