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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über sechshundert Stämme in Australien, die über zweihundert verschiedene Sprachen und Dialekte sprachen, aber für die Weißen waren sie absolut nichts wert: sie hatten kein Gold wie die Mayas und Inkas in Südamerika, sie waren unbrauchbarer als Sklaven wie etwa die Neger aus Schwarzafrika, mit denen die arabischen Sklavenhändler handelten, und sie verteidigten nicht einmal ihr Land wie die Indianer. Denn Land war genug da, unvorstellbar riesige, unbewohnte Flächen, die von den Eingeborenen wohl durchzogen wurden, aber die sie nicht als ihr Eigentum betrachteten. Für sie war das Land ihrer aller Mutter.
    Was also tun mit diesen Wesen? Die weißen Einwanderer, von denen die meisten zwangsweise kamen, denn Australien wurde schnell zur Sträflingskolonie des britischen Königreiches, wohin man alles abschob, was in England zu langen Freiheitsstrafen verurteilt worden war, diese Einwanderer betrachteten die Aboriginals als eine Art Getier, das man jagen konnte.
    So, wie man auf die Jagd nach Känguruhs ging, so begann man die Eingeborenen abzuschießen, ein lustiger Zeitvertreib, vor allem wenn die Aboriginals sich mit ihren komischen Wurfhölzern, den Bumerangs, zu wehren begannen und versuchten, sich ihrer Mörder mit Pfeilen und bunt bemalten, vielzackigen Speeren zu erwehren. Es wurde zum Vergnügen, diese knollennasigen Schwarzen zu erlegen.
    Noch vor hundert Jahren, als Europa und vor allem England stolz darauf waren, ein die Menschenwürde schützendes Rechtsdenken zu haben, schrieb in Australien die Zeitung ›The Queenslander‹ am 4. September 1880: Wir müssen die Schwarzen durch Furcht regieren und sie lehren, daß Krieg gegen Siedler sinnlos ist. Den Gipfel der totalen Menschenverachtung aber erklomm die Zeitung ›Normaton Herald‹, die um die gleiche Zeit schrieb: Auch sogar halbzivilisierte Nigger sind nicht mehr als Dreck, denen eher Gnade als ein Verbrechen geschieht, wenn man sie vom Gesicht der Erde fortwischt!
    Auch in den Lehr- und Geschichtsbüchern ist kaum mehr zu finden als das, was der australische Anthropologe Geoffrey Stead schrieb, als er geheime Polizeidokumente durchstudiert hatte: Die Beziehung der weißen Siedler zu den schwarzen Ureinwohnern Australiens war alle Zeit vergleichbar mir dem alttäglichen Routinebetrieb einer Groß-Schlächterei. Die Schwarzen wurden gejagt, gefangen, abgeschlachtet. Was sie von den Tieren unterschied, war ihr Mindernutzen; nicht einmal die Jagdhunde der Weißen mochten die schwarzen Kadaver anrühren …
    Der junge Offiziersanwärter Lindsay allerdings hatte dies alles mit tiefer Beschämung gelesen und sich vorgenommen, später als Offizier beim Einsatz im Outback den Aboriginals anders als seine Vorfahren gegenüberzutreten. Von Mensch zu Mensch, nicht von Herrenrasse zu Minderwertigkeit. Und so hatte er es bei seinen wenigen Begegnungen mit den Aboriginals auch praktiziert; er war als Freund zu ihnen gekommen und hatte damit zuerst Erstaunen, dann aber Herzlichkeit hervorgerufen.
    Doch was jetzt tun? Die Mauer der Aboriginals um Angurugus Grab blieb geschlossen, auch als ein Sergeant brüllte: »Platz da! Auseinander! Geht zur Seite!« Und in der Mitte des Kreises stand Doomadooa, der große Medizinmann und Zauberer des Stammes, rief die Geister an und wollte ein Feuer über dem Körper Angurugus entzünden, um vor allem den bösen Geist, der in Angurugu gewütet hatte, zu vertreiben und ihn gleichzeitig mit der ihm geweihten Flamme zu versöhnen.
    Etwas hilflos blickte der Sergeant zu Lieutenant Lindsay hinüber, nachdem seinen Befehlen niemand folgte. Lindsay hob den Arm und winkte. Die Soldaten versammelten sich um ihn. »Lassen wir ihnen ihre Zeremonie«, sagte er, obwohl er deutlich sah, daß die meisten seiner Männer bereit waren, sich eine so offensichtliche Provokation nicht gefallen zu lassen und deshalb auf die Aboriginals einzuschlagen.
    »Sir«, sagte denn auch der Sergeant gepreßt, »der schwarze Oberaffe hat das Kreuz an einem Baum zertrümmert. Er hat damit gewartet, bis wir es sehen konnten. Sollen wir uns das gefallen lassen?«
    Lieutenant Lindsay hob die Schultern und sah seinen Sergeanten forschend an. »Was würden Sie tun, Brenton«, fragte er, »wenn in der Kathedrale von Melbourne einhundert Aboriginals nackt um den Altar tanzten?«
    »Sie rauswerfen, Sir, und Ihnen eine Tracht Prügel verabreichen«, antwortete Sergeant Brenton sofort.
    »Sehen Sie … Aber zum größten Heiligtum der Aboriginals – dem Ayers Rock –

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