Göttin des Lichts
anführen, dass ich dieses Gefühl, dieses Verliebtsein, nicht kannte, und ich finde es …« Er hielt inne und sah ihr in die Augen, »… sehr verwirrend.«
Pamela holte tief Atem. »Ich weiß genau, was du meinst.«
Apollos Gesicht veränderte sich leicht, aber er sagte lediglich: »Ach ja?«
»Ja«, beteuerte sie und setzte sich wieder in Bewegung. Sie wollte mit ihm reden, sie musste mit ihm reden, aber sie konnte dabei nicht stillstehen.
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich verheiratet war und die Ehe total schiefgegangen ist.«
»Ja«, bestätigte er.
»Ich möchte dir gern erzählen, warum es so schrecklich war, denn ich glaube, dann verstehst du, warum ich mich geweigert habe, dich zu lieben.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Ich habe Duane auf dem College kennengelernt. Er war zehn Jahre älter als ich und schon erfolgreich im Beruf. Ich fand ihn toll und klug, außerdem schien er ein netter Mensch zu sein. Er wollte für mich sorgen. Inzwischen weiß ich, dass ich mich nicht in den Mann verliebt habe, der er wirklich war. Ich habe mich in die Phantasie des Lebens verliebt, das ich mir für uns beide vorstellte. Aber Liebe ist Liebe …« Sie zuckte die Schultern, als wollte sie die unangenehme Erkenntnis schnell abschütteln, »und wir haben direkt nach meiner Abschlussprüfung geheiratet. Aber dann änderte sich alles, praktisch vom ersten Tag unserer Ehe an. Wir kauften ein Haus.« Sie lachte bitter. »Nein, vergiss das. Duane hat das Haus gekauft. Er hat darauf bestanden, dass es besser wäre, wenn die Urkunde nur auf seinen Namen läuft, das war angeblich schneller und einfacher. Genau wie mein neues Auto ein ›Geschenk‹ gewesen war, mit dem er mich überraschte. Auch da liefen die Papiere auf seinen Namen. Ich erinnere mich noch genau an einen bestimmten Tag, nur etwa eine Woche nach der Hochzeit. Duane war nicht in der Stadt und hat mich zu Hause angerufen. Das tat er gern. Und oft.« Sie machte eine Pause. Wenn sie daran dachte, wie Duane sie ständig kontrolliert hatte, wie er Angehörige seiner Familie und gelegentlich auch Freunde zu ihr geschickt hatte – vorgeblich, »um ihr Gesellschaft zu leisten«, in Wirklichkeit aber, um sie zu überwachen –, wurde sie immer noch nervös. In dem Versuch, die Schatten der Vergangenheit abzuschütteln, beschleunigte sie ihre Schritte, so dass der Kies unter ihren Stiefeln knirschte.
Es ist vorbei
, sagte sie sich. Sie war geflohen, und so etwas würde ihr nie mehr passieren.
Apollo beobachtete schweigend, wie Pamela mit ihren Gefühlen kämpfte. Er wollte ihr helfen, wollte die Verletzung ungeschehen machen, aber er wusste, dass die Vergangenheit ein Schlachtfeld war, auf dem jeder zu kämpfen hatte. Wenn Pamela es nicht schaffte, ihre alten Dämonen zu bezwingen, würden sie ihre Zukunft für immer heimsuchen. Ihre gemeinsame Zukunft.
»Jedenfalls«, fuhr sie schließlich fort, »jedenfalls hat er an diesem Tag wie immer gefragt, was ich gerade machte. Als ich ihm sagte, dass ich gerade dabei war, ein Bild aufzuhängen, wurde er auf einmal total wütend – ich werde nie vergessen, wie sich seine Stimme von einem auf den anderen Moment verändert hat. ›Kannst du dir nicht denken, dass ich dir bei solchen Dingen helfen möchte?‹, fauchte er. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass es ein Problem sein könnte, wenn ich ein Bild ohne ihn aufhängte. Aber so war es. Wir waren noch keinen ganzen Monat verheiratet, und ab diesem Tag hatte ich das Gefühl, in einem Käfig zu leben.« Sie konnte ein Frösteln nicht unterdrücken.
Danach war es nur noch schlimmer geworden – viel schlimmer. Fast hätte sie aufgegeben und sich Duanes Tyrannei endgültig unterworfen, aber dann fand sie tief in ihrem Innern plötzlich die Kraft zu kämpfen. Langsam und in aller Stille hatte sie daran gearbeitet, in ihrem Beruf Fuß zu fassen, und heimlich Geld zurückgelegt, um sich irgendwann den Weg in die Freiheit erkaufen zu können. Man denkt oft, man muss nur das nötige Rückgrat aufbringen, um einen Mann zu verlassen, der einen mies behandelt, aber Pamela wusste, dass das nicht stimmte. Um einen Mann wie Duane verlassen zu können, brauchte man einen Plan und die Mittel, ihn durchzuziehen. Ihr Plan umfasste auch einen guten Anwalt und die Gründung eines eigenen Unternehmens.
Entschlossen richtete sie sich auf und erzählte ihre Geschichte zu Ende. »Ich will dir die unangenehmen Details ersparen, es reicht, wenn du weißt, dass er mich
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