Göttin des Lichts
dieser erstickenden Beziehung ihre Haut wundgescheuert hatten.
Also, eins nach dem anderen. Sie musste die Sache mit Phoebus langsam angehen lassen. Er schien ein wunderbarer Mann zu sein, aber ihre Intuition warnte sie immer wieder, dass die Dinge selten so waren, wie sie auf den ersten Blick wirkten. Sich an einem Wochenende miteinander zu vergnügen, war eine Sache. Sich in die Fesseln einer weiteren Beziehung zu begeben, etwas ganz anderes.
In Pamelas nachdenklichen Augen konnte Apollo ihren inneren Kampf und den anschließenden Rückzug mitverfolgen, und es schmerzte ihn mehr, als er es sich hätte träumen lassen. Aber er hatte nicht vor, so leicht aufzugeben. Sein Lächeln blieb warm und offen.
»Gut«, sagte er, als wäre seine Einladung nicht gerade schnöde von ihr ignoriert worden. »Es freut mich, dass wir die Liebe zum Sonnenaufgang gemeinsam haben – aber du hast gesagt, du hast heute lange geschlafen, also hast du den Sonnenaufgang verpasst. Was hat dein Tag dir sonst noch beschert?«
Pamela begegnete seinem Blick. Seine Augen waren so warm und so unglaublich blau. Unwillkürlich musste sie an den Sommerhimmel über dem Mittelmeer denken …
Zur Hölle! Da tat sie es schon wieder – sie ließ sich von seinem Aussehen um den Finger wickeln wie ein blöder Teenager.
»Pamela?«
»Oh, sorry.« Sie trank einen Schluck Wein. »Ich war in Gedanken. Manchmal kann ich mich einfach nicht richtig konzentrieren. Ausgenommen bei der Arbeit«, fügte sie hastig hinzu. »Da bin ich absolut bei der Sache. Wie heute Nachmittag, als ich angefangen habe, meine Vision von diesem grässlichen Brunnen zu skizzieren. Ich dachte, dass ich vielleicht zwanzig Minuten oder so daran gearbeitet hatte, aber als ich dann auf die Uhr geschaut und Luft geholt habe, waren zwei Stunden vergangen.« Pamela hielt inne und kniff die Augen zusammen. »Da, es ist schon wieder passiert.«
»Was denn?«
»Den Faden verloren, das Thema gewechselt.«
»Stimmt.«
»Noch mal sorry, Phoebus.«
Apollo lächelte. Ihm gefielen ihre klugen Gedanken und die Art, wie ihr Gesicht den Ausdruck wechselte, vor allem, wenn sie über ihre Arbeit sprach. Sie war keine Verführerin, die den Gott des Lichts in die Falle locken wollte, und auch kein Mädchen, das von seinen unsterblichen Kräften geblendet war. Pamela war authentisch. Sie reagierte ehrlich und offen auf ihn – und das war ein Aphrodisiakum, das stärker wirkte, als er je gedacht hatte.
»Mich stört das überhaupt nicht. Im Gegenteil – ich mag es, wenn deine Gedanken so herumflitzen.«
»Na ja, das ist …« Sie stockte und musterte ihn scharf, um zu sehen, ob sie Anzeichen dafür entdeckte, dass er es sarkastisch meinte oder sich über sie lustig machte. »… das ist sehr ungewöhnlich. Die meisten Männer finden es verwirrend.«
»Wirklich?« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe schon mal gesagt, dass Männer ziemlich oft Dummköpfe sind.«
»Und ich habe dir in diesem Punkt zugestimmt.«
Sie lächelten sich an, dann hob sie spontan ihr Glas.
»Auf einen Mann, der kein Dummkopf ist.«
»Das ist ein Toast, bei dem ich mich dir gerne anschließe.« Er lachte, und sie ließen die Gläser klirren. »Aber erzähl mir doch mal von dieser Skizze. Bist du auch Malerin? Oder ist es mit der Malerei wie mit der Architektur – musst du skizzieren können, um deinen Job gut zu machen?«
Seine Frage gefiel ihr – sie zeigte, dass er ihr gestern tatsächlich zugehört hatte –, und es gefiel ihr auch, wie aufmerksam er auf ihre Antwort wartete.
»Ich zeichne gern und bin auch ganz passabel, aber mein Talent reicht definitiv nicht aus, dass ich mich eine Malerin nennen könnte. Du hast schon recht – mit dem Zeichnen ist es ganz ähnlich wie mit den Grundlagen der Architektur. Außerdem ist es wichtig, dass ich künstlerisch genug Kompetenz besitze, um Vorlagen für Schreiner und Polsterer oder sogar Bildhauer herstellen zu können, um ihnen begreifbar zu machen, was meine Klienten sich wünschen.«
Langsam zog Apollo beide Augenbrauen in die Höhe, und sein Blick wanderte zu dem monströsen Brunnen auf dem Platz vor ihnen.
Pamela folgte seinem Blick, seufzte tief und nickte. »Ja, du hast richtig geraten. Mein derzeitiger Kunde wünscht sich eine Reproduktion davon im Garten seiner Ferienvilla.«
»Bist du ganz sicher, dass du ihn richtig verstanden hast?«, fragte Apollo, starrte auf das sprudelnde Ungetüm und konnte nicht verhindern, dass sein Blick
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