Göttin des Lichts
»Aber er ist ja auch nicht wirklich weiß.« Die Farbe des Weins war ebenso ungewöhnlich wie sein Geschmack. Wenn Pamela ihn für eins dieser Weinmagazine hätte beschreiben müssen, hätte sie gesagt, er sei leicht und frisch am Gaumen, mit einer Note von Birnen oder Melonen und einer Farbe wie das Sonnenlicht. »Was ist das denn – ein Pinot Grigio?«
Apollo zuckte die Schultern. »Ich bin nicht sicher. Ich habe lediglich um den besten Wein des Hauses gebeten.« Und das entsprach absolut der Wahrheit. Schließlich hatte Artemis sowohl das Essen als auch den Wein geplant. Apollo nahm noch einen Schluck. Bei Gelegenheit würde er seine Schwester nach dem Wein fragen – er war wirklich köstlich und sehr ungewöhnlich. Zwar war er gut gekühlt, aber noch während Apollo ihn trank, spürte er, wie der Wein seinen Körper mit einer Wärme erfüllte, die von seinem innersten Zentrum ausging. Er blickte zu Pamela hinüber. Auch ihre Wangen waren gerötet. Sie hatte ihre Betrachtung des Raums unterbrochen und lächelte ihn mit leicht geöffneten Lippen zärtlich an. Ihr Mund sah sehr einladend aus.
»Ich habe mich heute Nachmittag nur sehr ungern von dir getrennt«, sagte er.
»Ich habe dich auch vermisst.«
»Wie soll ich die nächsten fünf Tage ohne dich aushalten?«
»Fünf Tage?« Dann kam er also erst am nächsten Wochenende nach Vegas zurück. War sie da nicht schon auf dem Rückweg nach Colorado? Ihr Job sollte eine Woche in Anspruch nehmen. Fünf Tage ohne Phoebus … Auf einmal wurden ihre Gedanken seltsam träge und verloren jeden Zusammenhang … Die Zeit schien unendlich und gleichzeitig völlig unwichtig. Sie wollte nicht, dass Phoebus wegging, aber jetzt war er da, fast zum Berühren nah. Wie konnte ein Mann nur so schön sein? Sie musste sich beinahe zwingen, sitzenzubleiben, denn sie wollte zu ihm … ihm das Hemd ausziehen … seine nackte Brust küssen … sich weiter nach unten vorarbeiten …
»Ja, ich …« Er stockte. Was hatten er und Artemis beschlossen? Was wollten sie ihr über ihren »Ausflug« erzählen? Er fand es sehr schwierig, sich auf etwas anderes als auf Pamelas Lippen zu konzentrieren.
In diesem Augenblick jedoch trugen die Kellnerinnen die reich mit Delikatessen beladenen Platten herein, und er musste von seinem Impuls, den Tisch beiseitezuschieben und sich über Pamela herzumachen, Abstand nehmen.
Auf goldenen Tellern wurde Apollo und Pamela nun die Nahrung der Götter serviert.
»Die besten Weinblätter, gefüllt mit Fleisch- und Käsestückchen«, verkündete eine von Artemis’ Dienerinnen mit weicher, hypnotischer Stimme, als Pamela in das duftende Häppchen biss.
»Lamm, von einem mit Milch und Honig aufgezogenen Tier«, murmelte eine andere.
Apollo kostete das Fleisch, lächelte und aß vergnügt weiter. Für gewöhnlich war seine Schwester alles andere als häuslich, aber heute Abend hatte sie sich selbst übertroffen.
»Käse von Ziegen, die von den Nymphen umsorgt werden, als wären sie ihre geliebten Kinder.«
»Oliven und Feigen, gepflückt auf dem Olymp von den sanften, erfahrenen Händen der Priesterinnen Aphrodites.«
Die Mädchen waren ohne jeden Zweifel die besten Kellnerinnen, die Pamela jemals gehabt hatte. Wie hatte er diesen Abend nur so arrangiert? Offensichtlich war das ganze Restaurant für sie reserviert, was unter anderem bedeutete, dass er ein höchst erfolgreicher Arzt sein musste. Dabei sah er noch so jung aus! Sie hätte gern gewusst, wie alt er eigentlich war, wann er Geburtstag hatte und wo er geboren war – nicht, dass das irgendeine Rolle spielte, sie war nur neugierig. Außerdem musste sie ihn fragen wegen … wegen … wegen … ja, wegen was? Sie konnte sich nicht konzentrieren.
… denn das Essen war unsäglich lecker, es war unmöglich, an etwas anderes zu denken. Der Geschmack erfüllte ihre Sinne, und es war mehr als einfach nur Essen, es rief Assoziationen hervor an Sommersonne, Wärme, Sehnsucht … Sie hob den Blick von ihrem Teller und sah, dass Phoebus Sie mit seinen saphirblauen Augen auf eine Art beobachtete, die ihr den Atem stocken ließ.
»Wir lassen euch jetzt allein und ziehen uns für die Nacht zurück«, erklärten die Kellnerinnen mit ihren wundervollen Stimmen. Und während sie das Zimmer verließen, murmelten sie fast unhörbar ein Gebet: »Berausche … verlocke … entflamme ihr Verlangen … dämpfe jedes Bedenken … lass sie Feuer fangen.«
Apollo und Pamela bemerkten kaum, wie die
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