Gold in den roten Bergen
sagte Cher jetzt sehr entschlossen. »Und wenn ihr das nicht wollt, könnt ihr auch nicht fahren. Wir werden beim Gouverneur Anzeige erstatten, daß ihr ohne Schürflizenz ins Haasts Bluff fahren wollt …«
»Erpressung!« stöhnte Chick auf. »Erpressung! Wolf, sie erpressen uns ganz gemein …«
»Sie werden es nie tun.«
»Wir werden es tun!« sagte Sally fest.
»Ist dir klar, daß es dann zwischen uns zu Ende ist?« fragte Wolf hart.
»Wenn ihr da draußen umkommt, ist es auch mit uns zu Ende … Was spielt es da noch für eine Rolle, wie das Ende ist?« Sally beugte sich zu Wolf über den Tisch. »Aber ich liebe dich, du Ekel, ich liebe dich so grenzenlos, daß ich dabeisein will, wenn du im Never Never bleibst. Ich will mit dir gemeinsam sterben, wenn es schon sein muß! Ist das wirklich so schrecklich? Ist das eine Erpressung? Ich will neben dir in dieser roten Hölle liegen …«
»Wir blasen alles ab!« Wolf erhob sich mit einem Ruck und übersah Chicks entsetzten Blick. »Mir genügt mein bisheriges Leben. Ich kehre nach Adelaide zurück.«
»Und die Millionen, die auf uns warten?« stotterte Chick.
»Ich brauche keine Goldklumpen, um glücklich zu sein.«
»Dreimal zum Teufel!« schrie Chick und sprang ebenfalls auf. »Dann fahre ich allein …«
»Und mit mir …«, warf Cher ein.
»Allein!« brüllte er.
»Eher bringe ich dich um! Dann habe ich auch noch ein bißchen Freude …«
»Die Pizza, meine Lieben!« Der italienische Ober balancierte eine riesige Pizza vor sich her. »Soll ich sie servieren … oder gleich an die Wand werfen?«
Es war eine Erlösung, daß man noch lachen konnte. Die Pizza kam im richtigen Augenblick, sie löste die innere Spannung.
»Wir können ja alles in Ruhe überlegen«, sagte Wolf und schnitt das duftende Kunstwerk eines italienischen Kochs an. »Sally, sollen wir vor dem Never Never heiraten oder hinterher?«
»O Gott, soll das ein Antrag sein?«
»Man kann ja mal fragen …«
»Hinterher!« Sally beugte sich über ihr Pizzastück. »Wenn wir alles hinter uns haben. Die Gefahr, schnell Witwe zu werden, ist mir jetzt zu groß …«
In den folgenden Tagen kauften sie ein, was sie glaubten, mitnehmen zu müssen. Nicht nur die Kanister für Wasser und Benzin, die Katadyn-Filter und Micropur-Tabletten, um im äußersten Notfall auch Wasser aus Tümpeln genießbar zu machen, sondern sie schleppten außerdem zu Boabo in die Garage: Hundert Dosen Rindfleisch, sechzig Kilo Reis, zwanzig Kilo Nudeln, dreißig Dosen Tomatenmark, drei Dosen Salz, drei Kilo Zucker, zehn Kilo Schinken, vierzig Tüten verschiedene Fertigsuppen, sechs Kilo gekörnte Hühnerbrühe, zehn Kilo Salami, zehn Tropendosen mit Schokolade, fünfundzwanzig Dosen eingemachtes Obst, vierzig Dosen Brot, dreißig Dosen Erbsen, Bohnen und Möhren, Milchpulver für sechzig Liter Milch, vier Kilo Kaffee, hundert Liter C-Frisch, zehn Dosen Würstchen, vierzig Dosen Frühstücksfleisch, vierzig Stück in Folie eingeschweißten Käse, sechzig Dosen Fisch, fünfzig Dosen Fertiggerichte wie Linsensuppe, Erbsensuppe, Pichelsteiner, Gulasch, Huhn auf Reis …
»Wollen wir Gold suchen oder uns dumm und dusselig fressen?« fragte Wolf, als Chick immer noch mehr einkaufte und sogar Instant-Pulver für zehn Liter Bratensoße mitnahm. »Wir kommen ja an wie ein rollendes Restaurant …«
»In der Roten Wüste gibt's keine italienische Pizzeria«, sagte Chick und packte auch noch vierzig Dosen Ölsardinen ein. »Und in drei Monaten wird schon was weggefressen, das sag' ich dir. Wissen wir, wohin wir kommen? Ob es dort Känguruhs oder anderes Frischfleisch gibt? Steine kann man nicht kochen, Wolf!«
Nach acht Tagen waren sie soweit, ins Never Never aufbrechen zu können. Der Toyota und der VW-Bus waren gründlich durchgesehen worden, nicht nur von Boabo, sondern auch von Chick, der dann den Aboriginal durch die Werkstatt jagte und ihm Schläge androhte, weil er einen morschen Keilriemen übersehen hatte. Die Fahrerlaubnis für das Gebiet Haasts Bluff war erteilt worden, und Saul Eberhardt, den Wolf noch einmal aufsuchte, um letzte Informationen über dieses Gebiet einzuholen, hatte zum Abschied gesagt:
»Bleiben Sie hier, Wolf. Sie hätten Ihr Geld auch aus dem Fenster werfen können. Wenn Sie dort Gold finden, gibt's auf dem Mond Mineralquellen. Und – das sollten Sie und Ihre Mitidioten auch wissen – da draußen ist Ihr Leben keinen Cent wert. Sie haben nur Feinde um sich: die Eingeborenen, die Sonne, den
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