Göttin des Lichts
hinreißend sexy, dass Eddie sich endlich von seiner scheußlichen Bacchus-Statue verabschiedet hat und sie stattdessen Modell stehen lässt.« Sie beendete den Satz, holte tief Luft und wartete auf das unvermeidliche Donnerwetter.
»Du hast deinen Freund als Assistenten angeheuert?«
»Er ist nicht mein Freund.«
»Und seine Schwester?«, fuhr V fort, als hätte Pamela nichts gesagt.
»Na ja, seine Schwester war irgendwie eine Zugabe. Phoebus kennt sich echt gut aus in der Antike. Er hat Eddie davon überzeugt, statt einer kitschigen Imitation des Pools aus Caesars Palace lieber ein authentisches römisches Badehaus zu bauen. Wusstest du, dass für die alten Römer ihre öffentlichen Bäder so etwas Ähnliches waren wie heutzutage bei uns die Country Clubs?«
»Okay, konzentrier dich. Ich bin noch nicht durch mit den Freund-Fragen.«
»Er ist nicht mein Freund.«
»Egal. Außerdem dachte ich, du hättest gesagt, er sei Arzt und Musiker«, wandte V ein. »Und sollte er nicht eigentlich am Montagmorgen aus Vegas verschwinden?«
»Er ist ja auch Arzt und Musiker. Und dazu noch Experte fürs alte Rom. Und ja, er musste eigentlich weg, aber dann hat er, äh, seinen Flug verpasst und beschlossen zu bleiben«, antwortete Pamela und strengte sich an, ihre Stimme leicht und ehrlich klingen zu lassen.
»Das klingt für meine Ohren alles nach einem sehr seltsamen Zufall. Außerdem dachte ich, er sei ein junger Jedi-Ritter. Wie alt ist er überhaupt?«
»Älter, als ich zunächst dachte«, sagte Pamela und war dankbar, dass sie wenigstens eine Frage ganz offen beantworten konnte.
»Vögelst du noch mit ihm?«
»Nein. Jedenfalls nicht letzte Nacht.«
»War es seine Idee oder deine, eine Pause einzulegen?«, wollte V wissen.
»Meine«, antwortete Pamela kläglich.
»O nein! Du hängst ja total an dem Typen. Bitte sag mir, dass du ihn nicht angeheuert hast, damit er in deiner Nähe bleibt und du dich mit deiner wachsenden Besessenheit quälen kannst. Das ist ein Szenario für eine kranke Seifenoper, Pammy.«
»Nein, so ist es nicht. Ich hab ihn – und seine biestige Schwester – eingestellt, weil ich Hilfe brauchte.«
»Die Schöne ist also ein Biest?«
Pamela grinste. Sie hatte gewusst, dass V bei dem Köder mit dem Biest anbeißen würde.
»Sie ist schrecklich. Schön, eingebildet, totaler Göttinnenkomplex. Du würdest sie lieben.«
»Du bist ein echter kleiner Schäker«, seufzte V.
»Und ein Design-Genie. Seit Phoebus und Diana mitmachen, ist bei mir der Druck weg, dass ich aus unrettbarem Kitsch etwas einigermaßen Geschmackvolles produzieren muss. Eddie fährt außerdem total auf Diana ab. Ein Lächeln oder ein Schmollen von ihr, und schon ändert er im Handumdrehen seine Meinung.«
»Und du hast ihr natürlich vorher klargemacht, was Eddie sich deiner Meinung nach wünschen soll?«, fragte V.
»Selbstverständlich«, log Pamela schon wieder. Man konnte Artemis nichts befehlen. Nur gut, dass die Göttin einen exzellenten, wenn auch ziemlich extravaganten Geschmack hatte.
»Was hat dein hübscher Dreibeiner denn zu tun, außer rumzustehen und maskulin zu wirken?«
»Er gehört nicht mir. Und er arbeitet mit den Architekten am Badehaus. Und dieses römische Zeug ist echt ziemlich interessant …« Ein Klopfen unterbrach sie. »Sekunde mal, da ist jemand an der Tür.«
»Pamela?« Apollos tiefe Stimme war unverkennbar. »Ich brauche deine Hilfe.«
»Äh, V, ich muss Schluss machen.«
»Okay, ruf mich später noch mal an. Und denk dran, nicht alles totzuanalysieren. Aber pass auf dich auf.«
Pamela murmelte ein Tschüss und klappte das Handy zu, ehe sie die Tür einen Spaltbreit öffnete. Als sie Apollo sah, riss sie Mund und Nase auf. Er war von der Taille aufwärts nackt, seine Haare eine wilde Lockenmähne, Kinn und Wangen blutverschmiert.
»O mein Gott. Was hast du gemacht?«
»Ich habe mich rasiert«, antwortete er kleinlaut. »Und jetzt blute ich!«
»Komm rein«, sagte sie, zog ihn ins Zimmer und schloss die Tür hinter ihm. Unter den Blutflecken war seine Haut sehr bleich. Kopfschüttelnd deutete sie auf einen Stuhl. »Setz dich hin, bevor du umkippst. Du bist ein bisschen blass um die Nase.«
Apollo ließ sich auf den Stuhl fallen. Vorsichtig berührte er einen Blutstropfen, betrachtete seinen roten Finger und schluckte schwer.
»Das ist mein Blut«, stellte er fest.
Pamela sah ihn an. »Natürlich ist das dein Blut. Sieht aus, als hättest du dich beim Rasieren ordentlich
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