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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wind, die Wüste, die Kälte der Nacht, den Durst, die Hitze, die Einsamkeit – alles, alles dort ist feindlich. Sie und Chick mögen ganze Kerle sein, aber dieses Land, in das ihr wollt, ist auch nichts für Kerle wie euch. Es frißt euch auf, ihr seid nicht aus diesem Boden gebacken, und was ihr an Kraft und Mut mitbringt, verdorrt dort. Überlegt es euch noch mal …«
    Es gab nichts mehr zu überlegen. Am frühen Morgen, zwei Tage später gleich nach Sonnenaufgang, verließen die beiden Wagen Alice Springs. Nur ein paar Frühaufsteher und die unter den Bäumen am Ufer des ausgetrockneten Todd River lagernden Aboriginals sahen ihren Auszug ins Ungewisse. Chick fuhr den Toyota, neben sich Boabo, der seine sonst saubere ›weiße‹ Kleidung gegen die zerlumpte der Haasts-Bluff-Aboriginals eingetauscht hatte. Im Never Never würde er auch die gegen ausgewaschene Shorts umtauschen oder gar nur mit einem gewickelten Lendenschurz herumlaufen, um nicht sofort Mißtrauen zu erzeugen oder sogar eine tiefe Abneigung: Seht, da kommt so ein Verräter, der sich den Weißen unterworfen hat …
    So aber konnte Boabo zeigen, daß er noch ein richtiger Aboriginal war, ein Angehöriger des Atnaarpaa-Stammes, den es schon vor zwanzigtausend Jahren gegeben hatte.
    Am Steuer des VW-Busses saß Sally. Sie hatte es so gewollt, und Wolf war ihr Beifahrer, wohl wissend, daß da draußen im Never Never die Rollen getauscht werden mußten. Cher saß hinter ihnen zwischen Kartons, Kisten, Dosen, Leichtmetall-Boxen und Kanistern still und verbiestert, denn Chick hatte kurz und bündig gesagt:
    »Du bleibst im Bus. Wenn du neben mir im Toyota sitzt und dauernd meckerst, komm' ich als Verrückter bei unseren Goldklumpen an!«
    Und noch jemand beobachtete durch Zufall ihre Abfahrt aus Alice Springs: Mastersergeant Rock Hammerschmidt. An der Ecke der Wallmulla Street, am südlichen Ende von Alice Springs, blickte er aus dem Fenster eines Zimmers, als er von der Toilette ins warme Bett zurückwollte. Das Zimmer gehörte Eve, einem der Dancing-Girls im Federal Pacific Casino Hotel. Eve tanzte in einer Show mit, und Hammerschmidt gönnte sie sich ab und zu als Erholung vom Militärstreß. Heute war solch eine Nacht gewesen, und bevor er zum Morgenappell in die Kaserne zurückmußte, gedachte Rocky noch einen liebevollen Abschied von Eve zu nehmen.
    »Gute Fahrt, ihr Spinner«, sagte er und sah den beiden Wagen nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwanden. »Jetzt können wir die Tage zählen, bis wir euch wieder aus der Scheiße rausholen müssen.«
    Am ersten Tage erreichten sie ohne große Schwierigkeiten das vorgesehene Ziel: Kings Canyon in den George Gill Ranges. Es war die letzte Station der Zivilisation vor der oft nur aus dem Flugzeug bekannten Weite der roten Wüste und Felsen. Auf dem Stuart Highway waren sie bis Henbury gefahren und dann auf die ebenfalls gut ausgebaute Straße nach Wallera abgebogen, wo die letzte Benzinstation war. Hier füllten sie noch einmal alle Autotanks auf und kauften noch eine Rolle Zaundraht, weil der Tankstellenbesitzer ihnen riet, draußen im Never Never nachts um die Zelte wegen der Schlangen, Dingos und anderem Getier einen Zaun zu ziehen.
    »Wo wollt ihr hin?« fragte der Mann von der Benzinstation.
    »Zunächst zum Mount Murray«, sagte Chick.
    »Mit den Frauen?«
    »Ja.«
    »Wollt ihr sie loswerden?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Aber damit müßt ihr rechnen. Was euch dort erwartet, halten sie nicht aus.«
    »Sagen Sie das den Frauen mal selbst. Uns glauben sie nicht, sie wollten partout mit. Wir haben es aufgegeben, mit ihnen darüber zu reden. Darüber hat's schon genug Krach gegeben.«
    »Es ist euer Leben!« Der Tankstellenbesitzer zuckte mit den Schultern. »Ich wollte euch nur warnen.«
    Im Wallera Ranch Roadhouse aßen sie noch einmal an einem gedeckten Tisch, machten sich über ein gewaltiges Steak her und tranken, zum letzten Mal für viele Wochen, köstlich gekühltes Bier. Wolf mußte Chick mit Gewalt hindern, auch noch ein Faß einzuladen, obgleich dieser behauptete, Bier gäbe im Notfall mehr Kraft als alle anderen Medikamente. Bier sei die beste Medizin.
    »Erstaunlich, daß du nicht in Bayern geboren bist«, sagte Wolf und schickte Chick auf die Straße. »In der Wüste gibt auch Wasser Kraft.«
    »Ich hätte zehn Kästen Flaschenbier mitnehmen sollen.« Chick verzog wie im Schmerz sein Gesicht. »An das Naheliegendste denkt der Mensch oft zuletzt.«
    Ab Wallera gab es keine gewalzte

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