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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sicher. Er ist ein grausamer Mann, der keine Freunde hat und will und nur Freude daran empfindet, andere zu quälen.«
»Und dennoch vertraut man ihm das Kommando über das neueste und mächtigste Kriegsschiff der spanischen Flotte an?«
Rodriguez zog eine Grimasse. »Die Mysterien des Krieges«, seufzte er. »Es heißt, er wäre ein Protegé des Königs. Und angeblich stammen die Pläne für den Bau der EL CID von ihm persönlich – und auch ein Großteil der nicht unbeträchtlichen Summe, die der Bau dieses Monstrums verschlungen hat.« Er hob die Hand, als Andrej antworten wollte, und fuhr mit einem Kopfschütteln fort: »Aber ich habe Euch und Euren Freund nicht hierher gebeten, um über Don de Castello zu reden.«
»Was für eine Überraschung«, sagte Andrej mit einem sanften Anflug von Spott. »Und worüber wolltet Ihr mit uns reden, Colonel?«
»Genau genommen wollte ich Euch eine Frage stellen, Señor Delãny.«
»Und welche wäre das?«
»Oh, sie ist ganz simpel«, sagte Rodriguez. »Wer seid Ihr?«
»Wir haben Euch unsere Namen genannt«, sagte Andrej. Er widerstand dem Impuls, einen mahnenden Blick in Abu Duns Richtung zu werfen, aber er konnte spüren, wie sich der Nubier spannte, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er nichts Unbedachtes tat. Als Rodriguez nicht antwortete, sondern ihn nur weiter durchdringend anstarrte, fügte er hinzu: »Falls Ihr irgendwelche Dokumente von uns erwartet, muss ich Euch enttäuschen. So etwas haben wir nicht.«
»Wer hat in Zeiten wie diesen schon Dokumente?«, fragte Rodriguez und nippte an seinem Wein. »Und hättet Ihr welche, so wären sie entweder echt oder so perfekt gefälscht, dass mir der Unterschied sicher nicht auffallen würde … wenn Ihr das seid, wofür ich Euch halte.« »Wofür haltet Ihr uns, Colonel?«, fragte Andrej. Ihm selbst fiel der lauernde Unterton in seiner Stimme auf. Er wollte nicht nach Gunjir greifen und unter dem Mantel die Hand um den Griff des Götterschwertes schließen, aber er tat es trotzdem.
Rodriguez besänftigte ihn. »Nicht mehr für das, wofür ich Euch am ersten Abend gehalten habe – und wofür Euch mein etwas übereifriger Adjutant noch immer hält, nebenbei bemerkt – wenn es Euch beruhigt.«
»Spione«, brachte es Abu Dun auf den Punkt. Er lachte leise. »Euer kleiner Krieg geht uns nichts an, Colonel. Und er interessiert uns auch nicht.«
Andrej verfluchte Abu Dun innerlich für diese Worte, aber Rodriguez schien sie ihm nicht übel zu nehmen. Er maß den Nubier nur mit einem sehr nachdenklichen Blick, als fragte er sich, was der Nubier wohl unter einem großen Krieg verstand.
»Ihr habt mir erzählt, dass Ihr auf der Suche nach einem Freund seid. Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr mich angelogen habt und dieser Mann nicht euer Freund ist?«
»Wie kommt Ihr darauf, Colonel?«, fragte Andrej spröde.
»Man hat versucht, Euch umzubringen, Señor Delãny. Zweimal. Das gibt einem zu denken, nicht wahr?« »Zweimal?«, wiederholte Andrej. Abu Dun legte misstrauisch den Kopf schräg.
»Ich bitte Euch, Señor«, seufzte Rodriguez. »Ich bin für die Sicherheit in dieser Stadt verantwortlich. Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt fünf Männer töten, ohne dass ich es merke?« Er hob die Hand. »Keine Sorge. Es war nur eine Diebesbande, hinter der wir schon seit geraumer Zeit her waren. Wir hätten sie sowieso gehenkt … Ihr habt uns also nur die Arbeit abgenommen. Na ja, und die Bevölkerung von Cádiz um ein kurzweiliges Schauspiel gebracht. Niemand wird irgendwelche Fragen stellen, keine Angst.«
»Warum sind wir dann hier?«, fragte Andrej geradeheraus.
»Möglicherweise«, antwortete Rodriguez, »können wir uns gegenseitig von Nutzen sein.«
»Und wie?«
Rodriguez zögerte, obwohl Andrej sehr sicher war, dass er sich das, was er als Nächstes sagen würde, Wort für Wort zurechtgelegt und sehr genau überlegt hatte. »Ihr sucht einen Mann. Ich kann Euch dabei helfen. Wenn er hier in Cádiz ist, finde ich ihn, ganz egal, unter welchem Namen er reist und wie gut er sich auch versteckt. Ich bringe Euch zu ihm, und Ihr könnt das Wiedersehen mit Eurem Freund feiern … auf welche Art auch immer.« Andrej unterdrückte ein Schmunzeln. »Und was verlangt Ihr als Gegenleistung?«
Rodriguez zögerte noch länger; nicht weil er nicht wusste, was er sagen sollte, sondern weil er nicht sicher war, ob er ihnen wirklich trauen konnte. »Don de Castello«, sagte er schließlich.
Andrej gab vor, nicht zu verstehen, was er

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