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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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werden.
    »Granatäpfel.« Ihre Lippen wurden taub.
    »Magst du keine Granatäpfel, Persephone?« Hades runzelte die Stirn angesichts ihres besorgten Gesichtsausdrucks. »Ich kann sie abräumen lassen.«
    Lina schielte hoch und sah, dass die Dienerschar sie mit großen, blassen Gesichtern voller Besorgnis beäugte.
    Stell dich nicht so an,
sagte sie sich,
das ist nur ein dummer Zufall.
»Ich liebe Granatäpfel. Alles sieht wirklich deliziös aus.« Bewusst pickte sie mehrere Körnchen der roten Frucht auf und steckte sie sich in den Mund. Der Geschmack explodierte auf ihrer Zunge, Lina seufzte vor Entzücken. »Wie lecker!« Sie ließ den süßen Saft durch ihre Kehle rinnen.
    Die Diener stießen einen kollektiven Seufzer der Erleichterung aus.
    »Auch mir scheint alles nach meinem Geschmack zu sein«, sagte Hades zufrieden. Persephone hatte seine Diener offenbar mit demselben Zauber belegt wie seine Pferde. »Ihr könnt die Platten stehen lassen. Wenn wir mehr brauchen, rufe ich nach euch.«
    Die Diener huschten zurück in die Küche.
    »Setzt ihr euch nicht zu uns?«, fragte Lina Iapis und schaute von ihm zu Eurydike. Konnten tote Seelen essen? Sie hatte keine Ahnung, doch es kam ihr unhöflich vor, sie nicht einzuladen.
    »Nein, Göttin«, entgegnete Iapis.
    »Iapis und ich haben noch viel zu besprechen«, warf Eurydike eifrig ein. »Wir holen gleich die Malutensilien.«
    Lina lächelte dem Mädchen zu, froh, dass es so entspannt wirkte.
    »Dann los! Wir sehen uns morgen«, sagte Lina mit dem Mund voller Granatapfelkerne.
    »Oh, aber du musst nach mir rufen, wenn du dich heute Nacht zurückziehst, damit ich dir helfen kann, dich fürs Bett fertig zu machen!« Der panische Unterton war in Eurydikes Stimme zurückgekehrt.
    »Das werde ich bestimmt tun«, sagte Lina schnell, um das Kind nicht zu enttäuschen.
    Zufrieden mit der Zusicherung ihrer Göttin, lächelte Eurydike glücklich, machte einen Knicks vor Persephone und Hades und verließ dann hinter Iapis den Raum.
    »Mit der Zeit wird sie selbstsicherer werden«, versprach Hades.
    »Das hoffe ich. So wird sie mich zermürben«, seufzte Lina.
    »Die Toten brauchen sehr viel Zuwendung.«
    Lina nickte zustimmend. »Das ist wie mit den Juwelen – bis jetzt hatte ich keine Ahnung.«
    Hades lächelte, jetzt wieder gelassen und charmant. »Aus diesem Grunde habe ich die Speisen der Unterwelt vor dir auftischen lassen. Komm zu neuen Kräften, Persephone, so dass sich der kleine Geist keine Sorgen machen muss, seine Göttin verkümmere hier, tief unter der Welt der Sterblichen.«
    »Ha!« Lina lud sich den Teller voll Essen. »Das ist nicht sehr wahrscheinlich, nicht wenn ich von all dem hier« – sie wies mit dem langen Silberlöffel auf den Tisch – »umgeben bin.«
    »Es freut mich, dass du die Schönheit der Unterwelt zu schätzen weißt«, sagte Hades und bediente sich bei den Oliven.
    »Wer würde das nicht?«, sagte Lina zwischen zwei Bissen, doch es tat ihr augenblicklich leid, als sie merkte, dass sich sein Gesichtsausdruck erneut veränderte. Sie fand, es habe den Anschein, als zöge er eine leere Maske über sein Gesicht, um seine Gefühle dahinter zu verbergen. Ungezwungen schaute sie zu ihm hinüber, wartete, dass er die Maske ablegte und wieder zugänglich wurde. In den nächsten Minuten aßen sie schweigend, bis Lina merkte, dass die Anspannung in seinen Schultern nachzulassen schien und sich seine Gesichtszüge entspannten. Sie trank einen Schluck Wein und dachte nach. Ja, mit dem Mund voller Essen war er auf jeden Fall lockerer. Sie verzog die Lippen. Er war ein Gott, aber dennoch war er ein Mann.
    »Stört es dich, wenn ich dir einige Fragen über die Toten stelle?«, sagte Lina.
    Sein Blick huschte von seinem Teller zu ihr und wieder zurück. Er kaute und schluckte. »Das stört mich nicht«, sagte er schließlich.
    Lina beeilte sich zu sprechen: »Es ist nur so, dass ich selbst die einfachsten Dinge nicht weiß, und ich möchte nichts sagen, das Eurydike beschämt oder sie wieder durcheinanderbringt, so wie heute, als ich vorschlug, sie könnte doch von dem Fluss trinken, ähm …« Sie stockte.
    »Lethe«, ergänzte Hades.
    »Genau: Lethe. Siehst du, genau das meine ich. Ich weiß nicht genug über die Unterwelt.«
    »Stell mir so viele Fragen, wie du wünschst«, sagte er.
    »Gut, also, die leckeren Speisen, die wir hier genießen, bringen mich auf die Frage, ob die Toten essen können.«
    »Nein, die Toten dursten und hungern nicht wie die

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