Göttin des Lichts
über Apollo geredet hatten, über den Gott, der sich angeblich in eine sterbliche Frau verliebt hatte. Außerdem war es albern und romantisch und völlig untypisch für sie …
»Danke, Phoebus. Ich nehme dein Geschenk an.«
Ehe sie es sich noch ein letztes Mal anders überlegen konnte, stand er auf, trat hinter sie, nahm das kleine Goldstück kurz in die Hand, um ihm etwas von seiner göttlichen Kraft einzugeben, und legte die Kette dann um Pamelas langen, schlanken Hals.
»Möge es dir alles bringen, was Apollo verkörpert: Licht und Wahrheit, Musik und Poesie – und vor allem Gesundheit.«
»Das hast du wunderschön gesagt.« Sie blickte zu ihm auf, berührte dabei die Münze und hätte schwören können, dass sie sich warm anfühlte.
Apollo lächelte, beugte sich zu ihr hinab und streifte ihre Lippen mit seinen. Er hatte nicht beabsichtigt, dass der Kuss etwas anderes würde als eine kurze Geste der Zuneigung, aber ihr Mund öffnete sich unter seinem, und ihre Hand drückte sich an seine Brust. Fast automatisch vertiefte er den Kuss. Er wollte mehr von ihr schmecken, alles von ihr. Er wollte …
»Äh, Entschuldigung.«
Die Stimme des Kellners durchbrach den Nebel der Lust, der Apollo eingehüllt hatte, und der Gott blickte den unglücklichen Mann so drohend an, dass dieser hastig einen Schritt zurückwich und sich entschuldigte.
»Sorry, Sir. Es ist nur ein bisschen voll hier, und ich musste an Ihrem Tisch vorbei.«
»Suchen Sie sich gefälligst einen anderen Durchgang«, brummte Apollo.
Der Kellner nickte und trat eilig den Rückzug an. Als Apollo sich wieder Pamela zuwandte, war ihr Gesicht hochrot, und sie hielt sich die Hände vors Gesicht.
»Ich kann es nicht glauben, dass ich einfach so in der Öffentlichkeit einen Mann küsse – ich bin doch eine nüchterne erwachsene Frau.«
»Dann lass uns irgendwohin gehen, wo wir unter uns sind«, sagte er und streichelte ihre Hände.
Pamela öffnete den Mund, sah ihn an, stammelte etwas Unverständliches, machte den Mund wieder zu und schaute auf ihre Uhr.
»Ach du lieber Himmel!«, rief sie entsetzt.
»Was ist los?«
»Es ist schon fast neun.« Pamela packte ihre kleine goldene Handtasche und sprang auf. »O Gott … das hatte ich total vergessen. Wie kommen wir jetzt zum Vordereingang von Caesars Palace?«
Apollo deutete in eine Richtung und fragte sich, wo das Problem lag. Aber sie eilte schon davon, blieb dann abrupt wieder stehen, holte tief Luft und kam zu ihm zurück. Während sie sprach, fuhr sie sich nervös mit der Hand durch ihre kurzen Haare.
»Entschuldige, es ist absolut untypisch für mich, dass ich dich so geküsst habe, direkt vor all den Menschen.« Wieder errötete sie, weil sie daran dachte, wie sich seine Zunge angefühlt hatte und wie es gewesen war, seine Leidenschaft zu erwidern. »Das hat mich total durcheinander gebracht. Und dann ist mir plötzlich eingefallen, dass ich uns Karten für eine Show besorgt habe, und die beginnt in …« Sie sah wieder auf die Uhr, »… in fünfzehn Minuten. Deshalb bin ich losgerannt wie eine Blöde. Versehentlich ohne dich.«
Und völlig kopflos
, fügte sie im Stillen hinzu.
»Eine Show?«, wiederholte er fragend.
»Ja, sie nennt sich
Zumanity
. Sie ist … sie soll sehr geschmackvoll sein.« Verlegen wandte sie den Blick ab. »Von den gleichen Leuten wie der Cirque de Soleil.«
Als sie ihm wieder in die Augen sah, lächelte er.
»Ein Sonnenzirkus? Faszinierend.« Er nahm ihre Hand und hakte sie bei sich unter. »Dann sollten wir uns beeilen.«
14
Apollo konnte kaum glauben, dass die Darsteller von
Zumanity
wirklich Sterbliche waren, so schön waren sie alle. Vor allem die Frauen bewegten sich mit der verführerischen Anmut von Nymphen. Und die Musik! Die Musik war einfach himmlisch, die perfekte Untermalung für das sinnliche Spektakel auf und über der Bühne. Apollo und Pamela waren leise zu ihren Plätzen auf der Galerie geführt worden, und nun saßen sie auf einer üppig gepolstertern Couch, ganz für sich allein. Die Vorstellung hatte bereits begonnen, und im Zentrum der runden Bühne stand ein riesiges Glas, das aussah wie ein mit Wasser gefüllter Weinkelch. Darin tummelten sich zwei hübsche junge Frauen, nackt bis auf ihre hautfarbenen Lendenschürzen. Im pulsierenden Rhythmus der Musik vollführten sie schwimmend einen unschuldig verführerischen Tanz, der das Erwachen weiblicher Sexualität und Leidenschaft darstellte. Obgleich der goldene Gott weit mehr
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