Gold in den roten Bergen
nichts. Chick hätte ihn nur ausgelacht und einen unheilbaren Idioten genannt. Vielleicht war er das auch. In diesem Augenblick verfluchte Wolf Herbarth die Minute, in der er das Känguruhleder angenommen und nicht einfach weggeworfen hatte.
Denn – dabei blieb er – es gab kein Gold in den Roten Bergen! Die neuesten geologischen Karten, die Wolf gekauft hatte, sagten das ebenfalls aus.
Das Haasts Bluff wie auch das Petermann waren Niemandsland. Wüste, Felsen, Steppe aus Spinifexgras, ausgetrocknete Salzseen, leere Flußbetten, grenzenlose Einsamkeit. Meeresboden vor 180 Millionen Jahren. Wo soll da Gold herkommen?
Auf dem Flugplatz von Alice Springs erwarteten Sally und Cher die beiden Männer. Sie liefen Wolf und Chick entgegen, fielen ihnen um den Hals und riefen wie aus einem Mund; »Nichts! Nichts! Nichts!«
Und Sally fügte hinzu: »Aus Adelaide hat man im Hotel angerufen. Sie können keine ansteckende Krankheit feststellen. Ich weiß es von Dr. Tunin … Offiziell ist es aber noch nicht. Tunin traut dem Befund nicht.«
»Einer muß ja immer querschießen!« Chick faßte Cher um die Hüfte. »Da hat sich Captain Tillburg endlich mal blamiert.«
»Kennt man denn die Krankheit?« fragte Wolf. Dr. Tunins Zögern machte ihn nachdenklich.
»Bisher sind in Adelaide drei solche Fälle bekannt. Man hat beim ersten Fall sofort Affen mit dem Blut des Kranken infiziert … Sie zeigten keine Wirkung. Aber der kranke Aboriginal starb an Atemlähmung … wie nach dem Biß einer Taipan-Schlange.«
»Das wird's auch gewesen sein.« Chick kniff Cher in den Hintern, sie quietschten auf, benahm sich wie ein grünes Girl und rannte weg. Chick jagte hinter ihr her, fing sie an der Tür des kleinen Terminals ein und küßte sie vor allen Leuten.
»So sorglos wie Chick möchte ich auch sein«, sagte Wolf und ging mit Sally langsam zum Ausgang. »Im Truck ist er wie aus Eisen, aber ohne Track ist er mit seinen vierzig Jahren halb Kind, halb Mann.«
In den nächsten Tagen kauften sie ein und rüsteten die Expedition aus.
Wolf hatte siebentausend Dollar von der Bank geholt, und Chick hatte in stundenlanger Arbeit eine Liste erstellt, was man alles brauchte und mitnehmen mußte. Es war ein Wunschzettel, über den Wolf sagte, als er ihn durchstudiert hatte:
»Chick, wir haben einen Toyota Land Cruiser zur Verfügung und keinen Dreißig-Tonnen-Truck! Und ein Anhänger ist Blödsinn.«
»Geht alles rein, drauf und dran«, antwortete Chick, sehr zufrieden mit seiner langen Liste. »Du ahnst nicht, was so ein Land Cruiser alles wegschleppen kann. Den behängen wir mit Kanistern und Säcken wie einen Weihnachtsbaum. Außerdem haben wir die ganzen Hintersitze frei … Da können wir in Aluboxen und Plastikkästen so viel unterbringen, daß wir rund um die Welt fahren können.«
Genau das aber war ein großer Irrtum. Am nächsten Abend, nachdem Chick bereits in der Toyota-Werkstatt einen Haufen Ersatzteile bereitgelegt hatte, erschienen Sally und Cher in dem italienischen Restaurant in der Ermond Arcade der Hartley Street, wo Chick und Wolf sich eine opulente italienische Pizza bestellt hatten, und setzten sich zu ihnen an den Tisch. Sie wirkten wie zwei Frauen, die zu allem entschlossen waren, und vor allem Cher bekundete das sichtbar. Sie hatte ihre rotschimmernden Haare zusammengebunden und mit einem Stirnband nach Aboriginal-Art umkränzt. Chick starrte sie entgeistert an.
»Was ist denn mit dir los?« fragte er. »Machst du Modenschau für Farmerfrauen?«
»Wir haben euch etwas zu sagen.« Cher und Sally warfen sich einen verständigenden Blick zu. Daraufhin übernahm Sally das weitere Reden. Sie hatte immer den stärkeren Willen bewiesen.
»Kurz und einfach«, sagte sie ohne lange Einleitung, »ihr fahrt ins Haasts Bluff … Wir fahren mit.«
»Nein!« Das war eine kurze, klare Antwort von Wolf. Aber sie blieb wirkungslos.
»Wir haben damit gerechnet.« Sally lehnte sich zurück, bestellte bei der Bedienung zwei Gläser des fabelhaften australischen Landweins und eine Riesenpizza mit Tomaten, Pilzen und Schinken für Cher und sich. »Cher und ich haben unsere Stellungen schon gekündigt.«
»Da fällst du um und kriegst 'nen Krampf!« sagte Chick fassungslos. »Wolf, das geht doch nicht …«
»Das geht auf gar keinen Fall.« »Wir brauchen die Rückbank für das Gepäck, ihr saublöden Mädchen.«
»Auf dem Dach ist noch Platz genug«, behauptete Cher.
»Irrtum! Da liegen 'ne Einspritzpumpe, eine Ersatzbatterie,
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