Goettinnensturz
war, ergriff Paul das Wort. »Ich danke euch.«
»Hat die Polizei eigentlich Kurt aufgetrieben?«, fragte eine ältere Frau und blickte Berenike fragend an.
Eine Wirtin vom Grundlsee, Berenike kannte sie vom Sehen. »Ich weiß nicht.«
»Und was ist mit Sylvie?«, tönte es von Franziska.
»Leider keine Ahnung«. Berenike zuckte die Achseln. Alle wussten um ihr Verhältnis mit Jonas. Sie würde das … – was eigentlich, Ende ihrer Beziehung? –, nicht mehr lange verheimlichen können. Und weiter in die Zukunft wollte sie gar nicht denken. Nicht jetzt. Sie griff zum Bierglas. Alkohol, alter Seelentröster.
Paul räusperte sich. »Gehen wir zur Tagesordnung über, es gibt vieles zu klären für unser Fest. Als Erstes möchte ich euch Berenike vorstellen, die meisten kennen sie bereits.«
Einige nickten ihr zu, viele freundlich. Immerhin.
»Sie möchte gern bei uns mitmachen. Wie ihr wisst, können wir jede helfende Hand brauchen. Das Fest wird von Jahr zu Jahr größer.« Zustimmendes Murmeln. »Ich weiß, einige haben gehört, dass sie sich gegen Klement als Ehrengast ausspricht und bei der Demo gegen ihn war. Ich meine, diese Einladung sollten wir noch einmal diskutieren, ein anderes Mal.«
»Unbedingt. Nikolaus Klement ist dem Ort seit Langem freundschaftlich verbunden«, murmelte die Wirtin, deren Name Berenike immer noch nicht einfiel. »Man kann ihn nicht einfach ausladen. Nichts gegen Berenike, aber sie ist nicht von hier. Sie kennt die Verhältnisse nicht.«
Meine Güte, fing das Thema wieder an, auch noch nach fünf Jahren hier!
»Lassen wir das«, sagte Paul, »das werden wir anschließend besprechen, Steffi.«
Ah ja. Steffi hieß die Frau. Und jetzt erinnerte sich Berenike, dass die Wirtin immer ein volles Haus hatte und während der Demo an Monikas Seite gewesen war.
»Nun, Leute«, Paul klimperte mit seinem Kugelschreiber gegen das Glas, »ich darf um Aufmerksamkeit bitten. Wer ist dafür, dass Berenike mitarbeitet?«
Viele Hände hoben sich.
»Wer ist dagegen?«
Keine Hand. Aha.
»Enthaltungen?«
Drei Hände. Okay. Damit konnte sie leben.
»Gut, wenn das geklärt ist«, fuhr Paul fort, »gehen wir zum Hauptpunkt. Durch den furchtbaren Tod unserer Mitstreiter sind große Lücken entstanden. Berenike hat angeboten, dass sie an Monikas Stelle Werbung und PR für das Fest übernehmen könnte. Das ist ein wichtiger Punkt.«
Applaus im Raum.
»Danke für das Vertrauen«, sagte Berenike und hüstelte. »Ich werde zusehen, dass ich mich schnell einarbeite, und alles Notwendige tun.«
Der Applaus wiederholte sich verhaltener.
»Hier hast du die bisherigen Unterlagen.« Paul schob ihr einen dicken Aktenordner zu. »Dann hat sich Elvira dankenswerterweise bereit erklärt, die Ausstattung zu koordinieren«, setzte Paul fort.
Eine kühle Blonde an die 30 stand auf und verbeugte sich knapp. Zustimmendes Murmeln im Raum.
»Bei der Ausstattung selbst müssten wir noch überlegen. Hat jemand Ideen, wer Kleidung und Schuhe beisteuern könnte?«
Stille. Scharrende Sesselbeine. Ein klirrendes Glas. »Ich habe doch…«, meldete sich eine Stimme von ziemlich weit hinten. Franziska. Ein schräges Grinsen im Gesicht, das eine Bein im Stiefel halb vorgeschoben.
Paul lächelte und runzelte gleichzeitig die Stirn. Lehnte sich zurück. Setzte sich noch breitbeiniger hin. Breitete die Arme aus. »Stimmt, Franzi, wir haben darüber gesprochen, dass du … Aber du weißt …«
»Was? Was weiß ich?« Franziska war aufgesprungen. Die Männer starrten ihr in den Ausschnitt. Fesch war sie, die Franzi, das musste man ihr lassen. Ihre Kleidung war gewagt – und interessant zugleich. Sehr interessant.
»Dein Stil. Du weißt, dass wir für das Narzissenfest im Gegensatz dazu …« Paul wischte sich plötzlich Schweiß von der Stirn. »Verdammt, Franzi, das hab ich dir alles erklärt!«
»Ach ja? Hast du das?« Die Stimme der jungen Frau war laut geworden.
»Ich habe es versucht, dir klarzumachen, und Monika genauso.«
»Stimmt. Monika.« Franziskas grüne Augen funkelten, ihre roten Haare standen wild vom Kopf ab. »Dieses Miststück hat mir beim Schützenfest reinen Wein eingeschenkt.« Sie wechselte Stand- und Spielbein und lächelte, als sie merkte, wie die Männer ihren Bewegungen mit den Blicken folgten. In der Luft lag der Geruch nach verschüttetem Bier und nach sehr viel männlicher Ausdünstung.
»Dabei haben wir uns gut unterhalten, die Monika und ich.« Franziska schickte ein hysterisches
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