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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Neugestaltung von Terpsichores Glanzstück. Voller Zuneigung lächelte er ihr zu. Heute Abend hatte auch sie keine göttlichen Kräfte, aber die brauchte sie auch nicht. Das hauchdünne Kleid, das Eddie wohl für sie gekauft hatte, umflatterte anmutig ihren Körper, ihre Bewegungen waren lässig und erfüllt von einer einmaligen, hypnotischen Grazie. Seine Finger flogen über die Saiten, steigerten das Tempo, und Artemis folgte ihm, drehte und wirbelte im Rhythmus der Musik, bis zum Schluss-Crescendo, nachdem sie sich elegant vor Eddies Füße sinken ließ.
    »Nein!«, rief Eddie und zog sie hoch, so dass sie schwer atmend neben ihm stand. »Ich sollte dir zu Füßen liegen, meine Göttin.«
    »Dann hat dir deine Belohnung also gefallen?«, lachte Artemis atemlos.
    »Bis auf mein Sterbebett werde ich die Erinnerung an diesen Tanz in Ehren halten.«
    Sofort wurde das Gesicht der Göttin ernst. »Ich möchte nicht daran denken, dass du sterben könntest.«
    Nun lachte Eddie, und zwar dröhnend und herzlich. »Dann denk nicht daran, denn der Tag ist noch fern, meine Göttin!«
    Mit einem erleichterten Lächeln antwortete Artemis: »Eddie, gehst du ein Stück mit mir spazieren? Ich weiß, es ist schon dunkel, aber …«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl«, fiel er ihr ins Wort. »Komm, das Grundstück ist gut beleuchtet, und es ist mir eine große Ehre, dich zu begleiten.«
    Ohne Pamela oder Apollo auch nur eines Blickes zu würdigen, verließen die beiden die Terrasse mit zusammengesteckten Köpfen, während Artemis ihrem Verehrer den Ursprung ihres Tanzes erklärte. Noch benommen von der faszinierenden Darbietung der Göttin, sah Pamela ihnen nach. Sie konnte es nicht glauben, aber Artemis hatte für Eddie getanzt, als meinte sie es ernst, als läge er ihr ehrlich am Herzen und als wollte sie ihm danken. Was für einen Unterschied ein einziger Tag gemacht hatte. Heute Morgen war Artemis arrogant und unerträglich gewesen. Sicher, die Göttin war auch jetzt noch egoistisch, verwöhnt und eitel. Aber wenn sie Eddie ansah, war die Zärtlichkeit in ihren Augen unverkennbar. War es möglich, dass Artemis doch ein Herz besaß?
    Zwei sanfte, magische Akkorde stürzten wie ein Wasserfall übereinander und riefen ihre Aufmerksamkeit zurück zu ihrem Unsterblichen.
Ihrem Unsterblichen
. Wie ein Stromschlag durchzuckte sie der Gedanke. Vor dem heutigen Abend hätte sie sich wahrscheinlich vorgestellt, dass ein Mann, der Harfe spielte, unmännlich und ziemlich schwul wirken würde. Aber auf Apollo traf nichts davon zu. Er war umwerfend maskulin. Und er spielte auch nicht einfach nur Harfe, er streichelte das Instrument wie ein Liebhaber und entlockte ihr eine wunderschöne Musik, fast so, als hätte er sie mit seiner Zärtlichkeit zum Leben erweckt. Mit seinem goldenen, muskulösen Körper und dem sonnenfarbenen Haar sah er aus wie ein antiker Krieger, der sich zwischen zwei Schlachten ausruhte und von seinen Heldentaten berichtete. Als er zu singen begann, begegneten sich ihre Blicke, und seine Finger entlockten den Saiten ein sinnliches, rhythmisches Summen.
    »Ich bin der Mann, der dir gegenübersitzt,
    ganz nah, und deiner
    süßen Stimme lauscht
    und deinem Lachen voller Liebe – all das
    lässt das Herz in meiner Brust erzittern.«
    Seine Stimme war unbeschreiblich, vollkommen, und Pamela versuchte sich vorzustellen, wie sie klang, wenn er wieder seine göttlichen Kräfte zur Verfügung hatte. Kein Wunder, dass Generationen von Menschen ihm zu Ehren Tempel erbaut und Statuen erschaffen hatten. Und hier saß er nun und sang, sang für sie, für sie allein. In diesem Augenblick begehrte sie ihn so sehr, dass es ihr fast den Atem raubte. Ohne bewusst den Entschluss dazu zu fassen, stand sie auf und ging zu ihm.
    »Wenn ich dich anschaue,
    versagt meine Stimme.
    Meine Zunge erstarrt,
    Flammen lodern unter meiner Haut,
    mir wird schwarz vor Augen,
    meine Ohren dröhnen,
    kalter Schweiß bedeckt mich,
    ein Zittern ergreift von mir Besitz,
    ich werde bleich wie ein Leintuch
    und denke, ich muss sterben.«
    Vor ihm blieb sie stehen. Die einzige Kraft, die ihm zur Verfügung stand, war die eines verliebten Mannes, aber er schlug sie dennoch in seinen Bann. Sie erschauerte, als er den Refrain wiederholte und sie mit der Wärme seiner Gefühle einhüllte.
    »Ich bin der Mann, der dir gegenübersitzt,
    ganz nah, und deiner
    süßen Stimme lauscht
    und deinem Lachen voller Liebe – all das
    lässt das Herz in meiner Brust

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