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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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saß, ein Pergamentstück auf den Knien balancierte und an seiner Feder nuckelte.
    »Ich glaub, der …«
    Ulmes Worte gingen in Getöse und Wiehern unter.
    Instinktiv zückte Corellius sein Breitschwert. Seine Finger krampften sich um den Griff. Das Blut schoss durch seine Adern. Erst als er schon nach seinem Schild langte, sah er, dass keine direkte Gefahr bestand.
    Hinter ihnen war die Kutsche des Efeumädchens zur Seite gekippt. Das linke Hinterrad hatte sich gelöst, rollte von der Kutsche weg, rotierte für einen skurrilen Moment um seine eigene Achse und plumpste dann in den Staub. Beim Umkippen waren die beiden Zugpferde von den Hufen gerissen worden. In einem Gewirr aus Pferdebeinen und Zaumzeug lagen sie übereinander. Dem Kutscher und dem Zeremonienmeister war es nicht besser ergangen; während der Kutscher jedoch schon wieder aufstand, lag Basterro immer noch auf dem Rücken.
    »Das ist nicht gut«, stammelte Ulme. Er machte große Augen. »Das ist gar nicht gut.«
    »Bleib, wo du bist!« Corellius steckte sein Schwert weg, schwang sich aus dem Sattel und eilte hinüber zur Kutsche.
    Die Wachen, angeführt von Galeon, versuchten den Pferden zu helfen. Eines der Rösser rammte dem nächstbesten Wachmann den Huf in den Unterleib, woraufhin ihm ein ersticktes Keuchen entfuhr und er zu Boden ging.
    »Sieh nach der Jungfrau!«, rief Galeon Corellius zu.
    »Bin dabei.«
    Dach und Boden der Kutsche bildeten nun ihre Seiten. Er musste also hinaufklettern, um dem Mädchen herauszuhelfen. Er nahm Anlauf und sprang am Dach hoch. Er bekam ein Efeublatt aus massivem Silber zu fassen und zog sich an ihm hoch wie an einem Felsvorsprung. Mit dem nächsten Handgriff konnte er nun schon die obere Kante umfassen. Unter Ächzen hievte er sich hoch.
    Immer noch verdeckten die Vorhänge den Blick ins Innere der Kutsche. Er zog einen von ihnen zur Seite. Sogleich wurde ihm eine Messerklinge entgegengestreckt. Ganz leicht schnitt sie in seine Kehle.
    »Was zum …?«
    »Oh, Ihr seid kein Ungeheuer?«, erklang aus der Kutsche eine glockenhelle Stimme. Es war eine Stimme, die in Corellius' Söldnerleben eine Rarität darstellte. Die Frauenstimmen, die er zumeist hörte, waren entweder verrucht wie die der Huren, gellend vor Angst oder triefend vor Abscheu. Diese hier hingegen besaß eine Reinheit, die er sonst nur ab und an bei Kindern wahrnahm.
    »Nein«, stammelte er, wobei dies eher an ihrer Stimme als an dem Messer an seiner Kehle lag. »Zumindest bin ich es die meiste Zeit nicht.«
    »Wurden wir nicht angegriffen?«
    »Nur ein Rad ist abgesprungen. Wir werden die Kutsche gleich wieder aufstellen und es neu anbringen. So lange müsst Ihr hier raus.«
    »Gut.« Sie seufzte erleichtert. »Ihr müsst mir hinaushelfen.«
    Das Messer verschwand; stattdessen erschien eine blasse, feingliedrige Hand. Corellius' dreckbesprenkelte Pranke umschloss sie völlig. Mit einem Ruck zog er das Efeumädchen in die Höhe.
    Sie war noch schöner, als er es sich jemals ausgemalt hätte. An ihren grazilen Körper schmiegte sich eine marmorweiße Robe. Auf ihren schwarzen Locken saß ein Kranz aus Efeublättern.
    Vorsichtig umfasste er ihre Hüfte und setzte sie neben sich ab. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich danke Euch.« Sie schaute aus ihren grünen Feenaugen zu ihm auf.
    Ihr Blick irritierte ihn. Ihre Augen erinnerten ihn an jemanden. Doch er hatte nicht die leiseste Ahnung, an wen. »Keine Ursache. Jetzt müssen wir Euch nur noch von der Kutsche bekommen.«
    Sie neigte den Kopf nach vorn. »Seid Ihr einer der Söldner?«
    Er nickte. »Corellius Adanor. Darf ich fragen, ob auch Ihr einen Namen habt?«
    »Jalina.« Sie vollführte einen Knicks.
    »Nun, Jalina … ähm … darf ich?« Er machte Anstalten, sie unter den Achseln zu packen, um sie so von der Kutsche zu heben. Sein Atem flatterte. Ich benehme mich ja wie ein verfluchter Jüngling bei seinem ersten Damenbesuch , schalt er sich.
    »Nur zu.« Sie lächelte.
    Er griff zu. Unter dem dünnen Stoff fühlte er ihre Haut deutlicher, als ihm lieb war. Sanft hob er sie von den Füßen und ließ sie von der Kutsche herunter. Zwei Wachmänner standen bereit, um sie aufzufangen.
    Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sprang er selbst hinunter. Dabei kam er falsch auf und ein Schmerz zuckte durch seinen rechten Knöchel. »Verdammte Scheiße!«
    Sein Fluch brachte Jalina zum Lachen. Es hörte sich gar nicht mal so damenhaft an, wie er angenommen hätte. Am Ende musste sie sogar nach

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