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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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Anruf. Ich konnte also nichts dafür.«
    »Vielleicht doch. Dein Ruf spricht sich herum.« Max hielt das Glas unter den Zapfhahn, legte den Hahn um. Berenike sah zu, wie der helle Gerstensaft hinein rann.
    »Geh, Max. Bis zum Mörder? Weißt du, es ist schon unheimlich, dass der Mord genau an dem Abend passiert sein muss, nachdem ich bei dir war.«
    »Na und? Du bist hart im Nehmen, Berenike!« Max grinste anerkennend und ließ einen letzten Gupf ins Glas schäumen. Bier zapfen konnte er, der Max. »Du überstehst das schon.«
    »Na ja. Nachträglich hätt’ ich mich direkt fürchten können.«
    »Du doch nicht, Berenike! Dann schon eher Franziska, die war schon als Kind ein Krewegerl, ein dünnes, und zum Sport ist sie nie gegangen wegen ihrem Rücken.«
    »Ah so, wirklich?«
    »Die hat irgendein angeborenes Leiden an der Wirbelsäule, glaub ich. Musst du den Paul fragen, der weiß das.«
    »Ist mir eh egal.«
    »Die Franzi muss neulich gleichzeitig mit dir gegangen sein, glaub ich. Hast du sie nicht mehr gesehen, Berenike?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Sie stutzte. »Wir hätten kaum den gleichen Heimweg gehabt, nehme ich an. Wo wohnt sie denn?«
    »Das Haus ihrer Eltern steht in Lupitsch.«
    »Und der Anselm? Der war hier an dem Abend. Ist er allein weggegangen?«
    »Keine Ahnung.« Max zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht mehr, wie lange der Gesangsverein probiert hat … Hab nicht auf die Uhr geschaut. Hab aufgepasst, dass mir keiner die Rechnung prellt. Weißt eh, wenn alle gleichzeitig zahlen wollen, entsteht Hektik und dann kann leicht was passieren. Unabsichtlich, sicherlich.«
    »Sicherlich.« Sie sahen sich an und prusteten plötzlich beide laut heraus vor Lachen. Sie wussten, dass manche Gäste es darauf anlegten, absichtlich unabsichtlich eine Konsumation ›nicht genau zu nehmen‹. Drei Bier, vier Bier – was machte das schon, dachten sie. Und wenn der Gastwirt nicht alles boniert hatte, verlor er den Überblick, war der Loser, der Verlierer.
    »Bitte schön!« Das Bier landete vor ihrer Nase. »Wohl bekomm’s!«
    »Danke!« Berenike hob das Glas und nahm einen kräftigen Schluck. Max nickte anerkennend und dämpfte seinen Glimmstängel aus.
    Vorsichtig trug sie ihr Bier hinüber in den Nebenraum, wo die Besprechung stattfinden sollte. Der war wie der Schankraum mit alpinem Kitsch überladen, ein ausgestopfter Falke thronte vor einem der Fenster, mit ausgebreiteten Schwingen. Ein paar Leute saßen bereits wartend und untätig um einen großen Tisch, blickten neugierig zu Berenike.
    Paul schälte sich aus einem Männergrüppchen und kam zu ihr herüber. »Grüß dich, Berenike. Schön, dass du da bist.« Eifrig schüttelte er ihr die Hand.
    Berenike stellte ihr Bier ab und blieb stehen. Die Männer betrachteten sie neugierig von oben bis unten, ihre Blicke streiften ihr Glas, wechselten zwischen Anerkennung und Verwunderung.
    Immer mehr Leute drängten herein. Max und ein junger Kellner, sehr schlank, etwas devot, servierten fleißig. Das Bier war genau richtig gekühlt, Berenike nahm einen großen Schluck, Paul prostete ihr mit seinem halb geleerten Bierglas zu.
    »Also, meine Herrschaften!« Nach einer Weile klopfte Paul mit einem Kugelschreiber an sein Glas. »Fangen wir an! Ich darf um Ruhe bitten!«
    Das Gegenteil trat ein. Sesselbeine scharten, es wurde getuschelt, jemand zischte: »Psst!« Endlich saßen alle und es wurde tatsächlich still.
    »Ich eröffne hiermit die Sitzung des Narzissenfestvereins und begrüße euch zu dieser … traurigen Zusammenkunft. Wie ihr wisst, haben wir in letzter Zeit mehrere furchtbare Verluste hinnehmen müssen und …«
    »Wie man’s nimmt«, tönte eine kecke Stimme von der Tür her. Köpfe wurden gereckt, eine ganz in violett gekleidete Person schob sich durch die Tür.
    »Franziska«, sagte Paul resignierend.
    Über fliederfarbenen Leggins trug die junge Frau ein kurzes, ebenfalls fliederfarbenes, weit ausgeschnittenes Dirndl. Und dazu … hohe Stiefel. Nuttentreter. Schwarzes Leder. Na ja.
    Paul nickte wie nebenbei grüßend, deutete auf einen Sessel und setzte hoffnungsvoll an: »Ich möchte gern eine Schweigeminute für unsere verstorbenen Freunde…«
    »Freunde?«, unterbrach Franziska mit einer Stimme, die Berenike nicht recht einordnen konnte. Provokant blickte Franziska in die Runde.
    Die meisten hatten ihre Köpfe gesenkt. In die Stille schepperten Gläser, dazu ertönte die Stimme von Max, der irgendwas schimpfte.
    Als die Minute vorbei

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