Göttin des Lichts
ihrem Körper geleckt und sie gestreichelt hatten, und …
Ein neuer Schrei zerriss ihre Gedanken.
Apollo hatte dem Portal den Rücken zugewandt und war dabei, seiner Schwester gründlich die Meinung zu sagen, weil sie sich eingemischt hatte. Doch dann hatte er seine Tirade jäh unterbrochen, denn er fühlte, wie seine Seelenverwandte den Olymp betrat. Doch in dem Augenblick, als ihr Körper sich durch das Portal bewegte, begann er, sich zu verwandeln, und Apollo musste hilflos zusehen, wie Pamela verblasste, dahinschmolz und zu einer wunderschönen, duftenden Jasminblüte wurde.
»Bring sie zurück, bevor die Sonne aufgeht!«, rief seine Schwester. »Wenn das Portal sich schließt, verfliegt der Zauber.«
Die Worte seiner Schwester wirkten wie ein Peitschenhieb auf Apollo. Er stürzte los, dicht gefolgt von Artemis, packte die zarte Jasminblüte, zog sie weg von der Stelle, wo sie auf dem Marmorboden bereits Wurzeln zu schlagen begann. Apollo sprang durch das Portal, Pamelas sich verwandelten Körper fest umklammernd.
Zögernd stand Artemis vor dem Portal, warf einen Blick über die Schulter zurück zu den hohen Fenstern, durch die sich bereits die Morgenröte am Himmel zeigte.
»Bleib hier, du Narr!«, schrie sie in die wild schwingende Scheibe. »Du sollst doch nicht mit ihr gehen!« Die Göttin beugte sich vor und versuchte, durch die leuchtende Scheibe zu spähen.
Doch nun trat Bacchus mit raschen Schritten aus dem Schatten, wo er gelauert hatte, und rammte der Jägerin mit entschlossener Wucht die Schulter in den Rücken. Artemis schrie auf und stürzte durch die Scheibe, Sekundenbruchteile bevor das Portal dunkel wurde und sich fest verschloss und der Morgen über dem Olymp anbrach.
Bacchus’ Lachen war erfüllt von grausigem Triumph.
21
Pamela kauerte auf allen vieren. Ihr Atem ging keuchend, sie schluchzte, und ihre Zähne klapperten im gleichen Rhythmus, wie ihr Körper zitterte. Ihr Körper! Fieberhaft befühlte sie ihre Arme, ihr Gesicht. Sie hatte sich in etwas verwandelt – etwas Grünes, eine Pflanze! Aber jetzt war sie wieder normal. Wie früher. Ein Mensch.
»Alles ist gut, Liebes«, sagte Apollo und streckte die Hände nach ihr aus.
Instinktiv zuckte sie vor seiner Berührung zurück. »Du!«, stieß sie hervor, doch noch ehe sie etwas sagen konnte, stürzte plötzlich Phoebus’ Schwester kopfüber in den kleinen Raum. Kurz darauf war die schimmernde Scheibe verschwunden.
Artemis rappelte sich auf und stieß einen fremdartigen Fluch aus. Ihr Bruder starrte sie mit offenem Mund an. »Bacchus wird es bitter bereuen, dass Zeus ihn gerettet hat, als seine törichte menschliche Mutter …« Ihr Wortschwall brach ab, als sie merkte, dass das Portal sich geschlossen hatte. »Nein«, hauchte sie. »Es kann doch nicht angehen, dass wir jetzt hier festsitzen.«
»
Was zum Teufel seid ihr
?« Pamela konnte nicht länger an sich halten.
Apollo und Artemis wandten sich der vollkommen aufgebrachten Sterblichen zu, die noch immer auf dem Boden hockte, mit dem Rücken zur Tür, so weit wie möglich von ihnen entfernt. Ihre Augen waren riesig und wirkten in ihrem kalkweißen Gesicht viel zu dunkel.
»Pamela«, sagte Apollo in beschwichtigendem Ton und streckte ihr wieder die Hand entgegen. »Du weißt doch, wer ich bin.«
»Nein!«, entgegnete sie scharf und entzog sich seiner Berührung. »Ich habe auch nicht gefragt,
wer
ihr seid, sondern
was
.«
»Du musst dafür sorgen, dass sie das alles wieder vergisst«, sagte Artemis, ohne auf Pamela zu achten. »Sie hat viel zu viel gesehen. Schau sie doch an – sie erinnert sich.« Die Göttin hob ihre schlanke Hand. »Ach, ich erledige das für dich. Ich weiß ja, dass sie dir schon viel zu sehr ans Herz gewachsen ist. Schlaf und vergiss«, sagte sie und schnippte mit den Fingern in Pamelas Richtung. Automatisch zuckte Pamela zurück.
»Stopp!«, rief Apollo. »Ich will nicht, dass du sie manipulierst.«
»Was zur Hölle ist hier los?« Immerhin funktionierten Pamelas Beine wieder so weit, dass sie aufstehen konnte. Da stand sie nun, den Rücken an die Tür der Kammer gedrückt, die Hände flach ans Holz gedrückt, damit sie nicht so zitterten.
»Warum schläft sie nicht?«, fragte Artemis ihren Bruder und betrachtete kopfschüttelnd ihre Hände.
»Das Portal ist geschlossen«, sagte Apollo.
Seine Schwester warf ihm einen ungehaltenen Blick zu. »Das sehe ich auch.«
Aber Apollo sah sie nur weiter an. Dann weiteten sich die Augen seiner
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