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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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doch gesehen, wie Paul da gesessen war, mit was für einem Raubtierblick er Franziska angesehen hatte.
    Franziska, dieses Mädchen. Das man hinter ihrem koketten, frechen Äußeren sah, sehen musste.
    Es lief doch immer auf dasselbe hinaus. Die Männer nahmen sich, was sie wollten. Mit allen Mitteln. Und die Frauen, die kämpften dafür so manches Mal mit Hinterlist …
    Sie atmete tief ein. Vielleicht war alles nur ein Spiel. Das ganze Liebesleben. Ein Spiel, in dem es nie was zu gewinnen gab.
    In der Stille war ein leises Geräusch zu hören. Es kam von irgendwo seitlich von ihr. Vielleicht nur ein Tier. Oder das Schleifen von Absätzen über Asphalt.
    »Berenike!«
    Also war doch noch wer unterwegs. Lila Umrisse tauchten schwach aus dem Kurpark auf, in dem bereits die Laternen ausgegangen waren. Franziska. »Gut, dass ich dich noch antreffe, Berenike! Ich habe auf dich gewartet. Ich fand es schön, dass wir gleicher Meinung sind in Sachen Nazis. Das war wichtig, was du gesagt hast und dass du dich getraut hast. Wir sollten …«
    »Franziska, hallo. Ich dachte, du bist schon auf dem Weg nach Hause.«
    »Fast.« Sie grinste wie eine Hexe. »Der Abend ist zu mild, um ihn nicht noch ein wenig zu genießen.« Die junge Frau sah zum Himmel hoch, wie vorhin Berenike. Dabei verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. Das Licht aus den Gasthausfenstern brachte Franzis rote Haare wie von innen zum Leuchten. In den anderen Häusern rundum waren alle Fenster dunkel. Abwartend sah die junge Frau sie an.
    Berenike seufzte. »Franziska, es ist spät, ich bin müde und möchte heim. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und morgen muss ich früh raus.«
    Franziska schwieg, lächelte vage.
    »Ich meine, ich finde es schön, Franzi, dass wir einer Meinung sind. Gibt es sonst noch was? Wenn nein, fahre ich jetzt. Soll ich dich ein Stück mitnehmen? Oder holt dich jemand ab?«
    »Danke, das geht schon. Es ist nur … alles ein bissl viel für mich. Entschuldige, dass ich dich belästige.«
    »So schlimm?«
    Franziska nickte.
    Berenike atmete tief durch. Lebenskrise unter 30, das kam immer früher. Und ausgerechnet spät in der Nacht. Sie schob ihre klammen Hände in die Ärmel ihrer Jacke. »Woran liegt’s denn?« Noch während Berenike den Satz aussprach, wusste sie, dass es ein Fehler war. Eine Einladung zum Reden.
    Franziskas breitete die Arme aus. »An allem. Und nichts. Die Leute. Ihre Engstirnigkeit. Ich passe nicht hierher.«
    »Es ist ja nicht für lange, oder? Wann fliegst zurück nach London?«
    »Nach Ostern. Da feiert mein Opa seinen 80. Geburtstag. Ich bin nur wegen ihm hier.«
    »Ah, verstehe.«
    »Und aus lauter … Ach, ich weiß nicht. Um mich abzulenken, bin ich mit auf dieses vermaledeite Schützenfest. Paul hat mich gefragt …«
    »Paul? Der steht auf dich, oder?«
    »Der Paul? Ha. Und wenn?« Franziska lachte ihr schräges Lachen und streckte sich. Die Rundungen ihrer Brüste zeichneten sich gegen das Licht des Gasthauses ab. »Früher, in der Schule, da hat sich jede nach ihm umgedreht. Aber jetzt … Vielen bekommt das gute Leben nicht, ausg’fressen schaut er aus, findest nicht?«
    »Mag sein.« Berenike zuckte die Achseln und wartete ab. Franziska benahm sich, als sei da noch was im Busch. Als habe sie sich noch nicht ausgesprochen.
    »Dabei ist er nur zwei Jahre älter als ich. Mit 16 hab ich ihn angehimmelt. Erfolglos. Jetzt scharwenzelt er um mich herum. Das bringt mich zum Lachen, dich nicht?«
    »Weiß nicht, Franzi.«
    »Er hat für meine Kreationen nichts übrig. Hast du ja gehört. Der Trottel macht sich weiter Hoffnungen. Der Ärmste.« Sie lachte blechern.
    »Meine Güte – so sind Männer, Franzi. Das ist nix Besonderes.«
    »Ich Blödkopf hab ihn tatsächlich ernst genommen. Hab ihm geglaubt, wie er mir das vorgeschlagen hat. Dass ich das Narzissenfest ausstatten darf. Das hätt’ einen super Werbeeffekt gegeben für mein Label.«
    »›BBD LisztLabel‹, oder?«
    »Genau.« Franziska lächelte erfreut. »Du kennst meine Modelinie?«
    »Natürlich.«
    »Er wollt mit mir in ein Hotel fahren.«
    Berenike grinste. »Klar. So läuft das nun mal, Franzi.«
    »Ich hab beinhart nein gesagt. Doch nicht mit dem! Nicht mehr. Früher hätte ich … Erst wie ich mich gesträubt hab, ist er mit dieser Idee gekommen.«
    Wirst es noch lernen, hätte Berenike am liebsten hinzugefügt, ließ es jedoch bleiben.
    »Die Entwürfe haben mir wirklich Spaß gemacht, Berenike. Soll ich sie dir zeigen? Es wäre

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