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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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fliegen kann. Aber ich hatte Bücher und meine Familie hat mich immer unterstützt.« Lucas blieb stehen und sah Helen ins Gesicht. »Du hattest das alles nicht, also ist es für dich vielleicht ein bisschen schwerer.«
    »›Schwer‹ bin ich gewöhnt – es ist leicht, was mich misstrauisch macht«, antwortete sie schlagfertig, aber er bedachte sie mit einem Blick, der ihr klarmachen sollte, dass sie ihn nicht wirklich verstanden hatte.
    »Ich will nur nicht, dass du dich entmutigen lässt, wenn es eine Weile dauert. Und bevor wir anfangen, muss ich dir einiges erklären«, sagte er plötzlich ganz geschäftsmäßig. »Kraft, Schnelligkeit, Wendigkeit, ein extremes Hör- und Sehvermögen, Schönheit, schnelle Selbstheilung und Intelligenz – obwohl man über Letzteres streiten kann –, das sind die Gaben, über die fast jeder Scion verfügt, und um sie einzusetzen, brauchen wir kein Training. Es gibt aber noch eine weitere Gruppe von Fähigkeiten, die selten sind und von denen die meisten etwas Arbeit erfordern. Fliegen ist eine der selteneren Begabungen. Und es gehört zu denen, die am schwersten zu erlernen sind.«
    »Ehrlich gesagt, ist es mir vollkommen egal, wie schwer es ist. Auch wenn ich Jahre brauche, um es zu lernen. Aber ich will es unbedingt noch einmal tun!« Helen hüpfte ungeduldig auf dem Rasen herum.
    »Okay, okay! Als Erstes musst du stillhalten. Die Sprünge kommen erst später, wenn du Schnelligkeit willst«, sagte er lachend und legte die Hände auf Helens Hüften.
    Sie schnappte bei der unerwarteten Berührung nach Luft undversuchte still zu stehen, wie er es gesagt hatte, aber leicht fiel es ihr nicht. Sie standen einen Moment lang nur da und sahen einander an.
    »Mach die Augen zu«, flüsterte er. Helens Herz raste, und sie hatte das Gefühl, dass Lucas es hören konnte.
    »Beruhige dich«, sagte er sanft. »Versuch, deinen Puls zu verlangsamen, wenn du kannst.«
    »Ich versuche es. Musst du so dicht bei mir stehen?«, fragte Helen. Ihre Stimme klang dünn und zittrig.
    »Ja. Ich will nicht, dass du mir wegfliegst. Das wäre schlecht«, antwortete er ganz ruhig, ohne eine Miene zu verziehen oder seine Konzentration zu unterbrechen. Ein paar Sekunden vergingen.
    »Jetzt. Konzentrier dich auf deinen Körper. Hol tief Luft und folge dem Luftstrom, als würde dein Gehirn in der Luft, die du atmest, sanft herumschweben.« Er wartete einen Moment, bis Helen dort ankam, wo er bereits war.
    Sie brauchte ein paar Atemzüge, aber schließlich gelang es ihr. Lucas wusste genau, wann es so weit war. »Gut. Jetzt bist du in dir«, sagte er triumphierend. »Kannst du dein eigenes Gewicht spüren, wie es aufeinandergestapelt und miteinander verbunden ist?«
    Sie fühlte es. Sie spürte das Gewicht ihrer Haut über ihren Muskeln über ihren Knochen, aufgestapelt, so, wie er gesagt hatte. Da waren Millionen und Millionen winziger Teilchen von ihr, die alle marschierten wie kleine Soldaten mit verschiedenen, miteinander verbundenen Einsatzbefehlen. Sie kicherte bei dem Gedanken, wie komisch es war, aus dieser riesigen Armee zu bestehen und es bisher nie gefühlt zu haben. Sie hörte auch Lucaslachen und wusste, dass er mit ihr an demselben Punkt war und dasselbe fühlte wie sie.
    »Jetzt möchte ich, dass du etwas Schwieriges tust«, sagte er. »Ich möchte, dass du drinnen bleibst, aber auch hinausschaust. Hab keine Angst. Ich bin bei dir.«
    Helen tat, was er gesagt hatte, aber das Gefühl war einfach viel zu intensiv.
    Sie hatte vor Monaten einmal ihre Sonnenbrille verlegt. Sie hatte überall danach gesucht, in der Küche, im Wohnzimmer, immer wieder in ihrem Zimmer, aber sie konnte sie nicht finden. Besonders ärgerlich war, dass sie genau wusste, dass sie sie in der Hand gehabt hatte, sich aber nicht mehr erinnern konnte, wo sie sie hingelegt hatte. Dann hatte ihr Dad gesagt, dass sie die Brille oben auf dem Kopf trug.
    Das war der Moment, in dem sie erkannte, dass sie den falschen Sinn benutzt hatte. Statt zu sehen, hätte sie fühlen müssen. Als sie nach oben griff, fühlte sie die Sonnenbrille mit der Hand, aber sie spürte sie auch mit der Kopfhaut, und als sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie sie die ganze Zeit dort oben gefühlt hatte. Sie war nur so mit Sehen beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war zu fühlen.
    Dies war jetzt ähnlich. Sie erkannte erneut, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gab, die Welt um sich wahrzunehmen. Sie war sich immer

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