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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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hübscher Junge!«
    Das Pferd zögerte in seinem feurigen Schnauben. Es stellte die Ohren nach vorne, um sicherzugehen, dass es jeden Laut aufnahm, den Lina von sich gab.
    Sie lächelte. Offensichtlich war ihre Begabung Teil ihrer Seele und nicht ihres Körpers. Sie seufzte erleichtert. Egal wie groß und wild, es waren nur Pferde, und wie alle anderen Tiere auch liebten sie Lina. Sie schnalzte beruhigend mit der Zunge, während sie die samtenen Nüstern des wunderbaren Tieres streichelte.
    »Du bist aber wirklich ein großer Junge«, gurrte Lina.
    »Wer wagt es, die Seelen der Toten zu stören und die Schlachtrösser des Hades zu berühren?«
    Wie eine Peitsche fuhr die Stimme auf sie nieder. Lina zog die Hände schlagartig von dem weichen Maul zurück und blickte schuldbewusst hoch in die Richtung, aus der die tiefe Stimme gekommen war.
    Sie musste schlucken. Was war sie für eine Närrin! Sie war so beschäftigt mit den Pferden gewesen, dass sie nicht auf die Idee gekommen war, nachzusehen, wen sie gebracht hatten.
    Ein Mann stand in einem glänzenden, mondlicht-silbrigen Streitwagen, hielt einen großen zweizackigen Speer in der einen und schwere Lederzügel in der anderen Hand. Sein eindrucksvoller Körper war von Kopf bis Fuß in ein nachtdunkles Gewand gekleidet. Ein weiter Mantel legte sich in Falten um ihn, und Linas kleines Licht beleuchtete den Stoff so, dass er in dunklen Purpurtönen und Königsblau changierte. Das lange Haar des Mannes war zu einem dichten Zopf zurückgenommen. Es war ebenfalls schwarz und schimmerte glatt im Licht. Linas Blick suchte sein Gesicht. Es hatte einen dunklen, exotischen Teint; seine Haut hatte einen gold-bronzenen Ton, der ihm die einschüchternde Ausstrahlung einer lebendig gewordenen Statue verlieh. Er betrachtete Lina mit glühenden Augen über hohen Wangenknochen und einem ausdrucksstarken, kräftigen Kinn. Seine Nase war adlergleich. Er war erzürnt, ernst und … einfach nur umwerfend.
    O Gott, dachte Lina wie betäubt, er sieht aus wie ein mythischer Batman – bloß ohne Maske und Batmobil.
    »Es tut mir leid«, brachte sie nervös hervor. »Ich … ich wollte niemanden stören. Die Toten haben sich nur … na ja … sich gefreut, mich zu sehen, und …«
    Eines der »Schlachtrösser« schnaubte ihr ins Gesicht, offenbar verärgert über ihre mangelnde Aufmerksamkeit, und versperrte Lina die Sicht auf den Mann. Automatisch machte sie ein beruhigendes Geräusch und streichelte über die ihr entgegengereckten Nüstern.
    »Wieder wagst du es, ein Streitross zu berühren.« Dieses Mal klang die dunkle Stimme eher verwirrt als zornig.
    Lina musste den Kopf des Hengstes beiseite schieben, damit sie unter seinem Hals hindurch hochschauen konnte. »Offensichtlich weiß es nicht, dass es ein Streitross ist.« Sie lächelte das Pferd liebevoll an, das an ihrer Schulter knabberte.
    Die anderen drei Tiere begannen ebenfalls, ihre Köpfe nach Lina auszustrecken, wollten ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. »Na ja, das stimmt nicht ganz. Ich habe einfach einen Draht zu Tieren. Sie mögen mich. Sehr.« Zärtlich fuhr sie über das nächste Maul. »Ich bin mir sicher, sie sind und bleiben Streitrösser, nur halt nicht in diesem Moment.«
    Da registrierte sie erst, was der Mann zu ihr gesagt hatte. Er hatte von den »Schlachtrössern des Hades« gesprochen. Lina duckte sich hinter dem ihr nächsten Pferd.
Merda!
Das bedeutete, dieser Batman war wirklich Hades. Sie schloss die Augen und zählte bis drei, holte tief Luft und trat aus dem Knäuel tierischer Zuneigung hervor.
    »Entschuldigung, es ist unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen. Ich bin Persephone, Tochter der Demeter. Ich meine, sie hat Bescheid gesagt, dass ich zu Besuch kommen würde.« Die Augen des Mannes wurden groß, doch er erwiderte nichts. Schnell sprach Lina weiter. »Ich wollte wirklich nicht die Toten stören. Ich entschuldige mich, wenn ich etwas getan habe, das falsch war.« Immer noch schwieg der Gott. Linas Magen flatterte. »Du musst Hades sein. Ich hoffe, ich bin nicht zu einem ungelegenen Zeitpunkt gekommen.«
    »Jetzt erkenne ich dich, Göttin«, sagte Hades. »Ich habe tatsächlich Kunde von deinem Kommen erhalten.«
    Lina war ein wenig verwundert. Er erkannte sie? Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Hades Persephone kannte. Demeter hatte auf jeden Fall nicht erwähnt, dass sich die beiden bekannt waren.
    »Du hast keinen Schaden angerichtet. Es ist nur so, dass die Unterwelt normalerweise

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