Goettlicher Thor 1
einen Schritt näher zu kommen, obwohl das nicht möglich war. Vielleicht verdoppelte sich auch nur seine Präsenz oder sein Interesse. Doch das war mir eindeutig zu viel und zu meiner Schande musste ich gestehen, dass es mich vollkommen hysterisch machte. Solch einen Ansturm auf meine Gefühle kannte ich nicht und ich ... wollte ihn auch nicht.
„Wie der italienische Ort?“, fragte er sanft, als würde er meine Panik erkennen und versuchen mich zu beruhigen. „Die Toskana soll ja berühmt sein für ihre Kunstschätze und Terra Siena, nennt man doch diese besondere Erde mit ihren wunderschönen Orange-, Gelb- und Rottönen.“ Seine Worte waren tief, innig und er beschrieb meinen Namen auf eine Weise, die mich sprachlos machte, dennoch brach die alte Angst aus mir hervor, kroch aus allen Ecken und Enden meiner Seele, vernebelte meinen Verstand. Am liebsten hätte ich geschrien. Stattdessen entriss ich ihm, wie von allen guten Geistern verlassen, meine Hand. Der Mann war einfach zu gefährlich. Für alle hier, aber vor allem für mich.
„Sorry, ich bin schon am Sprung. Habe einen Knall ... äh ... Termin“, stammelte ich hektisch und ging ein paar schnelle Schritte zur Seite.
„Warte“, rief Francesko, doch ich schüttelte nur den Kopf, war den Tränen nahe und rannte wie von der Tarantel gestochen aus dem Fitnessraum.
11. Kapitel
„Ich sag dir so peinlich war ich noch nie!“
„Aber, Siena! Nichts ist wirklich so peinlich, wie man es zumeist selbst empfindet. Na, außer du hast dich vor lauter Schreck auch noch angepinkelt“, lachte Martina und rubbelte mir fürsorglich über den Arm. Sie wollte mich aufheitern und das rechnete ich ihr hoch an. Schließlich hatte sie sich kurzfristig Zeit für mich genommen und war zu mir nach Hause gefahren. Hatte ich vor ein paar Tagen noch daran gezweifelt Freundinnen wie sie und Rosi zu brauchen, war ich nun sehr froh, einer Frau mein Herz ausschütten zu können.
Heulend saß ich mit ihr auf der Couch und kippte ein Weißweinglas nach dem anderen. Schnaps wäre vermutlich besser gewesen, doch Martina hatte auf Wein bestanden. Aus gutem Grund! Vermutlich hatte sie meine selbstzerstörerische Anwandlung sofort erkannt und die mildere Variante gewählt.
„So und jetzt sag‘ ich dir mal was! Meine Hochzeit ist erst im Sommer, aber mein Polterabend schon diesen Freitag! Mein holder Geliebter ist dann nämlich länger auf Dienstreise und ich habe auch einen Termin nach dem anderen. Wir haben uns also gedacht, dass wir ruhig schon einen Monat vor der Hochzeit poltern können. Und das bedeutet ABLENKUNG! Verstehst du den Wink mit dem Zaunpfahl?“ Sie grinste zufrieden und schien sich wirklich schon sehr auf diesen Abend zu freuen
„Aber ihr wollt doch die volle Orgie und das ist nichts für mich! Ich kann dir nur sagen, seit heute weiß ich wieder wie klein ich einst war. Bin! Ach, was auch immer! Prost!“ Ich war wirklich zerknirscht. Da traf man einmal einen Mann, der wie ein Gott aussah und auch so wirkte und dann benahm man sich wie die letzte Idiotin.
„Süße wir wollen nur das machen, was Spaß macht. Und du musst ja nicht so weit gehen wie ich oder Rosi. Ich dachte mir auch, dass es ganz lustig wäre zu einer Wahrsagerin zu gehen oder vielleicht lasse ich mir die Aura reinigen oder auch nur abfotografieren. Mir ist irgendwie nach Blödsinn.“
„Blödsinn“, murmelte ich und versuchte mir mehr Unbekümmertheit anzutrinken. „Ich wünschte ich könnte auch so ausgelassen sein, echt“, murmelte ich
„Du wünscht es dir?“, fragte Martina und bekam plötzlich einen ganz anderen Blick. „Ich sag dir jetzt mal was Mädchen! Seit Jahren haben wir deine Depression beobachtet und bewundern mittlerweile, wie du dich Jahr um Jahr selbst aus der Scheiße herausgezogen hast. Das mit den Drachen ist uns zwar suspekt und hat uns – zugegeben – amüsiert, aber wir haben wohl alle so unsere Geheimnisse und Talente. Also, wenn du dir wirklich Ausgelassenheit wünscht, dann könntest du an meinem Polterabend endlich damit anfangen. Wenn du willst helfe ich dir dabei so gut ich kann, besorge dir ein Kleid zum Niederbrechen, schminke dich, zeige dir die interessantesten Lokale, gebe dir was zu rauchen.“ Dazu lächelte sie mir auf eine Weise zu, die mir zeigte, wie ernst sie das meinte. Irgendwie kannte ich Martina so gar nicht.
„Drogen? Meinst du etwa Drogen, Martina?“ Energisch stellte ich mein Glas ab und wollte ihr die Leviten lesen. Doch Martina
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