Göttin des Lichts
sie versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. »Vorausgesetzt, es ist ein Kompliment, wenn man als ›einzigartige Wohlgestalt‹ bezeichnet wird.«
»Das ist es absolut«, erwiderte er, ihre Hand immer noch in seiner.
»Dann bedanke ich mich herzlich.«
»Sehr gern geschehen.« Zögernd gab er ihre Hand frei und nahm neben ihr Platz. »Du warst heute stets in meinen Gedanken, Pamela.« Sein Blick glitt von ihrem Gesicht über ihren Körper zu den langen Beinen, die sie übereinandergeschlagen und leicht zur Seite geneigt hatte, so dass er sie gut sehen konnte. »Dein Knöchel hat sich anscheinend gut erholt, wenn du dich entschlossen hast, heute Abend schon wieder auf Messers Schneide zu balancieren.«
Sie lächelte und wippte mit dem Fuß. »Der Knöchel fühlt sich gut an. Und das hier sind wirklich keine Messer. Es sind die neuen Prada-Modelle, die mich ein Vermögen gekostet haben. Aber ich habe mich in sie verliebt und hatte keine andere Wahl, als sie mit nach Hause zu nehmen.«
»Glückliche Schuhe«, sagte Apollo, und seine Stimme wurde heiser. Dann beugte er sich vor, umfasste ihren Knöchel mit einer Hand, fuhr mit dem Daumen darüber und fühlte die Knochen und Sehnen, die er letzte Nacht geheilt hatte, um zu kontrollieren, ob wirklich alles in Ordnung war. Doch er fand es schwierig, sich auf das Heilen zu konzentrieren, denn ihr Knöchel und ihr Fuß sahen in den leichten Schuhen unglaublich sexy aus. Außerdem waren ihre Zehennägel im leuchtenden Rotton ihres Kleids lackiert, was den Fuß noch verlockender machte.
Pamela spürte seine Berührung vom Knöchel über die Schenkel bis hinauf in die Magengrube, warm und berauschend wie ein großer Schluck edler Scotch. Als er ihren Fuß wieder losließ, tat es ihr fast leid.
Apollo winkte dem Kellner, ihm ein Glas Wein zu bringen, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Pamela zu. »Du weißt ja schon, was ich heute gemacht habe – ich habe an dich gedacht. Erzähl mir, wie du den Tag in Las Vegas verbracht hast – die Zeit bis zu unserem Wiedersehen war schrecklich lang.«
Gut, dachte sie. Ein bisschen alltägliche Konversation würde helfen, ihre verrücktspielenden Hormone unter Kontrolle zu bringen. Aber sie wollte auf keinen Fall Unsinn erzählen.
»Zuerst mal hab ich etwas getan, was ich sonst kaum tue, ich habe nämlich sehr lange geschlafen.«
Verwundert zog er eine goldene Augenbraue in die Höhe.
»Ich bin eindeutig ein Morgenmensch. Für gewöhnlich stehe ich so auf, dass ich in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken und dabei einen schönen Colorado-Sonnenaufgang beobachten kann.«
»Du magst Sonnenaufgänge?«
Sie lächelte und entspannte sich etwas. Das Gesprächsthema gefiel ihr. »Ja, ich liebe den Sonnenaufgang, ich würde ihn mir am liebsten jeden Tag anschauen!«
Ihre Antwort hallte in seiner ganzen Seele nach. Plötzlich spürte er den Drang, sich ihr zu offenbaren, ihr zu sagen, wer er war, und seine Welt und sein Leben mit ihr zu teilen. Sie liebte den Sonnenaufgang! War es da nicht denkbar, dass sie auch den Gott des Lichts lieben konnte? Schon öffnete er den Mund, um ihr seinen wahren Namen zu verraten, aber in letzter Sekunde griff sein Verstand ein und hinderte ihn daran. Er wollte nicht, dass sie ihn automatisch als Gott »liebte«. Er wollte, dass sie sich in Phoebus verliebte, in den Mann im Innern des Gottes. Dennoch konnte er sein heftiges Verlangen nicht gänzlich aus seiner Stimme verbannen, als er antwortete: »Für mich ist der Sonnenaufgang auch sehr wichtig. Vielleicht können wir uns ja bald einmal gemeinsam anschauen, wie die Sonne in den Himmel emporsteigt.«
Pamela wurde rot und wusste nichts zu sagen. Sie konnte nicht einmal stammeln. Himmel, was sie hier erlebte, war eindeutig mehr als ein »normales« Date. Sie war sowieso aus der Übung, und dieser Mann raubte ihr schlicht den Atem. Sie wollte … sie wollte … Verdammte Scheiße nochmal! Sie wollte so vieles, wenn er sie auf diese Art anschaute. Aber als sie Duane kennengelernt hatte, war das auch so gewesen. Er schien den Schlüssel zum Rest ihres Lebens in seinen starken, kompetenten Händen zu halten. Allerdings hatte die Realität gezeigt, dass er nichts anderes in den Händen hielt als die emotionalen Fesseln, mit denen er sie an sich binden, ihre Tatkraft abwürgen und etwas aus ihr machen wollte, was sie nicht war – nämlich das, was er sich unter einer perfekten Ehefrau vorstellte. Sie konnte die Stellen noch spüren, wo die Fesseln
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