Göttin des Lichts
ein bisschen Abwechslung bitter nötig hast.«
Apollo schwieg, bis sie vor dem Portal standen. Dann sah er sie an, mit einem Blick, den Artemis nicht deuten konnte.
»Ich glaube, du hast mir viel mehr als Abwechslung verschafft, Schwester.«
Ohne sich das Unbehagen anmerken zu lassen, das ihr das weiterhin seltsame Verhalten ihres Bruders verursachte, meinte sie: »Sorg einfach dafür, dass ich diese Ketten loskriege. Und zwar möglichst bald.«
»Keine Angst, Schwester«, antwortete er, und sein Körper verblasste, als er durch das Portal schritt.
Mit gerunzelter Stirn sah Artemis ihm nach. Dann seufzte sie tief. Sie würde nach ihm sehen müssen. Er hatte ganz offensichtlich die Bodenhaftung verloren und brauchte einen ordentlichen Schubs, damit er auch wirklich das tat, was getan werden musste. Kopfschüttelnd musterte sie das Portal. Manchmal verstand sie ihren Bruder einfach nicht.
Da Pamela ihn noch nicht entdeckt hatte, blieb er absichtlich im Schatten der großen Säule stehen und verschlang sie mit den Augen. Sie saß am gleichen Tisch wie am Abend davor und nippte Wein aus einem Kristallkelch. Und sie sah hinreißend aus. Sie trug ein ärmelloses rotes Kleid, ein satter, strahlender Farbton, der gut zu ihren dunklen Haaren und der hellen Haut passte, schlicht und elegant geschnitten. Der geschmeidige Stoff schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut und ließ viel von ihren langen, verführerischen Beinen frei.
Er lächelte und schüttelte den Kopf. Sie hatte tatsächlich wieder solche seltsamen Schuhe an! Natürlich nicht die gleichen wie gestern, nein, heute balancierte sie gefährlich auf goldenen Sandalen. Er konnte es kaum erwarten zu sehen, was sie beim Gehen mit ihren Beinen und ihrem wohlgeformten Hintern anstellen würden. Als er sie so betrachtete, merkte er, wie das Blut unweigerlich in sein Becken floss, und am liebsten hätte er diese Frau sofort in Besitz genommen, hätte sie aus der Menge in ihr Zimmer entführt und ihr gezeigt, wie es war, von einem Gott geliebt zu werden. Er machte sogar einen halben Schritt auf sie zu, doch dann blieb er wieder stehen.
Nein. Er wollte sie nicht überrumpeln. Er wollte viel mehr von ihr, und damit er das bekommen konnte, musste sie ihn kennenlernen, und zwar so, wie er wirklich war. Ganz gleich, ob sie von dem Beschwörungsritual in einen Rausch versetzt worden war oder nicht – wenn es zwischen ihnen nichts anderes gab als Sex, dann würde seine Beziehung zu Pamela den gleichen Verlauf nehmen wie die zu seinen früheren Geliebten, und sie würden sich trennen, wenn ihre Körper voneinander gesättigt waren.
Wieder einmal dachte Apollo an Hades und Lina und an das Glück, das sie miteinander gefunden hatten. Er wünschte sich sein eigenes Glück, und er würde es niemals finden, solange die Lust sein einziger Fokus blieb. So trat er endlich aus dem Schatten und näherte sich seiner Angebeteten mit festen, zielstrebigen Schritten.
Er erkannte genau den Moment, in dem sie ihn entdeckte. Ihre Augen weiteten sich, und ihr sinnlicher Mund verzog sich zu einem Willkommenslächeln. Apollos Herz pochte. Was war das für ein Gefühl, das diese Frau neben dem heißen, glühenden Verlangen in ihm auslöste? Nervosität? Diese zierliche moderne Sterbliche hatte die Fähigkeit, den Gott des Lichts nervös zu machen!
Als er näherkam, fühlte auch Pamela, wie sich Spannung und Erregung in ihr ausbreiteten. Sie war sehr froh, dass sie das neue Kleid gekauft hatte, und in diesem Augenblick war es ihr sogar egal, dass es kein Sonderangebot gewesen war, denn zumindest konnte sie sicher sein, dass sie gut aussah. Jetzt musste sie nur noch aufpassen, dass sie sich nicht anhörte wie ein Idiot, wenn sie den Mund aufmachte.
Seine Augen waren noch schöner, als Pamela sie in Erinnerung gehabt hatte – mindestens fünfmal so blau wie die von Paul Newman. Und er war groß. Einfach wunderbar groß.
»Guten Abend, süße Pamela.« Apollo nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen, die einen winzigen Moment länger auf ihrer Haut verharrten, als nötig gewesen wäre, aber nicht so lange, dass es ihr unangenehm wurde. Mit Freude beobachtete er, wie ihre Wangen sich sanft röteten. Der Gott des Lichts hatte keine Erfahrung mit der Liebe, aber mit Zärtlichkeiten und Schmeicheleien kannte er sich aus. »Man sollte ein Bild von dir malen«, sagte er, »oder ein Gedicht über deine einzigartige Wohlgestalt schreiben.«
»Danke«, sagte sie, während
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