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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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das traditionelle Gewand für das Ritual des Schwarzen Mondes.«
    »Was habt Ihr daran auszusetzen? Ihr seht umwerfend aus!«, meinte Nera, und die Verwirrung war auch ihr deutlich anzusehen.
    Mikki deutete auf das Spiegelbild ihrer nackten Brust. »Ich bin halb nackt!«
    Die vier Dienerinnen nickten eifrig, wobei sie Mikki an die kleinen Figuren erinnerten, die mit den Köpfen wackelten.
    Sie seufzte und versuchte erneut, es ihnen zu erklären. »Ich kann doch nicht mit einer nackten Brust herumlaufen.« Ganz zu schweigen von ihrem gesamten rechten Bein und einem Teil ihres sliplosen Pos. »Das ist einfach nicht richtig.«
    »Natürlich ist es richtig!«, widersprach Floga, die Mikkis Reaktion offensichtlich aus der Fassung gebracht hatte. »So ist Hekates Empousa immer für das Ritual gekleidet.«
    In einem plötzlichen Anflug von Verständnis fragte Gii: »Ist es in der gewöhnlichen Welt nicht üblich für Priesterinnen, die Rituale mit einer nackten Brust durchzuführen?«
    »In der gewöhnlichen Welt kommt es allgemein nicht oft vor, dass Frauen in der Öffentlichkeit mit nackten Brüsten herumlaufen – jedenfalls nicht in meinem Teil der Welt.«
    »Die Frauen in deiner alten Welt müssen sich schrecklich eingeschränkt fühlen.«
    Mikki öffnete den Mund, um Gii zu berichtigen – um ihr zu erklären, dass die Frauen im zwar gewöhnlichen, aber modernen Amerika gleichberechtigt waren und dass …
    Aber plötzlich tauchte das Bild des letzten Vergewaltigungsopfers, über das sie gelesen hatte, vor ihrem inneren Auge auf. Die Frau war jung gewesen, gerade mal einundzwanzig oder zweiundzwanzig Jahre alt, und sie war in einem Club direkt in der Innenstadt überfallen worden. Der Autor des Zeitungsartikels hatte immer wieder auf ihre spärliche Kleidung hingewiesen, als wäre es dadurch ihre eigene Schuld, dass sie vergewaltigt worden war. Gleich darauf folgte die Erinnerung an die Stimme des Nachrichtensprechers, dem sie an jenem Morgen zugehört hatte, während sie sich für die Arbeit anzog. Anscheinend war noch eine andere Frau von einem Serientäter attackiert worden – wie auch in den anderen Fällen war er durch ihr offenes Schlafzimmerfenster eingebrochen. Polizei und Medien ermahnten die Öffentlichkeit – die weibliche Öffentlichkeit –, immer darauf zu achten, dass Fenster und Türen geschlossen waren, und das machte Mikki wütend. Die Frauen wurden beurteilt, zurechtgewiesen und ermahnt. Aber die Männer wurden keineswegs als die Monster dargestellt, die sie eindeutig waren. Sie begegnete Giis Blick.
    »Ich glaube, du hast recht, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.«
    »Ist es nicht so, dass wir am meisten von unseren unbewussten Gedanken beeinflusst werden – von einer Welt unter der sichtbaren Oberfläche?«, sagte Gii.
    Mikki nickte langsam. Dann wandte sie sich wieder ihrem Spiegelbild zu, straffte die Schultern und hob den Kopf. Die Frau, die ihr entgegensah, wirkte exotisch und unglaublich feminin in dem fließenden Violett, mit ihren langen, offen auf die Schultern fallenden Haaren und der nackten, im Kerzenlicht pfirsichfarben schimmernden Haut. Impulsiv bewegte sie ihr nacktes rechtes Bein mit gestreckten Zehen nach vorn, und das weiche Material des Zeremonialgewands reagierte mit einem attraktiven Kräuseln. Sexy … sie war ganz eindeutig sexy, und die zehn Pfund, mit denen sie immer zu kämpfen hatte, trugen nur noch mehr zu ihrem sinnlichen Aussehen bei. Sie war kurvenreich, weiblich und schöner, als sie es je für möglich gehalten hätte.
    »Ich bin bereit«, sagte sie entschieden, mehr zu sich selbst als zu den vier jungen Frauen, die sie eindringlich musterten.
    Auf Giis Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Sie nahm Mikkis Hand und zog sie sanft auf die offenen Balkontüren zu. »Dann kommt! Hekates Tempel ist von Licht erfüllt. Lasst ihn uns auch wieder mit Leben erfüllen!«
    Eingehüllt von raschelnder Seide und unter Gelächter, ließ Mikki sich über den Balkon und die Treppen hinuntergeleiten, die in die Gärten führten. Während sie den Dienerinnen folgte, überkam sie erneut Übelkeit und Schwindel, aber sie biss die Zähne zusammen und gab sich alle Mühe, dies zu ignorieren. Schließlich war es nur logisch, dass das Eintreten in eine andere Welt nicht ganz leicht zu verkraften war. Mit großen Augen versuchte sie, alle Eindrücke aufzunehmen, die sich ihr auf dem Weg über die Marmorpfade boten, die sich zwischen den zahllosen Reihen von Rosenbeeten

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