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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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erhalten hatte – Ceylontee und ein Croissant –, konnte sie sich nicht zurückhalten. »Hat man den neuesten Toten schon untersucht?«
    »Man?« Hochgezogene Augenbrauen. »Ich. Du meinst mich, ja? Ich hab mir schon sagen lassen, dass du die Miss Marple vom Salzkammergut bist. Ja, ich hab den Toten untersucht.«
    »Und? Komm, lass dich nicht bitten! Ich bin furchtbar neugierig, das muss sich bis zu dir herumgesprochen haben.«
    Reinhard lachte. »Eigentlich dürfte ich dir gar nichts sagen. Du behältst doch alles für dich?«
    »Immer. Du siehst doch – niemand außer dir hier.«
    »Stimmt.« Erneut ein Lächeln. Sie begann, sich zu entspannen. Selbst wenn es nicht das Lächeln eines anderen Menschen war.
    »Also?«
    »Also … der dritte Tote in dieser Serie wurde erschlagen. Wahrscheinlich tatsächlich mit einem Schuh.«
    »Also doch.«
    »Du hast die Spuren auf seinem Schädel selbst gesehen, Berenike. Eindrücke wie von genagelten Sohlen. Der Genickbruch ist zeitlich nach dieser Verletzung einzuordnen und könnte durch einen Sturz entstanden sein.«
    »Anselm hatte die Werkstatt in der Nähe des Fundorts und wohnte direkt darüber.«
    »Er könnte aus dem Fenster geworfen worden sein. Oder er ist selbst gestürzt und dann hat ihn der Fluss mitgerissen.«
    »Und er kam unter der Brücke zu liegen.«
    »So ungefähr. Daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist allerdings Sache von Jonas.«
    Jonas, immer und überall Jonas. Krampfhaft dachte Berenike an was anderes, verscheuchte sein Bild vor ihrem inneren Auge. Aber ihrer Haut, der miesen Verräterin, gelang das Vergessen noch nicht.
    Sie stützte sich auf die Theke, schnupperte an dem Obst im Körbchen. »Die Polizei wird die Wohnung sicher untersucht haben.«
    »Hat sie, ich war dabei, um mich nach möglichen Tatwerkzeugen umzusehen. Die Blutflecke deuten auf einen Kampf hin, es war furchtbar unordentlich, sogar Möbel waren umgeworfen. Und die passenden Waffen, also Schuhe, lagen auch herum. Blutflecken daran.«
    »Schön blöd, die nicht verschwinden zu lassen, oder? Wie willst du jetzt vorgehen?«
    »Vergleichen. Abdrücke von den Schuhen machen, mit der Wunde vergleichen. Dann weiß man mehr.« Er lachte. »Also ich. Vielleicht ist DNA dran vom Täter. Oder Fingerabdrücke.«
    »Glaubst du?«
    »Nein. Nicht wirklich. Nur wenn es wirklich eine Tat im Affekt war, kann das sein. Sonst schützt sich heutzutage jeder Mörder mit Handschuhen, denn …«
    »… das weiß heute jedes Kind aus den Fernsehkrimis.« Sie vermied, den Namen Jonas auszusprechen.
    Reinhard sah sie wissend an. »Und jetzt lass uns von was Angenehmerem reden, Berenike. Wann machen wir unsere Motorradtour?«
    Es klang verlockend. Raus aus dem Alltag, weg von den blutigen Taten. Etwas zu schnell ging ihr das im Moment. »Wenn ich mehr Zeit hab, okay?«
    »Natürlich.« Reinhard lächelte sie rätselhaft an.

14
    Endlich Abend. Sperrstunde. Draußen war es schon dunkel, als Berenike ihren Salon verließ. Und jetzt noch nach Bad Aussee, der große Moment: Sie durfte an den Planungen zum hehren Narzissenfest teilnehmen. Sie durfte sich nur ihren Schmerz nicht anmerken lassen, der sie überall hin begleitete.
    Diesmal wich Berenike dem Kurpark weiträumig aus. Sie warf scheue Blicke in das dunkle, menschenleere Areal. Ihr war, als könnte man die Aura des Toten noch spüren, sein Leid, die erlittene Gewalt. Als würden seine Hände nach ihr greifen, sie um Hilfe bitten …
    Schnell weiter, zum Grünen Kakadu. Der Gasthof lag hell erleuchtet da in der ebenso menschenleeren Straße, wie ein rettender Hafen.
    Max begrüßte sie leutselig, wie immer hinter der Bar, Zigarette im Mundwinkel. »Ah, Berenike! Griaß di! Wie nett, dass du mich besuchst.«
    »Na, nicht dich direkt – nimms nicht persönlich, Max!« Sie brachte mühsam ein Lächeln zustande. »Ich komm zur Sitzung fürs Narzissenfest.«
    »Soso!« Er hob eine Augenbraue. »Allerhand, wennst dort dabei bist, bist wirklich schon eine von uns. Ein Bier?«
    Sie nickte. »Gerne.«
    »Kommt sofort.« Er griff hinter sich nach einem Glas, blinzelte den Rauch weg. »Von dir hört man wieder Sachen, Berenike!«
    »So, hört man das?«
    »Klar doch. Du bist unser Sherlock, so was spricht sich herum!«
    Sie musste lachen. »So alt bin ich aber noch nicht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Max und sah sie anerkennend an. »Du erfährst schließlich vieles aus erster Hand.«
    »Man hat mich telefonisch über die Leiche informiert. Ein anonymer

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