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Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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gekommen. Du hast gesagt, er hätte die Stadt verlassen.«
    »Das war eine Lüge«, gab Rowen zu. Jetzt, wo alles im Argen war, konnte er ruhig auch das gestehen. »Eine Lüge, damit ihr euch keine Sorgen um mich macht. Die Stadtwachen haben Meeka erwischt. Von Leuten, die zur selben Zeit mit ihm unter dem Onyxpalast saßen, habe ich erfahren, was sie mit ihm gemacht haben. Statt eines Gerichtsverfahrens haben sie ihn einfach zu Tode gefoltert. Weil sie so froh waren, das alte Schlitzohr endlich in die Finger bekommen zu haben.«
    Er atmete tief durch. Bisher hatte er mit niemanden darüber gesprochen, selbst mit Rosanna nicht. Auch aus seinen Gedanken hatte er diese Begebenheit ausgesperrt. Nun brach sie wie eine Sturzflut über ihn hinweg.
    Tränen schlichen sich aus seinen Augenwinkeln und er drückte sie heimlich wie der Dieb, der er war, in Clodias Haar.
    Eine sehnige Hand legte sich auf seine Schulter. Der Augenpriester Yannur sah auf ihn herunter. »In Zeiten wie diesen ist der Glaube an die Versunkenen Götter eine Zuflucht. Du willst ihn immer noch nicht zu deinem Haus machen, habe ich Recht?«
    »Nach allem, was ich weiß, bereiten Götter einem nur Scherereien«, erwiderte Rowen. »Außerdem – wie viele Götter gibt es nochmal in eurem Kosmos?«
    »Einhundertachtundsiebzig, darunter auch so bedeutsame wie Farra, die Göttin der Bienen und Hornissen.«
    Das erste Mal seit langem hob Rowen die Mundwinkel. »Das ist mir wirklich ein wenig zu kompliziert. Sonst fange ich noch an, die Namen meiner Schwestern mit den Göttinnen des Schlamms und des Gestanks zu vertauschen.«
    Die beiden knufften ihn beleidigt und verschränkten die Arme vor der Brust.
    »Was gibt's?«, fragte Rowen, während er seinen Schwestern aufmunternd über die Wangen strich.
    »Ein Rennbursche ist hier aufgetaucht, mit einer Nachricht für dich.« Yannur reichte ihm einen mehrfach gefalteten Pergamentfetzen. »Ich wollte ihn noch fragen, wer ihn geschickt hat, aber du weißt ja, wie diese Jungen sind. Flink wie Wiesel und wendig wie jemand, der die Zeche geprellt hat.«
    Rowen nickte und entfaltete das Pergament. Auch er hatte mal mit dem Gedanken gespielt, Rennbursche zu werden. Man brachte Pakete vom einen Ort zum anderen, steckte Leuten Nachrichten zu, aber belauschte auch ab und an mal jemanden. Die zerlumpten Jungen bevölkerten die Straßenränder und Marktplätze der Stadt, wo sie mit blumigen Worten ihre Schnelligkeit anpriesen. Und sie war es nicht allein, was diese Jungen auszeichnete. Genau wie gute Diebe besaßen sie das Können, immer besser über die Stadt Bescheid zu wissen als jeder andere. So konnte es sich Rowen auch nur erklären, dass der Rennbursche ihn hier gefunden hatte.
    Das Pergament war mit verschnörkelten, dünnen Buchstaben beschrieben:
    »Komm zu mir. Wir müssen reden. Sofort.
    R.«

Ein verlockendes Angebot
    Rowen umklammerte den Sims von Rosannas Fenster und zog sich hoch. Schweiß stand ihm auf der Stirn, lief über seinen Rücken und klebte die Tunika an seine Haut. Nicht einmal wegen der Kletterpartie, sondern wegen des Weges hierhin.
    Das Cordiaviertel war tatsächlich abgeriegelt worden, überall patrouillierten Soldaten und waren Straßensperren errichtet worden. Er hatte von Dach zu Dach springen und hangeln müssen, um hierher zu gelangen.
    Hoffentlich hat Rosanna auch wirklich etwas Wichtiges mit mir zu bereden.
    Er klopfte gegen das Liatretfenster.
    Sogleich schwang es auf. Ihm wurde eine Hand entgegengestreckt, bleich und von Altersflecken bedeckt.
    Das darf nicht sein! Das darf nicht sein!
    Rowen zuckte zurück, verlor den Halt und ruderte mit den Armen.
    Kanzler Vallantus packte ihn am Kragen und zog ihn zurück ans Fenster. »Keine Sorge, mein Sohn, wir wollen dir nur ein Angebot unterbreiten, nicht mehr.«
    Wir? Wer war denn da noch? Fragen schwirrten in Rowens Kopf umher, die drängendste davon: Was machte der Kanzler Galyriens in Rosannas Schlafzimmer?
    Zumindest schien das hier keine Falle zu sein, sonst hätte man ihn schon längst ergriffen. Widerwillig ließ er sich von Vallantus ins Zimmer helfen.
    Dort warteten Rosanna und ihr Vater Thallius, der in einem hohen Lehnstuhl saß. Rosanna hatte die Arme um ihren Bauch geschlungen und stand vor ihrem Bett, vom einen Fuß auf den anderen wippend. Sie wich seinem Blick aus, die Lippen fest aufeinander gepresst.
    »Außer Thallius, seiner Tochter und mir ist niemand im Haus. Darauf hast du mein Wort als Oberhaupt dieses Staates.«

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