Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
Vom Netzwerk:
du dich an sie?«
    »Türlich. Die war lustig. Ein rundes Gesicht und hat immer gelacht.« Endlich mal von seinem Efeumädchen abgelenkt, ließ Ulme seinen Blick auf der Suche nach der Magd durch die Menge schweifen. Als er sie nirgends erblickte, machte er einen Schmollmund.
    »Wie wärs denn, wenn du mal mit ihr sprichst, wenn wir wieder zurück sind?«
    »Au ja, das mache ich!« Die Möglichkeit, dass sie vielleicht nicht zurückkehren würden, schien Ulme gar nicht erst in Betracht zu ziehen. »Du, Corellius, wie wäre es …«
    Ein Poltern, gefolgt von einem lästerlichen Fluch, ließ sie beide zum Rest der Eskorte blicken. Ein Knappe hatte einen Beutel voller Dörrfleisch und Äpfel fallen gelassen, welche nun durch den Matsch kullerten. »Du nichtsnutziger Idiot!«, fuhr ihn Galeon an und verpasste dem schmächtigen Jungen eine Ohrfeige, die ihn auf den Boden warf.
    »Was ist?« Corellius wandte sich wieder seinem Schildbruder zu.
    »Du, wie wäre es, wenn wir ein Kinderheim in Sichelstadt aufmachen, wenn wir wieder zurück sind? Vielleicht kann die Magd ja mitkommen. Ich habe so viele arme Kinder in Sichelstadt gesehen. Die waren dreckig und dürr und eines habe ich gesehen, das hatte gar keine Beine mehr.«
    Corellius grinste. »Ein komischer Gedanke. Die beiden alten Haudegen Corellius und Ulme, einstmals grimmige Söldner, hüten jetzt Kinder.«
    »Warum nicht?« Ulme schaukelte im Sattel auf und ab. »Komm schon, ich will!«
    »Wenn wir zurückkehren, werden wir mit Titeln und Gold überschüttet werden. Dann kannst du machen, was du willst.«
    »Ja, aber ich wills mit dir machen.«
    Corellius seufzte. »Ich überlege es mir, in Ordnung?«
    Sein Schildbruder wollte etwas erwidern, doch in diesem Augenblick öffneten sich die Torflügel der Festung. Eine weiße Kutsche, gezogen von zwei Schimmeln, holperte über die Zugbrücke. Die Fenster des mit Schnitzereien von Efeublättern verzierten Gefährts waren verhangen. Auf dem Kutschbock saß neben dem Mann, der Peitsche und Zügel hielt, ein Greis in einem albernen, purpurfarbenen Gewand.
    Die Kutsche kam vor der Eskorte zum Stehen. Sogleich kehrte Ruhe in den allgemeinen Tumult ein. Säcke, Kisten und Waffen wurden abgesetzt. Selbst die Pferde schienen es nicht zu wagen, ein Wiehern von sich zu geben. Alle Augenpaare richteten sich auf den Mann im Purpurgewand.
    »Wer is 'n das?«, flüsterte Ulme.
    »Vielleicht wird er uns das ja gleich selbst sagen.«
    Der Greis erhob sich vom Kutschbock. Er zitterte am ganzen Leib, so anstrengend musste dies für ihn gewesen sein. Unvermittelt streckte er die Arme in die Höhe, was trotz seines Kostüms und seiner Schwäche etwas Ehrfurchtgebietendes an sich hatte.
    »Ich bin Basterro, der Zeremonienmeister!«, rief er mit erstaunlich kräftiger Stimme. »Meine Aufgabe ist es, dass das Prozedere strengstens eingehalten wird. Zunächst: Wo sind die Auserkorenen?«
    »Sind wir damit gemeint?« Ulme machte große Augen.
    Corellius versetzte sein Ross in einen leichten Trab und ritt auf die Kutsche zu. »Leider, ja. Jetzt komm schon!«
    Schnell holte Ulme zu ihm auf und sie ritten Seite an Seite zur weißen Kutsche.
    Beim Näherkommen besah Corellius den Zeremonienmeister. Dichtes, schlohweißes Haar umrahmte sein faltendurchzogenes Mumiengesicht. Gestreng ruhte Basterros Blick auf ihnen. Aus seinen schwarzen Augen konnte Corellius nicht lesen, aber er vermutete, dass dem Zeremonienmeister bestimmt nicht gefiel, was er da sah.
    »Ihr seid Corellius Adanor und … Ulme?«
    »Ja, Herr.«
    Der Zeremonienmeister griff unter sein Gewand und holte zwei vergoldete Efeublätter hervor. »Hiermit überreiche ich Euch die Broschen der Eskorte. Mögen sie Euch auf dieser dreizehnten Fahrt zum Ekun-Tempel Hoffnung und frohen Mut schenken.«
    Basterro beugte sich zu ihnen herunter, wobei Corellius meinte, sein Kreuz knacken zu hören. Sie nahmen die Broschen entgegen. Mit einem Handgriff steckte Corellius sie an seinen Mantel. Ulme jedoch ließ die Brosche in den Matsch fallen.
    Dem Zeremonienmeister entglitt ein erstickter Seufzer.
    »Tschuldigung«, brummte Ulme, stieg von seiner Lenya und fingerte die Brosche aus dem Straßendreck.
    »Das ist noch nie passiert! Unfassbar!«, stammelte Basterro, als Ulme wieder im Sattel saß.
    »Hab mich doch schon entschuldigt.« Beim zweiten Versuch gelang es ihm, die Brosche an seinem Wams zu befestigen.
    »Das steht ja alles unter einem guten Stern«, murmelte Corellius.
    Unterdessen hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher