Göttin des Lichts
erzittern.«
Als der leichte Nachtwind den letzten Ton fortgetragen hatte, streckte Pamela zögernd die Hand aus und strich mit einem Finger über seinen Handrücken.
»Hast du das geschrieben?«
Lächelnd nahm er ihre Hand. »Nein, es ist von Sappho. Sie war eine griechische Dichterin und leidenschaftliche Frauenliebhaberin. Ich habe mir ihre Worte nur geliehen. Sie hatte einen bissigen, scharfsinnigen Humor. Wahrscheinlich würde sie unsere Situation höchst unterhaltsam finden, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir die kleinen Veränderungen übelnehmen würde, die ich an ihrem Gedicht vorgenommen habe.«
»Es war sehr schön. Deine Stimme ist …« Sie stockte und suchte nach Worten, die das beschrieben, was sie gehört hatte. »Deine Stimme ist wie ein halb vergessener Traum. Zu schön, um wahr zu sein.«
»Aber sie ist wahr. Ich bin wahr.« Er zog sie an sich. Zögernd ließ sie es geschehen, und er legte die Arme um ihre Taille. »Was du für mich empfindest, ist wahr.« Zärtlich presste er seine Lippen auf ihre. Er brannte darauf, sie zu schmecken, sie zu fühlen, aber sie war so steif und unnachgiebig, dass er sich mit einem beinahe keuschen Kuss zufrieden gab – erst auf den Mund, dann auf die Wange. Schließlich entspannte sie sich zumindest so weit, dass ihr Kopf an seiner Schulter ruhte, und er atmete den sauberen Duft ihrer Haare ein. Als er sich herabbeugte, um sie erneut zu küssen, hob sie die Hand und drückte ihre Finger an seine Lippen.
»Ich möchte dich bitten, mir Zeit zu lassen«, sagte sie leise.
»Zeit?«
»Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken, was zwischen uns geschieht, und ich kann nicht nachdenken, wenn du mich berührst und küsst. Deshalb bitte ich dich um Raum zum Nachdenken. Gewährst du ihn mir?«
Am liebsten hätte er nein gesagt – die Harfe weggeschleudert, sie in die Arme genommen und langsam und leidenschaftlich mit ihr geschlafen, bis ihr das Denken ganz verging. Er wusste, dass er sie zum Nachgeben bringen konnte, er fühlte es daran, wie ihr Körper sich seinem zuneigte, wie ihre Augen in seine blickten. Er kannte die Leidenschaft, die in ihr schlummerte, er wusste, wie er sie wecken und nutzen konnte. Und dann? Morgen früh würde sie sich wieder von ihm zurückziehen. Er wollte, dass sie aus freien Stücken zu ihm kam, ohne es am nächsten Morgen zu bereuen.
Apollo ließ sie los. Statt sie noch einmal zu küssen, strich er ihr die dunkle Strähne zurück, die ihr immer wieder in die Stirn fiel.
»Ja, ich gebe dir deinen Denkraum.«
Mit einem traurigen Lächeln küsste er ihre Hand und verließ langsam die Terrasse. Allein.
25
Als sie um halb acht von einer fröhlichen jungen Dame geweckt wurden, die verkündete, dass das Frühstück um Viertel nach acht auf der Terrasse serviert würde, fand Pamela das viel zu früh. Was war nur los mit ihr? Ihre innere Uhr weckte sie doch sonst bereits dann schon, wenn gerade erst der Morgen dämmerte. Für ihren normalen Tagesplan bedeutete halb acht Ausschlafen. Aber heute rieb sie sich die Augen, ihr Kopf brummte, und sie hätte sich gern zusammengerollt und noch ein paar Stunden erholt.
Es war Apollos Schuld. Zu wissen, dass der Gott des Lichts ein paar Zimmer weiter allein in seinem Bett lag, hatte dazu geführt, dass sie sich den größten Teil der Nacht schlaflos von einer Seite auf die andere gewälzt hatte. Und seine verdammte Stimme – die war ihr einfach nicht aus dem Kopf gegangen. Und was noch schlimmer war – seine Berührung! Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, spürte sie seine Lippen, die sich heiß und leidenschaftlich an ihre drückten. Offensichtlich spielte es keine Rolle, dass er momentan nicht über seine göttlichen Kräfte verfügen konnte – wenn er sie anfasste, war es für sie immer noch wie Feuer und Licht und Schweiß und …
Verdammter Mist! Sie musste ihre Hormone in den Griff bekommen. Wieder rieb sie sich die Augen und rief sich in Erinnerung, dass Eddie bestimmt schon einen exzellenten Kaffee hatte zubereiten lassen.
Wobei ihr einfiel, dass sie ziemlich sicher war, gehört zu haben, wie Eddie und Artemis sich gegen zwei Uhr nachts kichernd zurückgezogen hatten, und zwar nicht in zwei, sondern in ein und dasselbe Zimmer. Womöglich hatten sie sogar Sex gehabt, so ungewöhnlich diese Vorstellung auch sein mochte. Ob Artemis sich zu so etwas herabließ? Bezeichnete man sie nicht eigentlich als eine der jungfräulichen Gottheiten? Pamela dachte an ihren
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