Göttin des Lichts
mich darum kümmern«, versicherte ihm Artemis. »Geh du zu Hades. Pamela braucht dich.«
»Was ist mit Zeus?«
»Ich werde unserem Vater erklären, was passiert ist. Du bist wegen mir hergekommen. Das Ganze hat wegen mir angefangen. Ich sollte es beenden.«
Apollo schüttelte den Kopf. »Nicht du bist dafür verantwortlich, sondern das Schicksal. Pamela und ich waren dazu bestimmt, uns kennenzulernen.«
»Dann musst du sie in die Unterwelt mitnehmen und Hades um ihr Leben bitten.«
»Danke, Schwester …« Seine Worte waren kaum verklungen, da war er auch schon außer Sicht. Mit einer Geschwindigkeit, die das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmen konnte, eilte er in Richtung Caesars Palace, wo das Portal in die Unterwelt lag.
Artemis ging auf den Körper ihrer Freundin zu. »Wie kann etwas so Starkes in so einer zerbrechlichen Hülle leben?« Die Augen der Göttin füllten sich mit Tränen.
»Mein Herz hatte die ganze Zeit recht«, sagte Eddie ehrfürchtig. Er kam auf sie zu, und als er nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, ließ er sich auf ein Knie sinken. »Du bist tatsächlich die Göttin Artemis.«
»Ja«, nickte sie und legte eine Hand auf seine Schulter, »aber ich fühle mich nicht wie eine Göttin. Ich fühle mich wie eine Frau, die gerade eine sehr gute Freundin verloren hat.« Sie nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. »Schau sie dir an, Eddie. Ihr Körper ist völlig zerstört.«
Einen Moment zögerte Eddie. Dann streckte er die Hand aus und strich der Göttin beruhigend über den Arm. »Sie ist nicht hier, Artemis. Sie ist bei Apollo.«
»Du hast recht. Ich weiß. Es ist nur, dass … dass ich mich nicht verabschieden konnte oder entschuldigen oder auch nur bedanken.«
»Manchmal kann man diese Dinge nicht mehr sagen. Das gehört zur Sterblichkeit dazu. Wir können nur versuchen, unser Leben so zu leben, dass wir mehr gute Erinnerungen zurücklassen als Bedauern.«
»Das habe ich bis zu diesem Augenblick nie verstanden. Ich glaube, ein Teil von mir wird sich bis in alle Ewigkeit ein klein wenig sterblich fühlen.« Sie lächelte traurig auf Pamelas Körper hinab. »Vielleicht ist das der beste Teil von mir.«
Einem Impuls folgend, beugte Artemis sich zu Pamela hinunter und ergriff die Münze mit dem eingravierten Abbild ihres Bruders, die immer noch um ihren Hals hing. »Apollo würde wollen, dass ich die für sie aufbewahre.« Sie schloss ihre Finger um die Münze, und sie verschwand. Die Göttin kniete sich neben Pamelas Körper.
»Was tust du?«, fragte Eddie.
»Was ich tun kann«, antwortete Artemis leise.
Sie hob ihre Hände, und sie begannen im kühlen Licht des Mondes zu schimmern. »Leb wohl, meine Freundin«, flüsterte die Göttin, während sie ihre Finger über Pamelas Körper bewegte und all ihre Kräfte einsetzte. Als das Licht schwand, war der gebrochene Körper der jungen Frau verschwunden, und an seiner Stelle lag der Körper eines wunderschönen jungen Rehs.
Erschöpft stand Artemis auf. »Komm mit mir, Eddie. Ich muss in meine Welt zurückkehren und mich meinem Vater stellen.«
»Natürlich, meine Göttin.«
Er nahm ihren Arm und geleitete sie weg von dem toten Reh. Sie hatten schon fast den Bürgersteig erreicht, als Artemis plötzlich stehenblieb. Wie ein Tier des Waldes schnupperte sie in der Luft, dann drehte sie den Kopf und kniff die Augen zusammen. Das Auto vor ihr hatte einen Totalschaden. Der vordere Teil war völlig verbeult, und auf der Kühlerhaube klebte Blut, Pamelas Blut. Artemis trat näher und spähte ins Innere des Autos. Die Fahrerin, die Apollo mit ihrem Auto hatte erstarren lassen, umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad. Sie war offensichtlich unverletzt, aber ihre Augen waren weit aufgerissen und erfüllt von unaussprechlichem Grauen. Artemis holte noch einmal tief Luft.
Die Frau roch nach Alkohol, aber nicht nach irgendwelchem Alkohol. Artemis’ ausgeprägte Sinne erkannten sofort den süßen Geruch von Ambrosia, gemischt mit Lust und Verzweiflung. Der Gott des Weins hatte hier seine Finger im Spiel, auch wenn sein Band zu dieser Frau nicht so klar erkennbar war wie ihr eigenes Band zu Pamela. Artemis schloss die Augen, und eine Welle von Wut überkam sie. Dafür würde er bezahlen, schwor sie sich. Sie würde dafür sorgen, dass dieses Verbrechen Bacchus teuer zu stehen kam.
Als sie die Augen wieder öffnete, starrte Eddie sie eindringlich an. »Du weißt, wer dafür verantwortlich ist.«
»Ja«, bestätigte Artemis seine
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