Göttin des Lichts
erinnern, dass ich für dich vor nicht allzu langer Zeit ein schiefgegangenes menschliches Experiment war? Ich kann mich noch ziemlich klar an deine Entschuldigung erinnern, weshalb du mich mit irgendeiner Sex-Magie belegt hast – die lautete nämlich, dass du total die Nase voll davon hattest, an mich gebunden zu sein.«
Artemis wich vor ihr zurück. »Du tust meinem Kopf weh.«
»Umso besser!«
»Das war schon wieder nicht nett. Vor allem angesichts der Tatsache, dass ich ziemlich sicher bin, sterben zu müssen.«
»Und wie kommst du auf die Idee?«
»Schau mich doch an! Irgendwas ist mit mir nicht in Ordnung! Meine Augen sind rot und haben eklige Tränensäcke. Mir ist speiübel im Magen, und ich habe das Gefühl, dass mir jeden Moment der Kopf platzt!«, sagte sie und ließ sich theatralisch auf Pamelas Kissen zurücksinken.
»Bitte, mit dir ist nichts weiter los, als dass du einen Kater hast«, erklärte Pamela und musste sich das Lachen verkneifen.
»Wird der Kater mich umbringen?«, fragte Artemis, setzte sich auf, verzog aber sofort das Gesicht und hielt ihren Kopf fest.
»Nein, aber ich würde mich heute mit den Mimosas und Champagner ein bisschen zurückhalten.«
Die Göttin wurde blass. »Bitte erwähne diese Getränke nicht mehr.«
»Aber du hast bestimmt Durst«, antwortete Pamela und lächelte sie an.
»Ich bin völlig ausgetrocknet. Woher weißt du das? Hast du diese Katerkrankheit etwa auch schon mal gehabt?«
Pamela ging zum Minibar-Kühlschrank, holte eine Flasche Mineralwasser heraus, öffnete sie und reichte sie Artemis. »Öfter als ich zugeben möchte. Du hast gestern zu viel Alkohol getrunken. Dein Körper – dein zurzeit sterblicher Körper – teilt dir mit, dass das keine gute Idee war.« Sie sah zu, wie Artemis die Flasche Wasser in sich hineinkippte. »Warte, nicht alles auf einmal. Du brauchst noch was, um das Aspirin runterzuspülen«, sagte sie, wühlte in ihrer Tasche und fischte die kleine Notfall-Reiseapotheke heraus. Zwischen Benadryl und Xanax fand sie auch zwei Aspirin. »Hier, schluck die und iss ein einfaches Frühstück – vielleicht ein bisschen Toast oder ein Muffin.« Als sie Artemis’ verständnislosen Blick bemerkte, fügte sie hinzu: »Na gut, ich zeige dir, was du essen kannst. Aber Kaffee und Wasser sind auf jeden Fall gut. Es wird dir schon bald besser gehen.«
»Werde ich dann auch wieder besser aussehen? Ich kann gar nicht glauben, dass mich so ein Spiegelbild begrüßt hat.«
Nachdenklich betrachtete Pamela das Gesicht der Göttin. Natürlich war sie immer noch hinreißend schön, aber sie wirkte ziemlich mitgenommen. »Komm ins Bad, dann schau ich mal, was wir gegen die Augenringe machen können.« Sie hielt inne und musterte Artemis noch einmal prüfend. »Warte. Lass uns eine Abmachung treffen. Ich kümmere mich um dein Gesicht, wenn du versprichst, dass du heute wieder nett zu Eddie bist.«
Bei der Erwähnung von Eddies Namen veränderte sich Artemis’ Gesichtsausdruck augenblicklich, wurde ganz sanft, und ihre Wangen verfärbten sich in einem zarten Pink.
»O mein Gott. Du magst ihn«, stellte Pamela trocken fest.
»Er … er erinnert mich an jemanden«, flüsterte Artemis.
»Du magst ihn, weil er dich an jemanden erinnert? An wen denn?«
Die Augen der Göttin leuchteten auf, und auf einmal ähnelte sie wieder ihrem üblichen hochnäsigen Selbst. »Es ist meine Sache, an wen Eddie mich erinnert, nicht deine, und ich mag ihn nicht nur deswegen. Er hat mich erkannt. Er ist ein Sterblicher aus der modernen Welt, wo man den Göttinnen und Göttern keine Ehre mehr erweist, aber er kennt und verehrt mich. Das gefällt mir.«
»Aha«, antwortete Pamela nur.
Dann bedeutete sie Artemis, sich vor die kleine Kommode zu setzen, während sie ihre Makeup-Tasche nach ihrem Concealer durchforschte. Eine Weile arbeitete sie schweigend, deckte die dunklen Augenringe ab und gab Bräunungspuder über ihr Gesicht, um ihren Teint wieder natürlich wirken zu lassen. Nur weil Artemis so verdammt schön war, betonte sie die Augen dann noch mit schimmerndem Lidschatten. Es kam ihr vor, als würde sie das Gemälde eines großen Künstlers retuschieren.
»Hippolytus«, murmelte Artemis auf einmal.
»Was?«, fragte Pamela.
»Hippolytus war kein Was, sondern ein Wer. An ihn erinnert mich Eddie.«
»War Hippolytus auch ein Schriftsteller?«, erkundigte sich Pamela und rieb ein bisschen Rouge auf die Wangen der Göttin.
»Nein. Er war ein Krieger. Sohn des
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