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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus.
    Sergeant Brenton besprühte den Sarg mehrmals mit einem Desinfektionsmittel, das er in einem Spezialkanister auf dem Rücken trug. Die anderen Vermummten warfen die Schaufeln und Hacken in das ausgegrabene Loch und stellten sich dann auf. Brenton kam zu ihnen und besprühte auch sie von allen Seiten. Erst dann zogen sich alle aus und warfen ihre Schutzanzüge ebenfalls ins Grab. Finch, der sich abseits gehalten hatte, kam mit zwei großen Benzinkanistern und goß ihren Inhalt in das Loch. »Vorsicht!« rief er und zündete einen Lappen an seinem Feuerzeug an und warf ihn hinterher. Im Nu schoß eine Flamme hoch, und dann stand eine Fackel über Angurugus Grab, als habe man an dieser Stelle Erdöl entdeckt.
    Finch sprang in den Jeep und verzog angeekelt das Gesicht, denn das Sprühmittel stank fürchterlich, und fuhr zum Highway zurück.
    Sergeant Brenton marschierte mit seinem Trupp zu den Wagen. Als er sich umblickte, sah er voller Erstaunen, daß die Aboriginals wieder ihren Kreis um das nun brennende Grab geschlossen hatten, sich auf die Erde hockten und stumm auf die Flammen blickten.
    Sie nahmen Abschied von Angurugu … Für sie lag er noch im Boden, denn sein Geist war unbrennbar. Was die Weißen da abtransportierten, war nur Abfall, eine zerstörte Hülle …
    »Wir werden diese schwarzen Affen nie verstehen, Sir«, sagte Brenton, als er Lindsay erreicht hatte. Die Leute des Grabtrupps standen am Mannschaftswagen und tranken durstig eine Flasche Fruchtsaft.
    »Es sind Menschen, Brenton!« antwortete Lindsay tadelnd. »Menschen wie Sie und ich.«
    »Nicht auszudenken, mit denen verwandt zu sein!« knurrte der Sergeant. »Das muß ich heute abend mit Whisky wegspülen, Sir …«
    In schneller Fahrt kehrte das Kommando nach Alice Springs zurück. Den Sarg lud man sofort in einer Betongarage des Hospitals ab, malte einen großen schwarzen Totenkopf auf die Tür und stellte einen Posten davor auf.
    Wir haben alles getan, was man zur Sicherheit tun konnte, dachte Lindsay, bevor er das Hospital betrat, um sich bei Captain Tillburg zurückzumelden. Wirklich alles?
    Im Hospital war man mittlerweile darauf vorbereitet, einen Notfall durchzuspielen. Man hätte gern auf diese ›Übung‹, denn mehr war es noch nicht, verzichtet, aber Captain Tillburg und auch der Bürgermeister von Alice Springs hatten eindringlich davor gewarnt, die entstandene Situation auf die leichte Schulter zu nehmen.
    »Besser zu viel Vorsicht als gar keine!« hatte Tillburg verkündet. »In diesem Fall kann Übereifer nicht schädlich sein.«
    Auch der Distriktsgouverneur erschien im Hospital, zusammen mit einem Vertreter des autonomen Aboriginal Land Councils, einem Eingeborenen, dem man die hohe Stellung eines Landrates ansah.
    Er trug gepflegte europäische Kleidung, hatte die Haare modisch gestutzt, sprach ein gutes Englisch, war auf einer Missionsschule erzogen worden und hatte sich voll und ganz dem Lebensstil der Weißen angepaßt. Er wohnte in einem schönen Steinhaus, hatte drei Hausangestellte, Waschmaschine, Kühlschrank, Fernsehen, Elektroherd und Minigolf im üppigen Garten. Seine Frau trug Kleider, die man aus Adelaide oder Darwin kommen ließ … Und somit war dieser Mann eine Art Neutrum geworden. Kein Aboriginal mehr, aber auch kein Weißer … Ein Kontrollorgan, eine Verwaltungsmaschine, eine demokratische Null, weiter nichts. Von den Weißen wurde er geduldet, weil er der Welt gegenüber ein Alibi für die Gleichberechtigung für Urbevölkerung darstellte, von den Aboriginals selbst scheel angesehen oder sogar gehaßt. Denn wer in einem Reservat lebt, das aus Wüste, roten Felsen und Salzseen besteht und deshalb nur noch ein Vegetieren möglich macht, hat kaum das Gefühl, gleichberechtigt zu sein. Außerdem hatte man ihnen den Alkohol verboten; in den Reservaten überwachten Gemeinderäte die ›Trockenheit‹ der Eingeborenen, und doch gab es in keinem Volk so viele Betrunkene, die sich um Verstand und Leben soffen, wie bei den Aboriginals. Sehr zur Freude der Weißen, die ihnen den Todesstoff lieferten, denn je mehr sich ein Volk selbst dezimiert, desto größer ist die Erwartung der nutznießenden Nachbarn.
    »Das ist ja ungeheuerlich!« sagte der Distriktsgouverneur zu Wolf Herbarth. Er sagte die Worte hinter einer Plastikwand, die ihn von Wolf trennte, in einem Zimmer, das man als Isolierraum hergerichtet hatte. Zwei weitere Zimmer wurden in aller Eile zur Isolierstation umfunktioniert. »Die Krankheit wird also

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