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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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im Garten hinter Apollos Tempel. Genau, wie er es gedacht hatte, war niemand zu sehen. Normalerweise tummelten sich hier mindestens ein paar Nymphen und wetteiferten um die Aufmerksamkeit ihres Lieblingsgottes.
    »Die Schwärmerei der Nymphen ist bestimmt lästig, wenn man eine moderne Sterbliche empfängt«, stellte Bacchus leise fest. »Umso besser für mich.«
    Für einen so beleibten Gott bewegte sich Bacchus erstaunlich flink. Er schlüpfte durch eine der Hintertüren in den Tempel und ging lautlos den Marmorkorridor hinunter, bis er in einen riesigen Raum gelangte, in dem ein Duzend von Artemis’ jungfräulichen Dienerinnen kichernd und lachend damit beschäftigt waren, Platten mit Essen zu arrangieren und Krüge mit Wein zu füllen. Ja, er kam rechtzeitig. Ungeduldig wartete er, bis die Dienerin, die für den Wein verantwortlich zu sein schien, den Kopf abwandte, um auf eine Frage ihrer kichernden Freundinnen zu antworten, dann schnippte er mit einer schnellen, sicheren Bewegung die Finger in Richtung der Weinkrüge und flüsterte:
    »Berausche … verlocke … entflamme ihr Verlangen … dämpfe jedes Bedenken … lass sie Feuer fangen.«
    Für einen kurzen Augenblick erglühte der Wein in einem unnatürlichen, hellrosa Licht, doch ohne dass jemand etwas davon bemerkte, zog Bacchus sich ungesehen aus dem Raum zurück und verschwand in der Nacht.
    Nun brauchte er nur noch zu warten. Zu warten und zu beobachten.
    Gespenstisch hallte Bacchus’ Lachen durch den verlassenen Garten.
     
     
    Artemis stürzte ins Zimmer, und ihre Dienerinnen unterbrachen höflich ihr Geplapper.
    »Sie sind da!«
    Aufgeregtes Flüstern erhob sich, aber als die Göttin die Hand hob, wurde es sofort still.
    »Heute Abend werdet ihr mir dadurch dienen, dass ihr meinem Bruder dient.« Die jungen Frauen senkten die Köpfe. »Spielt eure Rolle gut.«
    »Ja, Göttin«, versprachen sie mit süßen Stimmen.
    »Bringt ihnen Wein«, befahl Artemis, und zwei der Dienerinnen kamen ihrem Auftrag eilig nach. Als sie weg waren, schlenderte die Göttin zu den mit allerlei Delikatessen bestückten Platten. »Soll ich dem Gott des Lichts helfen, seine Sehnsucht zu erfüllen?«, fragte sie schelmisch.
    Ihre Dienerinnen kicherten und nickten. Artemis breitete die Hände über dem Festmahl ihres Bruders aus.
    »Berausche … verlocke … entflamme ihr Verlangen … dämpfe jedes Bedenken … lass sie Feuer fangen.«
    Magische Kraft regnete von den Händen der Göttin und breitete sich über dem Essen aus. Dort schimmerte sie einen Moment, dann wirkte alles wieder normal.
    »Bedient die beiden und lasst sie dann allein. Apollo wird heute Abend vor allem ungestört sein wollen.«
    Mit einem zufriedenen Gefühl verließ Artemis den Tempel ihres Bruders und wanderte gemächlich in Richtung der Großen Halle davon. Dort würde sie niemanden vorfinden, dafür hatte sie gesorgt. Aphrodite und Eros waren schon vor einer Weile von ihrem Wochenendausflug ins Königreich Las Vegas zurückgekehrt und ruhten sich in ihren Tempeln von den Strapazen aus. Artemis selbst hatte den Nymphen, die noch in Las Vegas herumflatterten, mit ein paar scharfen Worten klargemacht, dass es Zeit war, auf den Olymp zurückzukehren, und sie waren eilends in ihre angestammten Wälder und Täler gestoben. Alberne Kreaturen. Der Rest der zwölf Unsterblichen machte sich rar. Artemis hatte ein Gerücht in Umlauf gebracht, dass Hera und Zeus wieder einmal Streit hatten, und weder Sterbliche noch Götter wollten zwischen die Fronten geraten. So konnte sie in der leeren Halle auf ihren Bruder warten und hoffen, dass sie irgendwann vor der Morgendämmerung spüren würde, wie die Verbindung zwischen ihr und der Sterblichen endgültig abbrach. Sie hatte wirklich alles getan, was sie konnte. Der Rest lag an Apollo.
     
     
    »Das ist ja atemberaubend.« Ehrfürchtig sah Pamela sich um. »Ich kann gar nicht glauben, dass sich all das hinter dieser unscheinbaren kleinen Tür versteckt hat.«
    »Gefällt es dir?«
    »Ob es mir gefällt? Du machst wohl Witze. Dieses Haus ist eine wahre Pracht.« Pamela legte den Kopf in den Nacken, um zu der gewölbten Decke hinaufzublicken und das Fresko zu betrachten, das sie aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Aber der Schwindel, der ihr seit einer Weile zusetzte, brachte sie wieder zum Taumeln. Zum Glück fing Phoebus sie rechtzeitig in seinen starken Armen auf.
    »Vielleicht solltest du dich hinsetzen«, sagte er und führte sie fürsorglich zu den

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