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Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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Recht?« Voxlar goss ihm Wein nach, wobei er unablässig Blickkontakt zu Corellius hielt. Seine Augen funkelten, wie es in Corellius' Vorstellung nur die der Großinquisitoren aus der Zeit der Alten Monarchen taten.
    Er nickte und trank Himbeerwein. »Wären wir in dem Moment nicht im Gefängnis gewesen, hätte ich so viel Platz zwischen uns und die Westwindfestung gebracht, wie möglich gewesen wäre.«
    »Ich habe Erkundigungen über euch und diese Angelegenheit eingeholt, als ich von der Entscheidung erfahren habe. Trotzdem würde ich gern noch einmal aus deinem Mund hören, wie es zu diesem … Vorfall kam. Ulme erscheint mir schließlich nicht bösartig zu sein.«
    »Nein. Auf gar keinen Fall!« Corellius schüttelte energisch den Kopf. »Er würde niemals zum Vergnügen jemandem Gewalt antun. Das einzige, was er tut, ist Befehle auszuführen. Sagt ihm etwas und er wird es auf jeden Fall tun, ohne es zu hinterfragen.«
    »Ist er …«, Voxlar suchte nach dem richtigen Wort, »zurückgeblieben?«
    »Ich verstehe, was Ihr meint, aber das ist er genauso wenig wie bösartig. Er mag es nur nicht, besonders lang über Gesagtes nachzudenken. Das bereitet ihm Kopfschmerzen. Ab und an jedoch verblüfft er mich. Da wartet er mit Ideen auf, auf die ich selbst nie gekommen wäre.«
    Voxlar nickte bedächtig und nippte an seinem Himbeerwein.
    »Kommen wir zurück zu diesem Vorfall, wie Ihr ihn nennt, Meister. Ulme und ich waren zu Gast bei einem Ministerialrat in der Sichelstadt. Wir sollten für ihn eine recht pikante Angelegenheit mit einem Steuereintreiber aus der Welt schaffen. Er hatte uns in sein Stadthaus eingeladen, um die Einzelheiten abzuklären. Er hatte einen kleinen Sohn, der unbedingt mit Ulme spielen wollte. Und wisst Ihr, Ulme liebt Kinder.« Corellius schluckte. Er sah noch genau die blauen, glänzenden Augen des Jungen vor sich. Brava hatte er geheißen. Der Tapfere. »Ich habe nichts dagegen einzuwenden gehabt. Sie haben sich gegenseitig mit Holzschwertern gebalgt. Aber Ulme … wisst Ihr, er kann seine Kraft nicht wirklich einschätzen. Das ist schon häufiger geschehen. Mit Katzen, mit Hunden.«
    »Er hat dem Jungen aus Versehen mit einem Holzschwert den Schädel gespalten?«, hakte Voxlar nach.
    »Ihr habt ihn gesehen. Es stecken Kräfte in ihm, die er selbst nicht kontrollieren kann. Er war so tieftraurig. Er weinte selbst dann noch, als die Stadtwache uns wegen Mordes in den Kerker brachte. Sie hätten uns hingerichtet, wären wir nicht zur Eskorte auserkoren worden.«
    »Und deshalb seid ihr also nun hier«, schmunzelte Voxlar, jedoch ohne eine Spur von Humor in seinen blattgrünen Augen. »Den Männern der Eskorte werden jegliche Strafen erlassen.«
    »Mit Selbstlosigkeit kann ich leider nicht dienen.« Corellius leerte sein Glas. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Warum das Söldnerleben?«, fragte der Oberste Tutor, wobei er aus dem Fenster sah. »Du bist gebildet, sogar eloquent, wenn du es willst. Darüber hinaus auch noch aus einem alten Adelshaus. Was bewog dich dazu, diese Laufbahn einzuschlagen?«
    Corellius schloss die Augen. In der Finsternis, die seine Lider über ihn brachten, loderten Feuer auf. Die Schreie einer Frau gellten durch seinen Kopf, das Klirren von Schwertern, das Knistern der Flammen.
    Er blinzelte. Ballte die Fäuste. Die Reiter, die aus den Schluchten der Zinnzisternen kamen.
    Voxlar legte den Kopf schief. »Ist dir nicht gut?«
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand Corellius auf und lief zur Tür. Der Staub brannte in seiner Lunge und in seinen Augen. Das Studierzimmer kam ihm mit einem Mal eng und erdrückend vor. Er musste hier raus.
    »Morgen früh brecht ihr auf«, rief ihm Voxlar nach. »Seht zu, dass ihr pünktlich hier seid.«

Die Eskorte
    Die Quartiere der Wache befanden sich in einem Rundturm, der einen Steinwurf weit vom Haupttor entfernt lag. Als Corellius vor seiner Tür stand, versank bereits die Sonne. Es hatte aufgefrischt und der Wind pfiff so eilig durch die Burg, als mochte er sie genauso wenig wie Corellius.
    Aus dem Wachquartier drangen Gelächter und das Aneinanderkrachen von Humpen. Laute, die ihn hoffnungsfroh stimmten. Hier gab es keine aalglatten Intellektuellen wie Voxlar. Hier war er unter seinesgleichen.
    Er öffnete die knarzende Tür und trat ein. In dem Speisesaal, der das ganze Erdgeschoss einnahm, roch es nach Speck und geröstetem Brot. Im ausladenden Kamin prasselte ein Feuer, das orangenes Licht in den Raum warf und die Schatten tanzen

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