Göttin des Lichts
Tarnung aufgeben müssen. Aber Apollo hatte es geschafft, den von Bacchus inszenierten Unfall zu vereiteln, ohne dass die Sterblichen von Las Vegas die Anwesenheit eines mächtigen Unsterblichen in ihrer Mitte bemerkt hatten. Es war unerträglich.
Bacchus würde nicht zulassen, dass ein anderer Gott ihn von seinem Platz verdrängte.
Dann erinnerte er sich an den leidenschaftlichen Kuss, den Apollo mit der Sterblichen geteilt hatte, und wie der Gott des Lichts die Frau durch den Regen getragen hatte, als wäre er ihr Held. Sie war es, die Apollos Interesse auf Las Vegas lenkte. Keiner wusste, wie lange er das Spiel mit ihr genießen würde – aber was, wenn Apollo, nachdem er dieser Sterblichen überdrüssig war, plötzlich merkte, dass er Geschmack an den modernen Frauen gefunden hatte? Bacchus war es definitiv so ergangen. Er kippte seinen Schnaps hinunter. Nein! Er durfte auf gar keinen Fall zulassen, dass Apollo die sterblichen Frauen verführte. Sie gehörten ihm, sie gehörten Bacchus!
Aber wie wurde er den Gott des Lichts wieder los? Eine schwierige Sache. Aus offensichtlichen Gründen würde Apollo nicht sich selbst als Gott entlarven und damit Zeus’ Zorn auf sich ziehen, und weder er noch seine Zwillingsschwester schienen es eilig zu haben, Zeus von der Beschwörungsgeschichte zu berichten. Leider war auch unverkennbar, dass Apollo sich, nachdem er begonnen hatte, die sterbliche Frau zu verführen, ausnehmend gut zu amüsieren schien. Bacchus knirschte mit den Zähnen. Tja, daran war er selbst schuld, also musste er auch irgendeine Möglichkeit finden, Apollo die Freude an Las Vegas zu vergällen.
Am liebsten hätte Bacchus laut geschrien vor Wut. Wie sollte Apollo denn keinen Spaß an Las Vegas haben? Die Stadt war ein Spielplatz für die Götter, und Apollo hatte ebenso wie Bacchus die Macht, die in ihm schlummernde Magie zum Leben zu erwecken. Ha! Auf einmal erschien ein höhnisches Lächeln auf dem Gesicht des Gottes. Es wäre doch sicher schön, mit anzusehen, wie Apollo ohne seine übernatürlichen Kräfte in Las Vegas zurechtkam. Wie ein Kind, das sich im dunklen Wald verlaufen hatte. Apollo glaubte, Bacchus himmelhoch überlegen zu sein, aber in der modernen Welt kannte er sich überhaupt nicht aus – im Gegensatz zu Bacchus verfügte er über keinerlei Geldreserven, er besaß keine Luxussuite und hatte auch keine Ahnung, wie man Sterbliche nach seiner Pfeife tanzen lässt.
Abrupt setzte Bacchus sich auf. Das war es! Wenn er eine Möglichkeit fand, dass Apollo morgen Abend zu spät zum Portal kam und es verschlossen vorfand, saß der große Gott des Lichts fünf Tage lang ohne seine unsterblichen Kräfte in der sterblichen Welt fest. Er würde schwach sein … hilflos … unglücklich. Und wenn das Portal sich dann wieder öffnete, würde er bestimmt nur allzu froh sein, diese Welt verlassen zu können, und nie mehr hierher zurückkehren wollen. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Gott des Lichts den Rest der Olympier mit seiner Abneigung gegen Las Vegas ansteckte, und keiner mehr das geringste Interesse hatte, hierherzukommen.
Ja, das war die Lösung. Apollo würde ein paar Tage ohne seine magischen Kräfte in Las Vegas festsitzen. Bacchus grinste breit und voller Schadenfreude.
13
»Die Kleidung ist wirklich sonderbar, Herr, aber wir finden, du machst trotzdem eine sehr gute Figur in ihr«, sagte die goldblonde Nymphe mit verführerischer Stimme. Der Rest der Nymphengruppe, die sich um Apollo versammelt hatte, als er aus seiner Garderobe trat, nickte zustimmend.
Apollo betrachtete sein Bild in dem großen, prächtig gerahmten Spiegel. Als er Pamela letzte Nacht verlassen hatte, war er so durcheinander gewesen, dass er vergessen hatte, seine Sachen aus der Armani-Boutique abzuholen. Doch heute Morgen hatte er beim Aufwachen als Erstes an sein Rendezvous gedacht, und mit dem Gedanken an Pamela kamen auch die Überlegungen, was er anziehen sollte und was sie zusammen unternehmen könnten. Der Regen gestern hatte seine Armani-Sachen ruiniert. Während er das zerknitterte Hemd inspizierte, überlegte er, wie die modernen Männer wohl den ständigen Bedarf an Nachschub decken mochten. Zumindest konnte er sich damit die Überfülle von Geschäften erklären, in denen alle Art von Kleidung feilgeboten wurde. Im Königreich Las Vegas immer gut gekleidet zu sein, nahm sicher eine Menge Zeit in Anspruch. Aber Apollo war ein Gott, und er hatte nicht den Wunsch, seine Zeit mit
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