Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
sichern, auch wenn die Vorbereitungen für ihn und sein Team eine Belastung waren.
Sein Vater hatte ihm alles erzählt – auch dass er einmal die Chance gehabt hatte, sie zu töten, dass er dann aber in den Bann ihres Gesichtes gezogen worden war – des Gesichtes. Kreon war erstaunt, dass sein Vater schwächer war als er, aber auch das war ein Hinweis darauf, dass Atlantis nahe war. Die Scion-Generationen wurden immer stärker, und die Zahl ihrer Begabungen wuchs, und irgendwann würde eine Generation kommen, die es mit den Göttern aufnehmen konnte. Der Augenblick der Schwäche seines Vaters, so bedauerlich er war, hatte auch seine Vorzüge. Tantalus hatte bei dieser Gelegenheit ihre panische Angst vor dem Wasser erkannt. Kreons Beute fürchtete und hasste den Ozean, was den Hundert Cousins einen Vorteil verschaffte. Wenn sie sieauf einem Boot transportierten, war sie buchstäblich von einem Element eingeschlossen, das sie nicht kontrollieren konnte, und ihre Kräfte verlangten, dass ihr Gefängnis so viele Mauern hatte wie nur möglich.
Als Kreon an Land ging, befahl er seiner Besatzung, auf der Jacht zu bleiben und auf ihn zu warten. Er musste ihnen klarmachen, dass er diese Operation leitete, und dazu musste er sie so weit wie möglich vom Einsatz fernhalten. Schließlich konnte jeder seiner Cousins der Versuchung erliegen, sich in die Annalen der Scion-Geschichte einzutragen und ihm den Triumph zu stehlen. Das durfte Kreon nicht zulassen, nicht einmal, wenn es aus Versehen geschah. Nach all den Risiken, die er eingegangen war, all der Geduld, die er aufgebracht hatte, musste er derjenige sein, der seinem Haus die Ehre erwies, die es verdiente. Er war dazu auserkoren, den Helden der Antike ebenbürtig zu sein, Helden wie Herkules oder Perseus. Vielleicht sogar besser als sie, denn er würde mehr tun, als nur eine Hydra oder eine Medusa zu töten. Viel mehr. Er würde seiner Familie – und seinem Vater – die Unsterblichkeit schenken.
Nur ein Leben stand ihm im Weg, und dieses Leben würde Tantalus übergeben werden, dem Anführer des Hauses von Theben und zukünftigen Herrscher von Atlantis, und zwar von Kreon, seinem Sohn und Erben, dem die Ehre für diese Gefangennahme gebührte. Und vielleicht würde er dafür mit dem wundervollen Preis belohnt werden, den er verdiente – der Tochter seiner Gefangenen.
Ariadne und Helen fuhren schweigend zum Anwesen. Als sie an einer Ampel hinter Matt hielten, winkte Ariadne ihm zu. Er beobachtete Helen. Beide Mädchen konnten seine Augen und seine Sorgenfalten im Rückspiegel sehen.
»Ich weiß, dass du traurig bist, aber du solltest Matt nicht so ignorieren«, warf Ariadne Helen hitzig vor. »Er ist einer der nettesten Menschen, die ich kenne, und du tust ihm weh.«
»Du hast recht. Ich bin egoistisch«, sagte Helen. Sie fühlte sich unglaublich leer. »Ich weiß es, und ich hasse es, aber irgendwie kann ich nicht damit aufhören.«
»Das meinte ich nicht«, entschuldigte sich Ariadne hastig und starrte hinaus auf die Straße. »Ich weiß, welches Opfer du bringst und auch warum. Aber weißt du was? Ich finde, du solltest mal so richtig heulen, wenigstens ein einziges Mal. Vielleicht kannst du alles rauslassen und fühlst dich hinterher besser.«
Helen hatte versucht zu weinen, aber es waren keine Tränen gekommen. Alles, was sie gefühlt hatte, war dieses kriechende Nichts , das von ihr Besitz ergriff. Natürlich wusste sie, dass sie sich dafür interessieren sollte, wie Matt sich fühlte, aber es war ihr sogar egal, wie sie sich fühlte, selbst wenn sie auf der Matte mit Hector um ihr Leben kämpfte. Jetzt, wo Helen ihre seelische Blockade gegen den Einsatz der Blitze überwunden hatte, lernte sie, diese Waffe zu kontrollieren und Stück für Stück herauszulassen. Auf einen Nahkampf mit ihr konnte sich jetzt nur noch jemand einlassen, dem es nichts ausmachte, gebraten zu werden. Verbunden mit der Macht des Cestus, die sie unverwundbar machte, war Helen mittlerweile praktisch unbesiegbar geworden.
Gegen Ende ihrer Trainingseinheit versuchte Hector, sie zu überwältigen, und sie verpasste ihm den dritten heftigen Stromschlag an diesem Tag. Er fiel bewusstlos auf die Matte. Helen wartete einen Augenblick und stieß ihn dann mit dem großen Zeh an.
»Sind wir für heute fertig?«, fragte sie ihn, als er wieder zu sich kam.
»Du weißt immer noch nicht, wie man kämpft«, murmelte er undeutlich und wischte sich das Blut von den Lippen.
»Du hast dir die
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