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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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Basterro anscheinend wieder gefasst und erhob die Stimme: »So lasset uns aufbrechen!«
    »Ganz meine Rede«, fügte Ulme leise hinzu, immer noch mit hochrotem Kopf. »Je früher wir in unserem Kinderheim sind, desto besser. Darf ich den alten Mann fragen, ob wir die Jungfrau mal sehen dürfen?«
    Sie ritten wieder zurück an ihren Platz neben dem Proviantwagen.
    »Lass das bloß bleiben«, entgegnete Corellius. »Dem hast du ja schon den Schock seines Lebens versetzt. Die Kutsche ist bestimmt nicht ohne Grund verhangen. Bei der Opferung kriegen wir sie schon noch zu Gesicht.«
    »Ich hoffs mal. Hat die Jungfrau überhaupt einen Namen?«
    »Bestimmt«, mutmaßte Corellius. »Vielleicht musste sie ihn auch ablegen und heißt ab jetzt nur noch Efeumädchen. Keine Ahnung, was die hier alle für beschissene Regeln haben.«
    »Corellius?«
    »Ja?«
    »Die Brosche gefällt mir.«
    Er verdrehte die Augen. »Wenigstens etwas, mein Freund.«
    Es dauerte noch mehrere Minuten, dann waren auch die letzten Vorräte verstaut und alle Männer saßen in voller Rüstung auf ihren Pferden. Das traurige Abschiedskomitee bildeten Voxlar, die verbliebene Wachmannschaft und die Huren.
    Das habe ich mir wirklich ein bisschen würdevoller vorgestellt, dachte Corellius, als er einen letzten Blick zurück warf.
    Rumpelnd setzten sich die beiden Kutschen in Bewegung. Sie folgten ihnen im leichten Trab. Die Reise in die Leeren Lande hatte begonnen und mit jedem Pferdeschritt, der sie weiter nach Westen führte, wuchs Corellius' Anspannung.

Das Efeumädchen
    »Nun – was haltet Ihr von den Leeren Landen?«
    Mellio war neben Corellius und Ulme geritten. Sein Schimmel schnaufte deutlich unter seiner Last. Ein Schweißfilm glänzte auch auf der Stirn des Orchologen. Die Sonne stand in ihrem Zenit und brannte erbarmungslos auf sie herab; nichts erinnerte mehr an die Kühle, die in der Westwindfestung geherrscht hatte.
    »Was meint Ihr?«, fragte Corellius mit gerunzelter Stirn. »Befinden wir uns bereits in ihnen?«
    Mellio nickte. »Der leichte Teil unserer Reise liegt hinter uns.«
    »Aber wir haben keine Mauer passiert, keine Barrikaden, nicht einmal einen Zaun!«, entfuhr es Corellius.
    Aufmerksamer als zuvor ließ er seinen Blick über die Landschaft schweifen. Nichts als ausgedörrte Strauchgerippe, bleiches Gras und staubige Erde, die von Rissen wie von Äderchen durchzogen wurde. Die Gegend wird zunehmend unwirtlicher, das ist aber auch das einzige, was mir auffällt , dachte er.
    Mellio lehnte sich im Sattel zurück und lachte. »Glaubt Ihr wirklich, so ein Schutz sei nötig? Jeder Todesmutige, der in die Leeren Lande geht, soll es ruhig tun. Und alles, was aus ihnen herauswill, könnte auch die dickste Mauer nicht aufhalten.«
    »Mauern sind da, um eingerissen zu werden«, schaltete sich Ulme in das Gespräch ein, den Blick weiterhin verträumt auf die Mähne seiner Lenya gerichtet.
    Irritiert blickte Mellio zwischen ihm und Corellius hin und her.
    »Lasst ihn nur«, sagte Corellius. »Solche Weisheiten gibt er öfter von sich.«
    Mellios Miene entspannte sich. »Erheiternd, auf jeden Fall erheiternd. Zu schade, dass kein Alkohol mit auf die Reise genommen werden darf. Es wäre sicher ein vorzüglicher Spaß, den einen oder anderen Humpen mit euch zu heben.«
    »Oh, ich denke, da wird sich schon etwas machen lassen.« Corellius zwinkerte ihm zu. Klugerweise führte er stets einen Lederschlauch Weinbrand in den Untiefen seiner Satteltasche mit sich. Schließlich gab es Zeiten, in denen ein guter Tropfen wichtiger war als eine scharfe Klinge.
    In Mellios Augen leuchtete es. »Dann haltet mir einen Platz an Eurem Lagerfeuer frei!«
    Er ließ sich mit seinem Pferd zurückfallen, was dem Tier ein dankbares Wiehern entlockte.
    »Sind ja gar nicht so unheimlich und gefährlich, die Leeren Lande«, kommentierte Ulme. »Ist wie sonst auch immer. Alle machen großes Gewese um irgendeine Sache und am Ende isses nur irgendeine Beganglosigkeit oder wie man sagt.«
    » Belanglosigkeit «, verbesserte ihn Corellius und sagte: »Das hier ist ja nur der Anfang. Die Aufzeichnungen unserer Vorgänger berichten von Urwäldern, durch deren Blätterdach kein Licht mehr dringt. Von Schwammlingen, von fleischfressenden Pflanzen.«
    »Klingt wie in den Heldengeschichten.«
    »Wenn du so etwas willst, musst du dich an unseren großartigen Schreiberling richten.« Corellius machte eine Kopfbewegung in Richtung Arlot Asht, der auf dem Kutschbock des Proviantwagens

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