Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Schweinefleisch! Habt ihr schon mal Schlangen gegessen?«
    »Hau ab zum Wagen!« schrie Chick. »Ist das ein perverser Kerl!«
    Nach drei Tagen, die Wüste war wieder zur Wüste geworden, der See trocknete aus, die Blüten verwelkten und starben in trauriger Schönheit, gestattete Wolf, daß Sally die ersten Schritte versuchte. An seiner Hand ging sie vor dem Bus hin und her, umkreiste darauf das Zelt, und Wolf mußte zugeben, daß ihr Schritt so fest war wie vordem. Die Beine zitterten nicht, der Atem blieb normal und wurde nicht stoßartig, nichts deutete auf eine Anstrengung hin, auf eine Schwäche oder Behinderung.
    »Hervorragend!« rief Chick. »Du bist wieder voll da, Sally!«
    »Das war ich schon vor drei Tagen. Wolf wollte es nur nicht wahrhaben.«
    »So war es aber vernünftiger, Schatz.« Wolf nahm sie in seine Arme und küßte sie. »Morgen früh geht es weiter! Auf geradem Wege nach Nordwest. Zum Lake Neale und weiter zu den Ligertwood Cliffs. So, wie es auf dem Känguruhleder steht.«
    »So, wie es Boabo liest.« Chick hob die Faust, obwohl Boabo grinste. »Gnade dir Gott, Knollennase, wenn auch das die falsche Richtung ist!«
    »Es gibt nur diesen Ort, Mr. Chick!« rief Boabo verzückt. Sein Gesicht glänzte. Es geht weiter, dachte er, morgen geht es endlich weiter. Und jetzt führe ich! Einen zweiten Petoo wird es nicht mehr geben. Der Berg, der bei Sonnenaufgang wie ein Bein aussieht – wir finden ihn! Es gibt nur diese Berge in dem Gebiet, wo man den Yunukoojootjara-Dialekt spricht. Diese Sprache ist wie ein Wegweiser.
    Der Abend, der unwiderruflich letzte am Lake Amadeus, wurde zu einer kleinen Abschiedsfeier. Cher und Sally hatten ein Festessen zubereitet: Heißer Schweineschinken nach Prager Art. Boabo verdrehte die Augen. Wieder Schweinefleisch! Er sehnte sich nach den Resten seines Dingos, aber die hatte Chick in den See geworfen. Fassungslos sah er dann, wie aus dem Nichts zwei große Geier erschienen und sich auf Fleisch und Knochen stürzten, es mit den scharfen, gebogenen Schnäbeln zerfetzten und hinunterschlangen.
    In dieser Nacht schliefen Sally und Wolf wieder zusammen im Bus. Ganz vorsichtig, mit einer schwebenden Zärtlichkeit berührten sie sich, streichelten ihre Körper, vereinigten sich in einer heiligen Scheu und waren so unendlich glücklich wie nie zuvor. Kein Wort sprachen sie dabei, nur ihre Herzen klopften aneinander und teilten sich ihre Seligkeit mit.
    Nach der gegenseitigen seligen Erlösung betrachtete Wolf ihren Körper und küßte Sally von den Zehen bis zum Mund. Unter seinen Lippen dehnte sie sich, und je höher er sich tastete, um so mehr versank sie in einer wunderbaren Schwerelosigkeit.
    »Sally«, sagte Wolf, als er bei ihren Lippen angekommen war.
    »Unterbrich nicht das Schweben der Wolken …«
    »Woher hast du die blauen Flecke an den Schenkeln?«
    »Ich bin doch überall angestoßen, als es mir so schlecht ging …«
    »Da sind ein paar ganz schöne Blutergüsse dabei.«
    »Küß mich«, flüsterte sie, »und schweig … Diese herrliche Stille, in der ich dich fühle …«
    Er legte sein Gesicht in ihre Halsbeuge, atmete den Duft ihrer Haut ein und vergaß die dunklen Flecken an ihren Schenkeln …
    Der Säufertod des alten Aboriginal wurde von keiner amtlichen Stelle besonders beachtet. Pinter, der den Vorfall nicht nur nach Ayers Rock, sondern auch an die Zentrale nach Alice Springs meldete, hörte jedesmal die gleiche Antwort.
    »Nichts Neues für uns. Das kennen wir. Hat wenigstens einen schönen Tod gehabt, vollgesoffen und dann ein Herzschlag. Viele wären glücklich, so abzuschwirren.« Das klang zynisch, war aber nichts als Resignation. Wie sollte man derlei Dinge verhindern? Sie starben eben langsam dahin, die Aboriginals, durch Alkohol und Petrol-Schnüffeln zerstört. Man konnte nur mit einem Achselzucken zusehen.
    Das einzige, was Pinter und Fred noch tun konnten: Sie beschlagnahmten alles, was sie gefunden hatten. Die fünf im Kreis auf der Erde sitzenden Eingeborenen starrten stumm vor sich hin, mit stieren, rotumränderten Augen, ein Beweis, daß sie noch vor kurzem die Benzindämpfe aus dem Kanister eingeatmet hatten. Sie rührten sich auch nicht, als die beiden Polizisten die kostbaren Waren zum Hubschrauber trugen; sie blickten noch nicht einmal hoch.
    »Was ist mit dem Toten?« fragte Fred, als sie alles in den Hubschrauber geworfen hatten. »Nehmen wir den mit?«
    »Wozu?« Pinter schüttelte heftig den Kopf. »Den begraben sie selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher