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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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eine lustige Mischung geworden, Tradition und Moderne in einem.«
    »Sicher schick, Franzi.« Berenike trat von einem Bein aufs andere. »Du, ich muss jetzt wirklich los. Ich bin hundsmüde.«
    »Natürlich. Eins nur noch – hab ich dich nicht auch auf dem Schützenfest gesehen?«
    »Hast du?«
    »Ich glaube.« Franziska blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Noch eine Zeugin, das war blöd.
    Sie waren fast bei Anselms Schuhwerkstatt angekommen. Die Fenster lagen dunkel da, auf der Auslagscheibe klebte ein Zettel: ›Derzeit geschlossen‹.
    »Egal.« Wissend sah Franziska sie an. »Für mich als Eingeborene war es wie immer. Der ganz normale Wahnsinn.« Franziska machte lachend ein paar Schritte weg von der Schuhwerkstatt, sah zum Fenster darüber hoch, öffnete ihre – natürlich violette – Handtasche. Raschelnd kramte sie darin, fischte eine Packung Zigaretten heraus. »Besoffene überall, die Monika auch nicht mehr nüchtern.« Sie klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen. Irgendwas Langes, Dünnes. »Wir waren in einer Klasse in der Schule.« Franziska steckte die Zigarette zwischen die Lippen. »Die Monika und ich. Und Paul zwei Klassen höher. Ich hab sie lang nicht gesehen, alle beide. Nicht, dass ich sie vermisst hätte. Und dann kam dieses Schützenfest …« Schnipp, zischte das Feuerzeug. Die Flamme gab kurz Wärme ab, verlosch, ließ Dunkelheit und Kälte zurück, Berenike nahm Mentholgeruch wahr.
    Berenike war der linke Fuß eingeschlafen. »Mir ist kalt, Franziska. Entweder setzen wir uns wo rein – oder ich fahr jetzt und du besuchst mich in meinem Salon. Dann können wir reden. Du könntest mir deine Entwürfe zeigen.«
    »Interessieren sie dich? Schön, du hast recht, es ist spät. Wir sehen uns.« Franziska nickte ihr zu und machte kehrt. Minuten darauf war ihre Silhouette mit der Dunkelheit verschmolzen, nur ihre Stiefelabsätze waren noch eine Weile auf dem Pflaster zu hören. Berenike stieg in ihr Auto, blieb einen Moment nachdenklich sitzen. Dann startete sie den Wagen und fuhr los. Zu müde für alles, zu müde, um irgendeinen Gedanken zu Ende zu denken.

MÖRDERISCHES LOGBUCH – EINTRAG 5
    Und dann fragst du den Einzigen um Hilfe, der dir einfällt in deiner Not. Sagst ihm, dass du Blödsinn gemacht hast. Weil du bei ihm immer Verständnis gefunden hast. Und weil er selbst ein bisschen ein schwarzes Schaf ist … oder ein weißes unter den schwarzen. Wie man’s nimmt.
    Er verspricht, dir zu helfen, die Spuren zu verwischen, trotzdem steht plötzlich die Kriminalpolizei vor dir. Und du musst dir was Neues einfallen lassen. Damit du nicht den geringsten Verdacht erweckst. Weil jeder kleinste Fehler tödlich werden kann …

16
    Ein Morgen. Viele Morgen. Ein Tag wie der andere. Zumindest wirkte es so. Wegen Gepolter aus dem Schlaf fahren. Katzen kraulen, die neben dem Polster sitzen und für das Gepolter verantwortlich zeichnen, es aber nie zugeben. Aufstehen, weil die Katzen es fordern. Katzen füttern, selbst frühstücken. Weil man musste. Und in den Salon fahren. Nein, diesmal zu früh.
    Und das Telefon blieb stumm, seit Tagen schon blieb es stumm, schwarz und stumm, das alte Ding, noch aus der Greißlerei ihrer Großeltern früher in Wien.
    Ablenken. Bärlauch pflücken, für Bärlauchöl und mehr. Wäre eine Idee. Kurz entschlossen packte Berenike einen Korb, eine Wasserflasche und verließ das Haus. Es sah regnerisch aus, düster, doch der Kirschbaum vor dem Haus hatte über Nacht erste, rosaweiße Blüten bekommen.
    Eine Weile sah sie den Baum an. Sie wollte in die Nähe des Bad Ausseer Bahnhofs, dort kannte sie eine gute und geschützte Stelle, an der der ›Knofl-Spinat‹ üppig wucherte. Mutig schob sie das Fahrrad aus dem Schuppen …
    Zumindest hinunter nach Bad Aussee ging es schnell. Sie schloss das Rad beim Bahnhof ab, an dem mehr die große Vergangenheit als Kurort zählte als eine großartige Gegenwart. Nur zum Narzissenfest kam noch etwas wie Prominenz, selbst die mit Porsche statt Bahn wie einst Hoffmannsthal oder Schnitzler. Mittlerweile waren nicht nur Fahrkartenschalter und Bahnhofsrestauration geschlossen, sondern auch die Trafik. Und Züge fuhren nur alle paar Stunden, der Fahrplan wurde immer mehr ausgedünnt in den letzten Jahren.
    Am Rande des Bahnhofsgeländes passierte Berenike ein ebenfalls in die Jahre gekommenes Schild, das an einen im Dienst erschossenen Polizisten – damals hießen sie noch Gendarmen – gemahnte. Versuchter Postraub,

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