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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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gehörte nicht hierher. Vielleicht konnte sie der Sehnsucht ihres Herzens nachgeben und sich erlauben, ihn zu lieben, aber sie konnte sich nicht vormachen, dass ihre Geschichte ein glücklicheres Ende haben würde als die von Semeles Liebe zu Zeus.
    »Vergiss dein Gesicht nicht«, flüsterte sie.
    »Danke«, lächelte er und sparte nicht an Lotion. »Gut, dass du mich daran erinnerst. Für mich ist das alles ziemlich neu.«
    Wieder zog sich ihr Magen zusammen, aber sie erwiderte sein Lächeln. »Ich denke, das reicht.« Dann drehte sie die Tube wieder zu und legte sie in den Korb zurück. Apollo nahm ihn, und sie verließen das Haus.
    »Weißt du, wo Norden ist?«, fragte Apollo und blieb einen Moment stehen. Als sie ihm einen erschrockenen Blick zuwarf, grinste er wie ein kleiner Junge. »Ich mach doch nur Spaß. Zwar habe ich meine Kräfte nicht, aber mein Hirn funktioniert noch einigermaßen.«
    »Na, das ist ja sehr tröstlich«, murmelte sie, grinste aber zurück, während sie den Kiesweg hinuntergingen, nach links abbogen und sich zwischen den verstreuten Adobe-Gebäuden durchschlängelten, in denen sich unter anderem das Restaurant und der gut ausgerüstete Souvenirladen der kleinen Ferienanlage befanden. Hier konnte man kaum glauben, dass direkt außerhalb des Resorts die brutale Schönheit der Wüste begann. Der Weg war gesäumt von wilden Büscheln großer orangefarbener Blumen, unterbrochen von duftenden violetten Pflanzen, die Pamela an Lavendel erinnerten, und den vertrauten spitzen, gummiartigen Blättern von Yucca-Palmen. Hier im Canyon war es kühler und viel grüner – als hätte die Wüste ihre ganze Sanftheit und Schönheit aufgespart und hier versammelt.
    Sie sprachen kaum, während sie das Resort durchquerten. Apollo nahm weder ihre Hand noch ihren Arm. Zwar war er höflich, sogar witzig, aber der leidenschaftliche Unterton, der früher zu fast allem gehört hatte, was er sagte oder tat, war verschwunden oder zumindest gut kaschiert – und Pamela tat der Verlust sehr weh.
    Sie dachte an das, was Eddie ihr erzählt hatte und wie sein Gesicht sich veränderte, sobald er Artemis anschaute. Der große Mann kannte das Risiko, dem er sich aussetzte, aber er glaubte daran, dass das, was er gewinnen konnte, wertvoller war als das, was er zu verlieren hatte.
In der Liebe gibt es keine Garantien, Pamela, nur endlose Möglichkeiten – für Schmerz und für Glück
. Für Pamela war das ein neues Konzept, das ihr Angst machte, aber sie war nie feige gewesen und hatte in ihrem Leben kaum einmal den Weg des geringsten Widerstands gewählt.
    Apollo entdeckte den kleinen hölzernen Pfeil, in den »First Creek Canyon« eingeschnitzt war.
    »Meine Prophezeiung lautet, dass der First Creek Canyon in dieser Richtung liegt«, verkündete er mit gut gespielter Dramatik, eine Hand an die Schläfe gedrückt.
    »Sei bloß vorsichtig«, grinste sie ihn an. »Sonst trifft dich noch der Blitz oder so.«
    »Zeus«, knurrte Apollo.
    »Glaubst du, dass du Ärger mit ihm bekommst?«
    »Ich fürchte, Artemis und ich werden ihm einiges zu erklären haben. Er ist unser Vater, und er liebt uns, aber trotzdem wird er nicht erfreut sein, dass wir im Königreich Las Vegas festsitzen.«
    »Äh, eigentlich nennt man das nicht Königreich, sondern einfach nur Las Vegas. Las Vegas im Staat Nevada.« Wie Rom eine Stadt ist, die im Land Italien liegt, dachte sie, wollte ihm aber keinen Vortrag über die Geographie der Vereinigten Staaten halten.
    »Kein Königreich?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Sie gingen ein Stück weiter, dann sagte Apollo: »Wahrscheinlich komme ich dir dumm vor, weil ich Las Vegas ein Königreich nenne, weil mir beim Autofahren schlecht wird, weil ich mich beim Rasieren schneide und nicht weiß, was Sonnencreme ist«, sagte er, ohne sie anzusehen.
    »Nicht halb so dumm, wie ich mich anstellen würde, wenn ich mich plötzlich auf dem Olymp zurechtfinden müsste.«
    Er sah sie an. »Du warst schon auf dem Olymp, und du hast dich kein bisschen dumm angestellt.«
    »Nein«, schnaubte sie. »Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich von der Magie deiner Schwester betäuben und in eine Pflanze verwandeln zu lassen.«
    Apollo blieb stehen und trat ihr gegenüber. Er hob die Hand, als wollte er sie anfassen, tat es aber nicht, sondern ließ sie an seine Seite zurücksinken. »Ich schäme mich, dass das passiert ist. Ich hätte in der Lage sein müssen, dich davor zu beschützen. Zu meiner Verteidigung kann ich nur

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