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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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historischen Gestalten mit tatsächlichen Nachkommen – zumindest hatte sie es in der achten Klasse so gelernt. Aber jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Sie dachte darüber nach, wie es sich angefühlt hatte zu fliegen, wie die Luft sich plötzlich verändert hatte. Irgendwie war sie tatsächlich eine Halbgöttin und damit würde sie sich abfinden müssen.
    In den frühen Morgenstunden schreckte Helen hoch und sah sich in dem dunklen, ungewohnten Zimmer um. Sie hatte vom Fliegen geträumt, was toll gewesen war, bis sie merkte, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie landen sollte. Ihr erster Gedanke nach dem Aufwachen war, dass Lucas es ihr unbedingt beibringen musste. Dann wurde ihr bewusst, dass er vielleicht nie wieder würde fliegen können.
    Obwohl seine Familie beteuert hatte, dass es ihm gut ging, wusste Helen, dass sie nicht weiterschlafen konnte, ohne sich selbst davon zu überzeugen. Sie musste ihn unbedingt sehen.
    Helen stellte probeweise die Füße auf den Boden und belastete sie immer stärker, bis sie sicher war, dass sie stehen konnte, und humpelte dann mühsam den Flur entlang zu Lucas’ Zimmer. Sie hatte zum Glück noch nie eine Sportverletzung gehabt, aber jetzt konnte sie sich die Schmerzen nur zu gut vorstellen. Ihre Muskeln dehnten sich nicht so weit wie gewohnt und ihre Gelenke fühlten sich heiß und geschwollen an. Als sie endlich lautlos Lucas’ Tür aufmachte, war sie schweißgebadet. Lucas lag auf dem Rücken und starrte durch das Fenster den Mond an. Als Helen in der Tür auftauchte, fuhr sein Kopf herum.
    »Hi«, flüsterte er.
    »Hi«, flüsterte sie zurück. »Darf ich reinkommen?«
    »Ja. Aber leise.« Er deutete auf Cassandra, die am anderen Ende des Zimmers auf der Couch schlief. »Sie war zwei Tage lang durchgehend wach.«
    Helen schlich gebückt wie eine alte Frau in Lucas’ Zimmer. Sie kam sich vor wie die böse Hexe aus dem Märchen und musste leise kichern, als sie sich vorstellte, wie sie die Kinder von ihrem Lebkuchenhaus scheuchte.
    »Du hättest nicht herkommen sollen. Du bist ja total erledigt«, schimpfte Lucas.
    »Vor einer Sekunde war noch alles in Ordnung, aber der Weg war weiter, als ich dachte. Euer Haus ist riesig«, flüsterte Helen und zielte mit ihrem protestierenden Körper auf den Sessel neben Lucas’ Bett.
    »Du wirst nicht lange sitzen können. Hier«, sagte er und schlug die Bettdecke zurück. »Du solltest dich hinlegen.«
    Helen sah Lucas unsicher an. Sie hatte zwar die ganze letzte Nacht auf ihm verbracht, aber das war schließlich etwas anderes gewesen. Wenn sie sich jetzt zu ihm legte, war es ihre eigene Entscheidung. Sie sah, wie er sie angrinste, und ihr wurde klar, dass er sie für albern hielt. Ihre Knie zitterten mittlerweile so heftig, dass sie kaum noch stehen konnte. Sie versuchte, sich so vorsichtig hinzusetzen, wie sie nur konnte, um ihm nicht wehzutun, aber im letzten Augenblick gaben ihre Beine unter ihr nach, und sie plumpste zu ihm ins Bett.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie, als er die Decke über sie beide legte.
    »Kein Problem. Pass mit deinen Zehen auf – meine Beine sind geschient«, warnte er. Helen spähte unter die Decke undsah, dass sein ganzer Unterkörper mit Verbänden umwickelt war. »Siehst du? Du bist vollkommen sicher bei mir.« Er grinste sie im Dunkeln an, und sie grinste zurück, bis ihr der Grund für ihren Besuch wieder einfiel, und ihr Lächeln erlosch.
    »Wie schlimm ist es? Kann man überhaupt schon etwas sagen?«, fragte sie ihn ernst. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und schaute ihm direkt ins Gesicht, um festzustellen, ob er sie anlog. Sogar im matten Licht des Mondes, das durch das Zimmerfenster fiel, konnte sie das intensive Blau seiner Augen sehen.
    »Ich werde wieder gesund«, sagte er so leise, dass sich seine Lippen kaum bewegten.
    »Ganz gesund? Wirst du wieder … du weißt schon … gehen und rennen und … fliegen können?«
    »Ja«, wisperte er schon, bevor sie ausgesprochen hatte. »Noch einen Tag, dann bin ich wieder so gut wie neu.«
    Helen wurde bewusst, dass sie sich nur zu ihm herunterbeugen musste, um ihn zu küssen. Das schien eine so natürliche Sache zu sein – als sollte sie ihn küssen –, dass ihr Mund schon auf halbem Weg zu seinem war, als sie sich zügelte und den Kopf wieder zurückzog.
    »Leg dich hin, Helen«, sagte Lucas und schluckte.
    Ein paar Minuten lang atmeten sie beide viel schneller als normalerweise, aber nach einer Weile hatte sich Lucas so weit

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