Göttin des Lichts
zwei exquisiten Chaiselongues, die zu beiden Seiten eines Marmortischchens standen.
Sie ließ sich auf eine davon sinken und rieb sich die Stirn. »Bestimmt hab ich heute zu viel Sonne abgekriegt. In meinem Kopf dreht sich alles.«
Wie auf ein Stichwort erschienen zwei junge Frauen. Sie waren mit kurzen, durchsichtigen Tuniken aus weißer Seide bekleidet, die mit silbernen Stickereien in Form von Waldkreaturen verziert waren. Eine der Kellnerinnen trug ein Tablett mit einem goldenen Krug und zwei goldenen Kelchen. Schüchtern lächelten die beiden Phoebus und Pamela zu.
»Wein?«, fragten sie wie aus einem Munde.
»Selbstverständlich, gerne«, antwortete Apollo.
Es war eine Freude, den anmutigen Bewegungen zuzuschauen, mit denen die beiden den Wein kredenzten.
»Das Essen ist ebenfalls vorbereitet«, verkündete dann die eine mit melodischer Stimme.
»Sollen wir euch bedienen?«, erkundigte sich die andere.
»Ja, gerne«, antwortete Apollo.
Die beiden Kellnerinnen knicksten und eilten auf dem gleichen Weg hinaus, wie sie hereingekommen waren.
»Aber wir haben doch noch nicht mal bestellt«, sagte Pamela verwundert. Sie hatte scheußliche Kopfschmerzen, war durcheinander und fühlte sich insgesamt etwas unbehaglich.
»Ich habe sie schon vorher informiert, was wir wollen«, erklärte Apollo und fügte nach kurzem Nachdenken hinzu: »Ich denke, man würde das vorbestellen nennen.« Als aus Pamelas fragendem Gesichtsausdruck ein Stirnrunzeln wurde, fügte er hinzu: »Ich hoffe, es stört dich nicht. Ich wollte dich mit griechischen Delikatessen überraschen.«
»Mit griechischen Delikatessen? Das klingt sehr interessant. Und passt zu diesem Restaurant.« Sie fuhr mit der Hand über die Seite ihrer Chaiselongue. »Seidensamt – mein persönlicher Lieblingsstoff für Polstermöbel.« Als würde die Berührung des Samts sie erden, begann ihr Kopf allmählich wieder klarer zu werden. Ihre Finger verweilten auf dem wunderschönen Material. »Seidensamt erinnert mich immer an Wasser, so glatt und weich. Ich liebe diesen Stoff.«
»Freut mich, dass dir die Einrichtung gefällt«, sagte Apollo, erleichtert, dass sie sich langsam von dem Nebel erholte, den er ihr zugemutet hatte.
Pamela sah sich in dem schwach beleuchteten Raum um. Sie waren nicht nur die einzigen Gäste, es war auch nur ihr Tisch gedeckt. Dabei war der Raum offensichtlich sehr groß, und anders, als das in Caesars Palace und im Forum der Fall war, hatte ihn jemand sehr geschmackvoll eingerichtet – kurz gesagt, war er nicht vom Boden bis zur Decke mit greller pseudo-römischer Pracht überladen. Schon der Fußboden war eine Augenweide. Er schien aus einem einzigen Marmorblock zu bestehen – obwohl das, wie Pamela als Expertin wusste, natürlich nicht möglich war.
»Dieser Boden ist erstaunlich. Ich hätte gesagt, er ist aus feinstem Carrara-Marmor, aber ich habe Carrara noch nie von Goldadern durchzogen gesehen.« Ihr Blick wanderte vom Boden zu den Wänden, und ihre Augen wurden groß. »Man hat tatsächlich den gleichen Marmor für Wände und Säulen benutzt. Und ich mag den minimalistischen Stil, der Dekorateur hat wirklich ins Schwarze getroffen – der Marmor ist viel zu schön, um ihn mit Bildern zu verdecken. Und der einzelne Wandteppich setzt dem ganzen die Krone auf«, sagte sie und deutete zu dem großen Gobelin, der den größten Teil der Wand vor ihnen bedeckte. Er zeigte einen nackten Mann. Einen sehr schönen, jungen, nackten Mann. Pamela kniff die Augen zusammen und versuchte, ihn im schwachen Licht besser zu erkennen. Er stand neben einem Wagen und hielt eine Harfe in der Hand.
»Irgendwie kommt der Mann mir bekannt vor.«
»Vielleicht, weil du sein Bild auch um den Hals trägst«, antwortete Apollo schnell.
Sie berührte die goldene Münze und lächelte. »Stimmt, du hast ja gesagt, das Restaurant heißt Mount Olympus. Vermutlich stellt der Gobelin also wieder mal Apollo dar. Weißt du, ich sehe immer eine Ähnlichkeit zwischen dir und ihm, vor allem, wenn er so abgebildet ist wie auf dem Wandbehang. Irgendwie sonderbar.«
»Zufall«, erwiderte Apollo locker. »Sollen wir trinken?« Er reichte ihr einen der Kelche und hob seinen eigenen. »Auf das Glück.«
Pamela lächelte und legte die Hand kurz auf die glitzernde Tasche, die dicht neben ihr lag. »Auf das Glück!«, erwiderte sie und trank einen Schluck. »Der Wein ist ja köstlich! Sonst mag ich Weißwein eigentlich gar nicht so gern.« Sie spähte in den Kelch.
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