Goettin meines Herzens
würde seine Sympathien gewiss nicht gewinnen oder ihn gar von einer Ehe überzeugen können.
„Warum prahlte sie dann nicht mit seinen guten Aussichten, sondern stellt diese geringer dar, als sie es waren?“, fragte Miranda aufrichtig verblüfft.
„Seltsam, nicht wahr? Es gibt allerdings noch weit mehr, was mir Rätsel aufgibt. Zum einen schienen die Personen, mit denen ich sprach, meiner Fragen äußerst überdrüssig. Daraufhin fragte ich mich, ob dein Großvater dieselben Fragen schon vor mir gestellt hatte.“
„Aber sein Testament“, entgegnete sie. Um Kits Wohlergehen besorgt, erboste es sie, dass ihr Großvater unter diesen Umständen mit dieser Klausel verfügte, Kit solle eine seiner Enkelinnen ehelichen. Wenn er wusste, dass Celia eine Lügnerin oder gar Schlimmeres war, dann hätte er Kit damit zu lebenslangem Verdruss verurteilen können.
„Er hat auch über mich Erkundigungen eingeholt, nehme ich an, also setzte er womöglich mehr Vertrauen in mein Urteilsvermögen, als du es tust“, sagte Kit gelassen, als ob er ihre Gedanken hätte lesen können.
„Dir macht diese Einmischung in dein Privatleben also nichts aus?“, fragte sie ungläubig.
„Nein, ich hätte unter den gegebenen Umständen wohl dasselbe getan. Jedenfalls ist es kein Verbrechen, wenn deine Cousine die Aussichten ihres Gatten geringer darstellt, als sie dies tatsächlich waren, denn das entsprach immerhin der Wahrheit, solange sein Vater nicht vor ihm starb.“
„Arme Celia.“
„Ja, und das ist eine weitere Sache“, beharrte er unbarmherzig. „Warum ist sie die ‚arme Celia‘? Ihre Mitgift von vierzigtausend Pfund scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.“
„Sie hat einen teuren Geschmack?“
Er lachte. „Sie hat freie Kost und Logis genossen, seit sie mit ihrer Mutter hierherkam. Wie lange ist das übrigens her?“
Miranda fragte sich, warum das von Bedeutung sein sollte, während sie in ihrem Gedächtnis kramte und sich vage daran erinnerte, dass Celia ihr mit ihrer eisigen Verachtung die Feier zu ihrem elften Geburtstag verdorben hatte.
„Etwa elf Jahre, denke ich“, sagte sie.
„Ein unangetastetes Vermögen sollte in all den Jahren beträchtlich gewachsen sein. Was also ist mit dem ganzen Geld geschehen?“
„Ich weiß es nicht und habe auch nicht die leiseste Ahnung, wie man das herausfinden könnte.“
„Nein, aber glücklicherweise weiß ich, wie man das bewerkstelligen kann.“
„Warum in der Vergangenheit suchen?“, entgegnete sie, an all die peinlichen Tatsachen über sich denkend, über die sie gerne den Mantel des Schweigens decken würde.
„Schwierigkeiten und Ungereimtheiten aus der Vergangenheit können uns einen Hinweis darauf geben, wer die Anschläge auf dich verübt hat, und das ist mir fürwahr überaus wichtig.“
„Das sollte es aber nicht sein, denn wir können nie mehr als Freunde sein“, wiederholte sie, doch selbst sie hörte den leisen Anflug des Zweifels in ihrer Stimme, als sie die Worte aussprach.
„Du kannst meine Gefühle für dich nicht wegreden, nur weil sie dir nicht passen.“
„Sie ehren mich“, gab sie zurück, in dem Wunsch, ihm die Wahrheit einzugestehen.
„Dann versuch wenigstens, ein wenig geschmeichelter auszusehen.“
„Das kann ich nicht. Vielleicht solltest du dich besser Celia zuwenden. Sie mag zwar ärmer sein, als alle denken, aber wenigstens haftet ihr kein befleckter Ruf an, der dein Ansehen in den Schmutz zieht, wenn du sie heiratest.“
„So seltsam sich das für dich anhören mag, ziehe ich warme, launische, temperamentvolle Frauen kalten, berechnenden Hexen vor“, sagte er.
„Ich ziehe es allerdings vor, kein Unheil über diejenigen zu bringen, die ich liebe“, meinte sie verstimmt, ehe ihr aufging, was sie da unbedachterweise geäußert hatte. Kein besonders gutes Argument, dachte sie, als Einwand gegen die Ehe taugt es wohl kaum.
„Du liebst mich also?“, fragte er sanft, in einem Ton, als ob er bei einer von Tante Clarissas nicht enden wollenden Teegesellschaften über das Wetter plauderte.
Mit eindringlicher Miene schaute er sie so erwartungsvoll an, wartete so gespannt auf ihre Antwort, dass sie ihn nicht anlügen konnte, obwohl sie den starken Wunsch verspürte. „Natürlich tue ich das, du dummer Mann.“
„Dann könntest du wenigstens versuchen, dich ein wenig ermutigender zu geben.“
„Nein, das kann ich nicht.“
„Kleiner Zankteufel“, sagte er, nicht im Mindesten durch die strenge Zurechtweisung
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