Goettin meines Herzens
Gedanke daran, dass du ein Kind von einem anderen Mann zur Welt bringen könntest, weckt mörderische Gedanken in mir. Also wenn du glaubst, du könntest einen armseligen, dahergelaufenen Mann ohne diesen verflixten Titel ehelichen, den der Himmel mir aufgebürdet hat, dann sei gewarnt. Ich werde euch gefährlich werden, wenn du es auch nur versuchst. Ist es nicht blanke Ironie, dass du wahrscheinlich geneigt wärest, meinen Antrag anzunehmen, wenn ich ein einfacher Kaufmann ohne Adelstitel geblieben wäre. Soll ich auf den Titel verzichten, damit du einsiehst, dass er mir nichts bedeutet?“
„Mach dich nicht lächerlich. Außerdem könntest du das wohl auch gar nicht“, erwiderte sie, erschüttert bei dem bloßen Gedanken, was er für sie zu tun bereit war.
„Dann bin ich also verdammt dazu, ihn wie eine Fessel bis an mein Lebensende zu tragen? Eine solch unverdiente Strafe scheint mir ein wenig ungerecht, dir nicht auch? Ich würde sogar von Wahnwitz sprechen, wenn ich dieser Tage nicht ein solch vornehmer, kultivierter Gentleman wäre.“
Seine letzten Worte troffen vor Bitterkeit, weshalb sie an den leidenschaftlichen Gefühlen, die sich hinter diesen Worten verbargen, nicht zweifelte. Bereits nagten Gewissensbisse an ihrer Entschlossenheit. Nein, sie durfte es um seinetwillen nicht zulassen. Sollte er sie lieber nun einige Monate hassen, denn später ein ganzes Leben lang, nachdem er erkannt hatte, um wie viel besser es ihm ergangen wäre, wenn sie seinen Antrag abgelehnt hätte.
„Nein, es gibt genug anständige und passendere Frauen in der Welt. Viele sind bei Weitem besser, als ich es bin.“
„Dennoch habe ich mich zunächst einmal nicht aufgrund deiner Tugenden zu dir hingezogen gefühlt“, stieß er hervor.
Sie wich ob der Hitze und Wut in seinen Augen zurück. Die Scham drohte sie zu überwältigen. Er war Zeuge dieser schrecklichen Szene gewesen, als Nevin sie zur Versteigerung anbot, wie eine erstklassige Kuh auf dem Smithfield Market. An dieses Ereignis konnte sie sich inzwischen in all seinen grausamen Einzelheiten erinnern. Selbst jetzt, nach fünf Jahren, wollte sie am liebsten deswegen vor Scham im Boden versinken. Und er, der all dies gesehen hatte, war der einzige Mann auf der Welt, von dem sie sich wünschte, dass er besser von ihr dachte, als sie dies tatsächlich war.
15. KAPITEL
„Ich bitte um Verzeihung“, fügte er steif hinzu. „Dieser Ausbruch beweist, ich bin kein Gentleman, was eigentlich meine Sache unterstützen sollte, hätte ich dich soeben nicht beleidigt.“
„Auch mir tut es leid“, flüsterte sie, unfähig die Worte zu finden, die ihre Gefühle erklären konnten.
„Es tut dir leid, von einem brutalen Scheusal getäuscht und misshandelt worden zu sein?! Warum sollte das deine Schuld sein, Miranda? Wie konntest du nur einem solch schrecklichen Irrtum verfallen? Dieses Ungeheuer hätte man zu Tode prügeln sollen, dafür, dass er Hand an dich legte und dich demütigte, nur um dich dann an den mit der fettesten Geldbörse zu verkaufen. Und warum zur Hölle hat dein Großvater ihn nicht für seine Sünden zur Rechenschaft gezogen, indem er ihn wenigstens an das Ende der Welt verbannte, statt dich, sein unschuldiges Fleisch und Blut, zu verstoßen?“
„Wales liegt nicht am Ende der Welt.“
„Das mag sein, aber warum hat er dich so lange nicht nach Hause kommen lassen, Miranda?“
„Wegen der Mädchen, selbstverständlich“, sagte sie, erbost über ihn, weil er sie laut aussprechen ließ, dass sie damals wie heute eine Gefahr für den guten Namen ihrer Schwestern darstellte.
„Und in welcher Weise haben sie aus deiner Abwesenheit einen Nutzen gezogen?“
Ja, wollte er es denn nicht verstehen? „Auf diese Weise wurden sie nicht gebrandmarkt“, erklärte sie mit harter Stimme, in der Bitterkeit durchklang. Tränen stiegen ihr mit solch überwältigender Macht in die Augen, sie konnte sie nicht mehr wegblinzeln.
Nach zwei schnellen Schritten stand er vor ihr und nahm sie in die Arme. Hilflos den Emotionen ausgeliefert, die sie jahrelang tief in ihrem Inneren verschlossen gehalten hatte, konnte sie ihm nun nicht widerstehen. Tiefe Schluchzer entrangen sich unaufhaltsam ihrer Kehle, und sie bettete den Kopf an seiner breiten Schulter, während er sie hinüber zum Sofa trug, auf dem sie, wie vom Schicksal bestimmt, letztendlich immer wieder enden sollten. Mit ihr in seinen Armen setzte er sich und ließ sie weinen. Nichts konnte die Flut der Tränen
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