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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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übersehen.
    »Weißt du, wie im alten Griechenland eine Ehe definiert wurde?«, fragte sie mit ruhiger Stimme. »Es war ganz einfach. Eine Jungfrau geht in das Haus eines Mannes mit der Familie als Zeugen. Die Jungfrau und der Mann teilen ein Feuer, eine Mahlzeit und ein Bett. Wenn das Mädchen am nächsten Morgen keine Jungfrau mehr ist, gelten die beiden als verheiratet. Das war’s. Das ist alles. Du bist doch noch Jungfrau, oder?«
    Helen wurde knallrot und ihr Unterkiefer klappte herunter. »Ja. Aber das geht niemanden außer mir selbst etwas an!«
    »Es geht auch uns an. Weil du und Lucas bereits fast alles auf der Liste geteilt habt, fehlt jetzt nur noch der Vollzug der Ehe. Und wenn das passiert, bist du, soweit es die Götter betrifft, seine Ehefrau. Und wenn du seine Frau bist, vereint das die letzten beiden Häuser. Und was das bedeutet, weißt du.«
    »Krieg«, sagte Helen schockiert. Ihr Gehirn suchte hektisch nach einem Fehler in Noels Ausführungen, nach etwas, das es nicht wahr sein ließ, aber sie fand nichts. »Das ist unmöglich.«
    »Eigentlich ist es ironisch. Der erste Trojanische Krieg brach aus, weil sich zwei Teenager ineinander verliebt haben und zusammen durchgebrannt sind, und jetzt stehen du und Lucas kurz davor, denselben Fehler zu begehen«, sagte Noel, und allmählich siegte ihr Mitgefühl über ihren Ärger.
    »Und Lucas wusste das alles von Anfang an?«, fragte Helen. Sie fühlte sich merkwürdig betäubt.
    »Vom ersten Augenblick, als er dich gesehen hat«, bestätigte Noel.
    »Das erklärt einiges«, hauchte Helen, die immer noch damit beschäftigt war, alle Puzzleteile zusammenzusetzen. »Ich dachte, er wäre nur altmodisch oder so.«
    »Lucas? Nein.« Noel lachte und schüttelte bei dem Gedanken den Kopf. »Aber er hat Ehrgefühl und deshalb habe ich ihm vertraut. Ich habe zugelassen, dass ihr zusammen seid, weil ich geglaubt habe, dass er nichts tun würde, was die Welt büßen müsste. Aber der Cestus verändert die Situation.«
    »Wieso?«, fragte Helen und horchte auf. »Ich habe die Kette immer getragen und er konnte sich immer beherrschen. Und ich habe es ihm nicht gerade leicht gemacht«, fügte sie bedauernd hinzu. »Aber von jetzt an werde ich ihn nicht mehr unter Druck setzen und dann können wir doch trotzdem noch zusammen sein, oder?«
    »Und was dann?«, fragte Noel sanft. Ihr Ärger war jetzt vollends verraucht, denn sie wusste, wie viel Lucas Helen bedeutete. »Ihr beide könnt zu eurem Wort stehen und einander niemals anrühren, aber was, glaubst du, wird das eurer Beziehung auf Dauer antun? Was, glaubst du, wird es Lucas antun?« Noel verstummte und sah auf ihre Hände, die in ihrem Schoß ruhten.
    »Es wird hart sein, aber wir wissen doch, was auf dem Spiel steht …«, versuchte Helen zu erklären.
    »Mir ist schon vorausgesagt worden, dass ich meine Tochter an den Wahnsinn verlieren werde. Ich kann nicht auch noch meinen Sohn verlieren«, unterbrach Noel sie plötzlich voller Angst. »Bitte, Helen. Ich flehe dich an. Halte dich von Lucas fern. Wenn ihr Abstand voneinander haltet, kann er dich vielleicht gehen lassen, bevor es zu spät ist.«
    »Das hört sich ja an, als würde ich ihn verrückt machen«, sagte Helen frustriert. Aber Noels durchdringender Blick warnte sie, die Situation nicht herunterzuspielen.
    »Der Cestus ist kein alberner Liebestrank, den du auf dem Jahrmarkt kaufen kannst. Er ist ein Relikt, das direkt von der Göttin der Liebe stammt, und wenn du glaubst, dass die Liebe einen nicht verrückt werden lassen kann, dann liegt das nur daran, dass du es noch nicht erlebt hast.«
    »Dann nehme ich die Kette ab …«
    »Das tust du nicht«, befahl Noel. »Der Cestus hat dich wahrscheinlich öfter gerettet, als du weißt. Muss ich dich noch einmal daran erinnern, wie wichtig dein Leben ist?«
    Einen Moment lang saßen sie schweigend da. Helen hatte damit zu tun, alles zu verarbeiten. Sie hatte die Ilias gelesen und verachtete Helena und Paris genauso, wie Lucas es tat. Sie fand die beiden egoistisch. So egoistisch, dass sie lieber zusahen, wie eine Stadt zerstört wurde, als sich zu trennen. Aber war Helen Hamilton nicht genauso selbstsüchtig wie Helena von Troja, wenn sie den Mann, den sie liebte, nicht aufgab, obwohl es sein musste?
    »Warum hat mir das keiner vorher gesagt?«, sagte Helen verärgert.
    »Lucas hat es verboten. Er hat gesagt, dass er ein bisschen Zeit und seine Privatsphäre haben wollte. Eine Beziehung wäre schließlich

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